August 2019
34 THEATER THEATER EnMannmit Charakter 1955 wurde das Stück hier zumersten Mal aufgeführt – seitdem ist „En Mannmit Charakter“ ein Klassiker des Ohnsorg-Repertoires. Anlässlich des 75. Ge- burtstags von Heidi Mahler, Tochter des langjährigen Theater-Chefs Hans Mahler und der Ohnsorg-Le- gende Heidi Kabel, eröffnet nun eine Neuinszenie- rung die kommende Spielzeit des Hauses. Als „En Mannmit Charakter“ bezeichnet sich Bäckermeister Heinrich Hintzpeter, und meint, alles fest imGriff zu haben. Als sein Bruder Fritz, der vor langer Zeit in die USA ausgewandert ist, einen Besuch ankündigt, kommt allerdings Durcheinander in das geordnete Familienleben: Denn Heinrich heiratete einst, als Fritz das Land verließ, dessen schwangere Freundin. Wer ihr wirklicher Vater ist, weiß Tochter Gisela bis heute nicht. Ordnung in das Chaos bringt nur das eigentliche Familienoberhaupt – Heinrichs robuste Mutter, die von Geburtstagskind Heidi Mahler gespielt wird. (she) AB 25. AUGUST Ohnsorg Theater DieKatze und der General Nach dem Zerfall der Sowjetunion rief der Präsident Tschetscheniens die Unabhängigkeit der Region im Kaukasus aus – die Separatistenbewegung hatte aber weder russische noch internationale Anerkennung. Drei Jahre später, im Dezember 1994, begann aus dem schwelenden Konflikt der erste Tschetschenien- krieg. In ihrem Roman „Die Katze und der General“, mit dem Nino Haratischwili 2018 für den Deutschen Buchpreis nominiert war, greift die Autorin eben jene blutige Auseinandersetzung auf: Ein russischer Oligarch, der von allen nur „Der General“ genannt wird, kann sich trotz seines neuen Lebens im Berlin der Gegenwart nicht für seine Verbrechen im Tschetschenienkrieg vergeben. Besonders für die Vergehen an der jungen Tschetschenin Nura will er Ver- geltung. Jette Steckel, diemit der Inszenie- rung von Haratischwilis viertemRoman die Saison imThalia Theater eröffnet, arbeitete bereits zuvor erfolgreich mit dem Material der Autorin: 2017 brachte sie „Das achte Leben (für Brilka)“ auf die Bühne (she) AB 31. AUGUST Thalia Theater Die Tochter des Ganovenkönigs Ein großes Zimmer, hübsche Kleider, Bedienstete und ein Märchen- schloss als riesiger Spielplatz – die Traumvorstellung vomPrinzessin- nenleben ist für Julchen, die Tochter eines Königspaars, ganz und gar nicht in Erfüllung gegangen. Denn ihre Eltern sind zwar steinreich, aber auch durchweg schlechte Menschen, die sich um ihre Tochter kaum scheren. Als die beiden es in ihrer Geldgier schließlich sogar auf Jul- chen abgesehen haben, zieht die Elfjährige die Reißleine und beantragt offiziell die Scheidung von ihren Eltern. Für „Die Tochter des Ganoven- königs“, ein komödiantisches Märchen über Selbstbestimmung und das Schlechte im Menschen, erhielt der niederländische Autor Ad de Bont 1998 den Deutschen Kindertheaterpreis. Rund 20 Jahre später inszeniert das Junge Schauspielhaus sein Stück nun für ein Publikumab zehn Jahren. (she) AB 31. AUGUST Junges Schauspielhaus Foto: Oliver Fantitsch Foto: delovska.de Foto: Armin Smailovic Foto: Sinje Hasheider AGNIESZKA POLSKA / METAHAVEN / ROBERT LIPPOK & LUCAS GUTIERREZ / RICHARD REED PARRY (LIVE) 13.-18.08.2019 NEUE KUNST FÜR PLANETARIEN THE NEW INFINITY Tickets: KAMPNAGEL.DE oder PLANETARIUM-HAMBURG.DE Eine Koproduktion von mit THEATERNACHT HAMBURG 07.09.2019 „Ein Sommernachtstraum“ / Hamburg Ballett © Kiran West Das Festivalprogramm spiegelt mein Leben, ich habe in sehr unterschiedlichen Medien gearbeitet, mit Filmleuten, Autoren, Archi- tekten, zwei Jahre in einer Galerie, davor mit Robert Wilson. Ich habe die Genres von Anfang an nicht getrennt – und ein bisschen Schuld ist auch Tom Stromberg … … weil? … ich bei ihmmein erstes Praktikum absol- vierte, auf der Documenta X; dort gab es 1997 erstmals ein integriertes Theaterprogramm, das er als Kurator verantwortete, mit damals noch unbekannten Größen wie Gob Squad, Stefan Pucher und Meg Stuart. Das war ein tolles Umfeld: Ich habe eigentlich für das Theaterprogramm gearbeitet, das aber im Rahmen einer Bildenden-Kunst-Ausstellung stattfand. Was motiviert dich im nunmehr siebten Jahr als Künstlerischer Leiter des Inter- nationalen Sommerfestivals? Menschen zu offenem Denken zu motivie- ren. Und eine Öffnung des Kunstbegriffs zu erreichen. Das Theater zehrt längst von der Bildenden Kunst und umgekehrt, aber geh mal auf eine Ausstellungseröffnung, da siehst du wenige aus der Theaterszene. Über den Tellerrand zu schauen, sich zu öffnen für andere Einflüsse, hat immer etwas Bereicherndes. Alle Entwicklungen sind ent- standen, indem Menschen ihre gewohnten Grenzen überschritten oder Einflüsse von außen bekommen haben. So ist es auch in der Kunst, diese Trennung von Sparten – hier der Tanz, da die Musik, hier das Theater, da die Performance … … diese interessiert dich nicht? Die Kunst ist da viel weiter als die Institu- tionen oder die Feuilletons, die wenigsten Künstlerinnen und Künstler beschränken sich auf ein Medium. Bestes Beispiel: (La)Horde, die nicht nur die große Tanz-Eröffnungspro- duktion machen, sondern in der Vorhalle nebenan auch eine Live-Art-Ausstellung. Natürlich gibt es Künstler, die sich für ein Medium entscheiden, nicht jeder muss in- terdisziplinär arbeiten; wir bieten auch ein Konzert, das nur ein Konzert ist. Aber ich finde die Übergänge extrem interessant. Und das ist der Anspruch dieses Festivals – und auch mein Kunstbegriff: Sich durch die verschiedenen Medien zu bewegen, einen Parcours zu schaffen, in dem das Publikum sich durch unterschiedliche Genres, Stücke und Atmosphären bewegen kann. Gedanklich bist du schon im nächsten Jahr? Dieses Festival ist jetzt perfekt. Ich bin wirk- lich zufrieden, es gibt nichts, was wir aus strategischen Gründen reingesetzt haben. Und ja, gleichzeitig denke ich: Oh Gott, was sollen wir nächstes Jahr zeigen? Interview: Dagmar Ellen Fischer 7.–25. AUGUST Kampnagel; www.kampnagel.de Frank, als Jubiläumsinszenierung habt ihr euch für „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ entschieden, in der Kinder die Op- fer sind. Warum? „M“ war schon länger ein Wunschkind. Der Stoff ist zeitlos, denn so lange es Kinder gibt, sorgt man sich um sie und gerät aus der Fassung, wenn irgendetwas passiert. Im Kern geht es um das Menschliche. Wozu sind Leute in Extremsituationen fähig? Um das zu erzählen, helfen auch die Songs im Stück: Es funktioniert besser, über innere Abläufe zu singen, als darüber zu reden. Ne- benbei war das auch unser Wunsch fürs Jubiläum: Die Anfänge des Musiktheaters mit dem Krimi zusammenzubringen. Wie sieht das dann auf der Bühne so aus? Wir befinden uns in einer alten Fabrikhalle. Überall ist Gebälk und hinten auf die Wand ist eine alte Reklame gemalt. Es ist überall Mauerstein zu sehen. Es gibt verschiebbare Treppen ... Alles ist gebraucht, alt und knarzig. Die Kostüme sind tatsächlich alle im 20er-, 30er-Jahre-Stil gehalten. Mal was ganz anderes, ihr gehört zu den Erstunterzeichnern der Hamburger „Erklärung der Vielen“, die sich gegen rechtspopulis- tische Einflussnahme auf den Kulturbetrieb ausspricht ... Ich bin kein politischer Mensch und wir machen hier „nur“ Unter- haltung. Aber für mich ist es grundsätzlich unvorstellbar, dass mir jemand sagt, das und das darfst du jetzt nicht mehr zeigen. Bei uns ist es zwar noch nicht so, es schadet aber auch nicht, hier ein bisschen übervorsichtig zu sein. Das Theater muss ein Feld für freie Meinungsäußerung bleiben, und das müssen wir schützen. Als „M“ geschrieben wurde, standen wir an einer Schwelle, an der wir heute vielleicht wieder stehen. „M“ führt ja auch sehr deutlich vor Augen, was passiert, wenn Leute mit Populismus konfrontiert werden, wie schnell sich Strömungen bilden, die dann nicht mehr aufzuhalten sind. Da muss man sich einfach positionieren und dagegen rudern. Interview: Karin Jirsak AB 19. AUGUST Imperial Theater; www.imperial-theater.de Imperial Theater Seit 25 Jahren zu Hause auf dem Kiez. Jetzt vereint Intendant Frank Thannhäuser die Musiktheater-Vergangenheit und die Krimi-Gegenwart in dem Jubiläumsstück „M“ 35
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