August 2020

14 THEATER Regisseurin Charlotte Sprenger hat ihre Inszenierung von „Opening Night“ kurzerhand in ein Open-Air-Stück umgewandelt. Der neue Spielort ist der Innenhof vor dem Thalia Gauß. Im Stück geht es um eine Theatergruppe, die um ihre Premiere fürchtet, weil die Hauptdarstellerin die Proben sabotiert Foto: Krafft Angerer THALIA THEATER Charlotte, Deine Inszenierunghat durchdieCorona- Krise eine unerwartete Meta-Ebene bekommen. Wie weit wart ihr, als der Shutdown kam? Wir hatten gerade erst mit den Proben angefan- gen. Nach fünf Tagen mussten wir aufhören, uns physisch miteinander zu treffen. Wir haben dafür direkt virtuell weitergemacht und bei Zoom-Tref- fen miteinander geprobt. Das ist aber im Endeffekt nicht vergleichbar, weil das Proben doch sehr stark von anwesenden Körpern lebt. Wie kamst du auf die Idee, das Stück nach drau- ßen zu verlegen? Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, das Setting kom- plett zu verändern. Die Vorstellung, dass die Proben von den Hygienemaßnahmen dominiert werden, hat mich in meiner Fantasie blockiert. Draußen gibt es die Abstandsregeln auch, aber man ist sofort mit anderen Herausforderungen konfrontiert, wie das Stück dort zu übersetzen ist und das wird so- fort wichtiger als die Maßnahmen. Man vergisst sie fast. „Opening Night“ basiert auf dem gleichnamigen Film von John Cassavetes. Was hat dich an dem Stoff gereizt? Ich finde es faszinierend, wie eng Cassavetes mit Schauspielern zusammenarbeitet. Man spürt in seinen Filmen, dass sie eine vertraute Gruppe sind. Diese Form der Zusammenarbeit gefällt mir sehr. Das, was man am Ende dort sieht, ist das Ergebnis einer Auseinandersetzung und Sichtbarmachen von gemeinsamen Erlebnissen. Cassavetes hatte eine „Film-Familie“, mit der er immer wieder zusammenarbeitete. Du arbeitest erneut unter anderem mit Oda Thormeyer und „Ernste Kunsteitelkeit finde ich langweilig“

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