hamburg:pur Juli 2025

Foto: Marcel Krummrich THEATER SPIELBUDENFESTIVAL Ausrutscher vorprogrammiert Bereits zum fünften Mal wird der Spiel­ budenplatz auf St. Pauli drei Tage lang mit Akrobatik, Comedy, Musik und Zauberei zum Treff­ punkt internationaler Straßenkunst In Hamburg könnte es keinen besseren Ort als diesen Platz an der Reeperbahn geben, um die jahrhundertealte Tradition der Gaukler und fahrenden Spielleute wiederzubeleben. Dort lockten schon Ende des 18. Jahrhunderts Seil- tänzer, Zauberkünstler und Tierdompteure neugieriges Publikummit ihren Buden an. Von Corny Littmann stammt die Idee, diese Sitte für ein Wochenende im Jahr fortzuführen; zu diesem Zweck gründete er die für die Organi- sation verantwortliche „Corny Littmann Stif- tung für Kunst und Kultur“. Gemeinsam mit Anarcho-Clown Bernd Busch wählt sie inter- nationale Stars der Zirkus- und Straßenkunst- szene für das Hamburger Festival aus: 15 Acts auf sieben Bühnen an drei Tagen. Wie in jedem Jahr, gibt es eine herausragende Sensation: 2025 liefert sie das Variété Pavé aus der Schweiz mit seiner Wanderbühne, die an mobile mittelalterliche Vorführungen erin- nert. Ein vierköpfiges Ensemble zeigt in „Ta- daa!“ eine magische Mischung aus Clownerie, Unfug, Poesie und charmantem Chaos. Clowns sind in diesem Jahr sympathischer- weise überproportional vertreten. Bestes Bei- spiel: Clownin und Akrobatin Barbara Probst reist mit Badewanne an; bei reichlich Wasser und jeder Menge Seifenblasenschaum sind Ausrutscher ebenso vorprogrammiert wie die überschäumende Begeisterung des Publikums angesichts ihrer nassen Nummer. Recht radikal dagegen ist der Humor der „Bar- baren-Barbies“: Fünf Anti-Heldinnen haben sich auf wilde, weibliche Zirkus-Attraktionen spezialisiert und verwandeln sich mit Slapstick und Selbstironie in verschiedenste verrückte Charaktere. Irgendwo zwischen Witz und Wahnsinn bewegt sich die Performance des übellaunigen Herrn Hundertpfund alias Peter Weyel. Er versteht es mit sensationellen Tricks und wie nebenbei, die Umstehenden einzu­ beziehen. Hinter „Bajazzo Invasion“ versteckt sich ein Künstlerkollektiv aus Lukas Besuch, Merlin Pohse, Alexander Merk und Festival-Kurator Bernd Busch – gemeinsam, aber ohne ein ein- ziges Wort, richten sie unterhaltsamste Ver- wirrung an. Aus Taiwan kommt George Tsai, ein Künstler, der mit seiner Show „The Happi- ness of Diabolo“ gleichermaßen verzaubert und Staunen macht. Akrobat Rafael Sorryso verliert jegliche Bodenhaftung und hebt statt- dessen auf Rädern ab, High-Tech-Jonglage und eigene Kompositionen verbinden die „Ca- navaltwins“ zu einer perfekten Emulsion für Augen und Ohren. Angel de Miguel García fas- ziniert mit einer ungewöhnlichen Trampolin- Show, und das Duo „Flamba“ präsentiert eine einmalige Performance aus Tanz und Feuer- bällen. Zauberin Alana ist eine absolute, inzwi- schen preisgekrönte Ausnahme in der von männlichen Kollegen dominierten Magier-­ Szene. Zu der gehört auch Alexander Treville, dessen Spezialität Zauberkunst in atemberau- bend rasantem Tempo ist. Als „Digger & Dig“ erzählen Jürgen Demant und Markus Siebert an zwei Saiteninstrumen- ten ebenso bizarre wie urkomische Geschich- ten. Apropos Musik: Seit der ersten Ausgabe gehört die Band „Sunshine Brass“ unverzicht- bar dazu, wenn es um sonnige Atmosphäre geht, die sich musikalisch verbreitet. Sonntag ist traditionell Familientag: Kinder und Jugendliche vom Zirkus Zartinka zeigen, wie die Zukunft des Genres aussehen kann, mo- deriert von Comedian und Zauberer Konrad Stöckel. Das Spielbudenfestival ist barrierefrei, für je- des Alter geeignet und kostenlos – aber ein sogenanntes Hutfestival: Hüte liegen herum oder werden weitergereicht und wollen mit Bar- geld des Publikums gefüllt werden. Text: Dagmar Ellen Fischer Spielbudenplatz, 18.–20. Juli, Fr 17–23, Sa 13–23, So 11–19 Uhr; Programm unter spielbudenfestival.de sind 10 Foto: Oliver Fantitsch THEATER Tiet is Geld – Jetzt oder nie Drei Rentnerinnen auf Beutezug Schwein gehabt: In der letzten Inszenierung vor der Som- merpause dreht sich im Ohnsorg-Theater alles um ein riesiges rosafarbenes Tier aus Holz. Das entpuppt sich als äußerst vielseitig und übernimmt neben seiner Haupt- rolle als Sparschwein auch Aufgaben als Lebensmittel- laden, Bankfiliale und Segelboot – Marcel Frankens groß- artiges Bühnenbild für „Tiet is Geld – Jetzt oder nie“ spielt flexibel mit. Erzählt wird die Geschichte von drei Freundinnen imRen- tenalter, die es noch mal richtig krachen lassen wollen. Auf ihren Traum – eine gemeinsame Kreuzfahrt – haben sie viele Jahre gespart: Fürs Wohnen in den Häusern ihrer Kinder konnten Mietzahlungen meist vermieden werden, und auch die Einnahmen aus Verkäufen geklauter Le- bensmittel brachten einiges ein. Als sie ihre Schiffstour buchen wollen, stellen sie fest, dass Münzgeld un- erwünscht ist. Bei der notwendigen Einzahlung auf der Bank fallen ihre Ersparnisse einem Überfall zum Opfer, der just vor der Geldeingangsbestätigung stattfindet. Kurzerhand nehmen sich die drei Damen daran ein Bei- spiel und überfallen dieselbe Bank wenig später eben- falls, doch die geringe Ausbeute reicht nicht für die Traum- reise. Also wagen sie einen zweiten Versuch als Bank- räuberinnen – und werden erwischt … Meike Meiners (von ihr stammt die plattdeutsche Fas- sung), Beate Kiupel und Verena Peters begeistern als schrullig-liebenswerte Damen jenseits der 60. Mit ihrer ersten Inszenierung am Ohnsorg landet Regisseurin Krystyn Tuschhoff gleich einen Volltreffer. Sie erlaubt sich, freche Gags in die Komödie von Lars Büchel und Ruth Thoma einzubauen, ohne die ernsten Aspekte wie Altersarmut und Torschlusspanik zu verwässern. Oskar Ketelhut, Robert Eder, Kristina Bremer und Marco Rei- mers verwandeln sich souverän, blitzschnell und teil­ weise urkomisch in sämtliche Nebenfiguren. Sehr char- mant: Jeder neue Charakter wird auf Hochdeutsch vor- gestellt, während die Handlung im Freeze anhält. Text: Dagmar Ellen Fischer Ohnsorg-Theater, 2.–6.7. Der Geschmacksträger für Hamburg shop.szene-hamburg.com bestellen ONLINE Oder genussguide-hamburg.com Jetzt am Kiosk! 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