August 2018
TAG&NACHT 8 Vor 35 Jahren noch das Zentrum eines Um- weltskandals, ist der Energieberg auf der Elbinsel heute ein Ort der Aufklärung Der Berg ruft Einen guten Ruf hatte sie lange nicht, die Mülldepo- nie in Georgswer- der. Während des zweiten Weltkriegs wurden hier Flug- abwehrkanonen abgefeuert. Nach Kriegsende ver- schwanden die Waf- fen, die Trümmer des zerbombten Hamburgs wurden abgeladen, der Hügel wuchs. Hausmüll landete auf dem Berg, in den späten 60er Jahren kamen dann schließlich giftige Industrieabfälle und Son- dermüll hinzu. Ein Jahrzehnt später wurde die Deponie geschlossen, der unschöne Müllhügel schien in Vergessenheit zu geraten – Bis 1983 fest- gestellt wurde, dass das Regenwasser hochgiftige Dioxine ins Grundwasser spült. Der Hügel ist plötzlich das Zentrum des bis dato größten Um- weltskandals der Hansestadt. Für rund 95 Millio- nen Euro werden der Hügel und das darunterle- gende Grundwasser daraufhin aufwendig gesichert und begrünt. Von der skandalumworbenen Geschichte des En- ergiebergs Georgswerder ist heute nicht mehr viel zu erkennen: Ein schöner grüner Hügel, könnte man denken, der nicht zuletzt eine der besten Aussichten auf den Hafen der Stadt bietet. Im Rah- men der Internationalen Bauaustellung bekam der Hügel einen Horizontweg, auf dem man in 40 Metern Höhe einmal um die Kuppel spazieren kann. Eine Solaranlage und Windräder versorgen rund 4000 Hamburger Haushalte mit Strom. Und die Methangase, die durch die Zersetzung des Mülls im Inneren des Berges entstehen, werden seit Jahren kontrolliert abgeleitet und von einer nahen Kupferhütte zur Befeuerung der Öfen ver- wendet. Klingt nach Wiedergutmachung? „Das ist es für uns aber nicht“, erklärt Andree Möller von der Stadtreinigung Hamburg, die das Informati- onszentrum des Hügels betreibt. Hier sei in der Vergangenheit viel falsch gemacht worden. „Uns ist es wichtig, darüber aufzuklären und ein Be- wusstsein für das Thema Müll zu schaffen.“ Im Rahmen dieses Bildungsauftrags wird im Infor- mationszentrum mit einer Ausstellung, Multime- dia-Show und zahlreichen Führungen über den Berg über Mülltrennung, Müllverarbeitung und erneuerbare Energien aufgeklärt. „Ziel ist es, dass alle Gäste hinterher gerne und besser Müll tren- nen, oder noch besser: Abfall möglichst vermei- den“, so Möller. Aber auch abgesehen von der Umweltaufklärung ist der Energieberg Georgs- werder ein lohnenswertes Ausflugsziel. Im August bietet die erhöhte Aussichtsfläche den perfekten Ort zum Sternschnuppen schauen (12.8.), außer- dem können Gäste Insekten erkunden (19.8.), Fle- dermäuse beobachten (25.8.) oder noch bis zum 31.8. die Fotoausstellung „Wilhelmsburg“ im In- formationszentrum besuchen. Sophia Herzog ENERGIEBERG GEORGSWERDER
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