August 2018
FILM Gus van Sants Portrait eines querschnittsgelähmten Comiczeichners Ein Rollstuhl in der Wüste DON’T WORRY, WEGLAUFEN GEHT NICHT 33 hamburg: pur Aktion! hamburg:pur Aktion! Für eine exklusive Preview (O.m.U) am 13.8., 20 Uhr, Abaton-Kino, verlosen wir 40x2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:worry“ an pur-verlosung@vkfmi.de Einsendeschluss:10.8. Drei Cowboys zu Pferde verfolgen einen Despera- do durch die Wüste. Sie finden nur seinen ver- waisten Rollstuhl. Sagt der Anführer: „Don’t wor- ry, he won’t get far on foot!“. Das ist der titelgebende Bildwitz zur filmischen Ehrung des Cartoonisten John Callahan (1951-2010). Er durf- te sich solche Geschmacklosigkeiten erlauben, war er doch selbst als Folge eines tragischen Ver- kehrsunfalls über die Hälfte seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Von den Eltern verlassen und seit dem 13. Lebensjahr alkoholabhängig, ver- dämmerte er die Zeit bis zu dieser schicksalhaften Zäsur zumeist im Rausch. Erst schwer gehandi- capt entdeckte er die Zeichnerei für sich. Der hol- perige, unbeholfene Strich, der ihn berühmt machte, ist Folge seiner selbstzerstörerischen Biografie. Joaquin Phoenix spielt Callahan, hinter klobiger Brille und unter irritierend orangefarbenem Pott- schnitt hervorlugend, als innerlich zerrissenen, aber warmherzigen und schlagfertigen Kauz. Der Film von Regisseur Gus van Sant hüpft munter in der Zeitleiste auf und ab. Mal sieht man Callahan vor, mal nach dem schicksalsschweren Crash. Mal spricht er, für sein Werk geehrt, vor einem Festi- val-Publikum, mal im Kreise seiner Therapie- gruppe, in deren Mitte er mühsam den Weg aus der Sucht findet. All das passiert sehr wortreich, mitunter auch ein wenig repetitiv, ist aber ob des famosen Casts allzeit unterhaltsam und erhellend. Um Phoenix herum funkeln viele Stars in Neben- rollen. Jonah Hill zeigt als A.A.- Sponsor die beste Performance seiner Karriere, Jack Black ist als Fahrer des Unfallwagens eine Wucht, Udo Kier und Beth Ditto glänzen selbst in kleinsten Neben- rollen. Einzig Callahans Herzdame, die engels- gleiche Therapeutin Annu, kommt ein wenig ar- tifiziell daher. Aber wer will schon an Rooney Mara herummäkeln? In schöner Regelmäßigkeit dekorieren zudem geschmackvoll animierte Car- toons den Zickzack-Kurs der Handlung. Und Cal- lahan hat mehr in petto als Behindertenwitze: Zum Beispiel den über zwei Ku-Klux-Klaner, die sich über ihre flauschigen Kapuzen freuen: „Don’t you love it when they’re still warm from the dryer?“. Oder den über den Mann, in dessen Rek- tum kürzlich ein neuer Starbucks eröffnet hat. Oder, oder, oder... Sehr spezielles, rundum ge- lungenes Biopic! Calle Claus AB 16. AUGUST R: Gus van Sant; USA 2018; D: Joaquin Phoenix, Jonah Hill, Rooney Mara, Jack Black ★★★★★ Foto: Scott Patrick Green
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