hamburg:pur Juli 2025

Foto: Tobis Film GmbH FILM THE LIFE OF CHUCK Endzeit szenario Unterhaltsam verwirrende Verfilmung der gleich­ namigen Kurz- geschichte von Stephen King Die ersten Szenen sind so real wie erschre- ckend: Kalifornien ist zu einem großen Teil der Umweltzerstörung zum Opfer gefallen, das Internet ist tot und irgendwann bricht auch noch das Stromnetz zusammen. Zwischen- durch muss Lehrer Marty (Chiwetel Ejiofor) auf- gebrachten Eltern erklären, dass Lernen auch angesichts einer drohenden Katastrophe immer noch sinnvoll ist, Leben auch ohne ChatGPT möglich ist und Pornoseiten mit Hef- ten zu ersetzen sind. Mike Flanagans „The Life Of Chuck“ beginnt wie eine gesellschaftskri- tische Endzeitkomödie. Dann allerdings wird die Szenerie noch verstörender als die Reali- tät: Während die Menschen panisch durch die amerikanische Kleinstadt irren, grinst ihnen von riesigen Plakatwänden, in Werbespots und selbst als Pausenbild nach dem Stromausfall Charles Krantz entgegen, mit großer dunkler Brille, im korrekten dunkelgrauen Anzug, mit einem Kaffeebecher in der einen, einem Stift in der anderen Hand. „39 years. Thanks, Chuck!“ ist dort zu lesen. Das hat etwas irritie- rend Prophetisch-Guruhaftes. Der Horror-Mys- tery-Experte Flanagan hat Stephen Kings gleichnamige Kurzgeschichte verfilmt, die rückwärts in drei Akten das Leben eben jenes Buchhalters Chuck (Tom Hiddleston) bis zu seinem Krebstod mit 39 Jahren erzählt. Er wuchs liebevoll umsorgt bei seinen Groß- eltern auf. Seiner Oma (Mia Sara) verdankt er seine Leidenschaft fürs Tanzen, seinemOpa (Mark Hamill) die Liebe zu Zahlen. Letzteren jedoch plagen stille Dämonen, die etwas mit demDachboden zu tun haben, den zu betre- ten Chuck strengstens verboten ist. In allen drei Akten treten alle Personen immer wieder irgendwie auf, was chronologisch gar nicht möglich ist. Manchmal gerät die Geschichte mit all ihrer Menschlichkeit, Harmonie und der permanenten Suche nach demSinn des Lebens auch zu esoterischem Kitsch, Tanz- einlagen inklusive. Und doch macht dieser Film irgendwie Spaß – trotz logischer Brüche in dieser rätselhaften, rührseligen Welt. Und er stimmt nachdenklich, und sei es nur we- gen des schmerzlich realen Endzeitszenarios. Text: Britta Schmeis Regie: Mike Flanagan. Mit: Tom Hiddles- ton, Chiwetel Ejiofor, Karen Gillan, Mia Sara, Carl Lumbly, Benjamin Pajak, Jacob Tremblay, Mark Hamill. Länge: 111 Min. Ab 24.7. ★★★★★ hamburg:pur Aktion! Für die Vorstellung von „The Life Of Chuck“ am 22.7., 20 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „Chuck“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 15.7. 8 Foto: Rectangle Productions FILM Oxana Oksana Schatschko gehörte zu den jungen Frauen, die 2008 in der Ukraine die Frauen- und Menschenrechtsbewegung Femen gründete. Mit nackten, bemalten Oberkörpern und Blumenkränzen im Haar protestierten sie zunächst für Frauenrechte und gegen Prostitution, schließlich auch gegen Machtmissbrauch und Korruption, Staatsgewalt und Willkür. Sie gehörte auch zu jenen Frauen, die irgendwann nach Frank- reich ins Exil geflohen sind. Oksana Schatschko (1987–2018) war aber auch Künstlerin, die ihre Malerei als Ausdruck für Protest verstand. Die französische Filmemacherin Charlène Favier hat ihr ein bildgewaltiges und bewegendes Porträt ge- setzt. Darin setzt sie klug auf Fiktionalisierung, um die Viel- schichtigkeit, Zerrissenheit und Sensibilität dieser jungen Frau aufzufächern. Schon als junge Frau, noch bei ihrer Mutter und ihrem gewalttätigen Vater lebend, malt Oxana Ikonenbilder für die örtlichen orthodoxen Priester. Während der Vater be- trunken und frustriert die Mutter herumkommandiert, fährt der Priester in einem dicken Auto vor und verweigert Oxana die vereinbarte Bezahlung – eine Szene zu Beginn des Films, die gleich mehrere Missstände offenbart. Zunehmend ver- fremdet Oxana die Darstellungen und integriert Details, um religiöse Dogmen mit feministischen, politischen oder huma- nistischen Botschaften zu konfrontieren. Favier erzählt in Rückblenden. Sie lässt Oxana einen Tag durch Paris streifen, den Tag ihrer ersten Einzelausstellung. Viel passt rein in die- sen Tag: die letzten malerischen Arbeiten, eine Auseinander- setzung mit der Ausländerbehörde, Sex mit einem Fremden in einem Schwimmbad – und immer wieder Szenen aus ihrer Vergangenheit. Favier lässt diese Oxana selbst zu einer Ikone werden und schafft mit ihrem Szenenbildner Florian Sanson und Chefkostümbildnern Judith De Luz eine Ästhetik, in der sie das Malerische, Farbenfrohe, das Rohe und Bedrohliche kunstvoll verbindet. Die ukrainische Schauspielerin Albina Korzh füllt dies Rolle voller Intensität und Verletzlichkeit, Kraft und Resignation aus. „Oxana“ ist ein Film, der lohnt, sich mehr- fach anzuschauen, um all die Details, die vielen Geschichten darin zu entdecken – und die Vorboten des zerstörerischen, aktuellen Konflikts. Text: Britta Schmeis Regie: Charlène Favier. Mit: Albina Korzh, Maryna Koshkina, Lada Korovai, Oksana Zhdanova, Yoann Zimmer, Noée Abita. Länge: 103 Min. Ab 24.7. ★★★★★ 4193431912502 04 ISBN978-3-911219-10-5 SPEZIALNR.4 2025 |€12,50 Divers c ity HANDELN WieHamburgsKulturszene fürOffenheitkämpft HALTUNGZEIGEN Events,Aktionenund derDauerbrennerCSD HINSCHAUEN WoHomophobieauf demVormarsch ist SPEZIALNR.4 SZENEHAMBURG DIVERS(C)ITY2025 €12,50 SCHÜTZT HAMBURGS VIELFALT! Im Handel oder online unter shop.szene-hamburg.com Diversity_93x128_2024.indd 5 20.06.25 15:56 Open-Air-Kino im Schanzenpark 19. Juli–31.August 2025 Foto: stefanboekels.com Mit freundlicher Unterstützung von: Täglich wechselndes Filmprogramm auf zwei Leinwänden. Tickets, Programm & Infos unter www.schanzenkino.de Ab 28. Juni 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz