hamburg:pur Juli 2023

Foto: Alamode Film Foto: Prokino/Central Film FILM Alma & Oskar Alma Mahler (Emily Cox) verkehrt in den feinen Kreisen Wiens um 1912. Die Gemahlin des berühmten Komponisten Gustav Mahler (Marcello de Nardo) zeichnet sich durch ihr Charisma und ihre Umtriebigkeit aus. Konventionen gelten für sie nicht – nicht in der Liebe und nicht in ihrem Kunst- und Kulturverständnis. Zudem hat sie Ambitionen, selbst künst- lerisch tätig zu sein. Noch zu Lebzeiten ihres Ehemanns hat sie eine Affäre mit dem Bauhaus-Architekten Walter Gropius (Anton von Lucke). Nach dem Tod ihres Gatten fällt sie diesem in die Arme, doch schon bald gilt ihr Interesse auch dem Expressionisten Oskar Kokosch- nicht: Großartige Bilder, stimmungsvolle Musik und bezaubernde Dar- stellungen, insbesondere der Newcomerin Luana Giuliani, tragen diesen Film trotz der thematischen Schweremit einer leidenschaftlichen Leich- tigkeit. „L’immensità“ ist eine Einladung aus der Konformität auszubre- chen, ohne didaktisch oder moralisch zu wirken. Vielmehr feiert der Film das Leben und denWert der Liebe – zwischenMutter und Kind und zwi- schen den Menschen. Eine berührende filmische Freude. (mag) AB 27. JULI IT/F 2022; 94 Min.; R: Emanuele Crialese; D: Penélope Cruz, Luana Giuliani, Vincenzo Amato ★★★★★ L’immensità – Meine fantastische Mutter „L’immensità – Meine fantastische Mutter“ ist der wohl persönlichste Film des Filmemachers Emanuele Crialese („Lampedusa“). Sein erster Spielfilm nach 14 Jahren Pause brachte ihm auch seine dritte Ein- ladung zu den Filmfestspielen von Venedig ein, wo er sich bei der Gelegenheit als trans Mann outete. Das Jugenddrama, das auf seiner eigenen Kindheit beruht, porträtiert die italienische Familie Borghetti imRom der exzentrischen 1970er-Jahre. Lustvoll. Dramatisch. Lebens- froh. Adriana (erstaunlich: Luana Giuliani), das älteste von drei Kindern, be- wundert ihre bildhübsche Mutter Clara (grandios: Penélope Cruz), die nicht nur liebe- und verständnisvoll, sondern auch bemüht ist, die in einemUmbruch befindliche Familie zusammenzuhalten, ohne die Ner- ven zu verlieren. Ihr Mann geht fremd, ihre Tochter sagt, sie heiße Andrea und sei von einer anderen Galaxie und die Schwiegermutter wacht mit Argusaugen über die Erziehung der drei Bambini. Das mo- derne Apartment kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die Liebe zwi- schen Clara und ihrem autoritären Ehemann Felice (Vincenzo Amato) ist erloschen, doch umso stärker ist die innige Beziehung zu ihren drei Kindern. Insbesondere ihrer zwölfjährigen Tochter Adriana, die dem Leben mit großer Ernsthaftigkeit und Skepsis begegnet, vermittelt sie den Hang zur Fantasie, Musik und Lebensfreude. Fast scheint es, dass sie die Rollen vertauschen, so verletzlich ist die starke Mutter, so ge- festigt die unsichere Tochter. Als Adriana damit beginnt, sich in der Nachbarschaft als Junge vorzustellen, droht das fragile Band, das die Familie zusammenhält, zu reißen … 14 Minuten Standing Ovations gab es nach der Weltpremiere in Vene- dig. Auch beim Sundance Festival kam der Film gut an. Das wundert ka (Valentin Postlmayr), der mit seinen Werken regelmäßig Skandale auslöst. Es beginnt eine leidenschaftliche Affäre – trotz der unter- schiedlichen Lebensentwürfe. Das bleibt nicht ohne Konflikte und Emo- tionen. Eifersucht und Besitzdenken seitens Oskars zwingen die frei- heitsliebende Alma immer wieder zur Flucht. Mal trennen Alma und Oskar sich, dann finden sie wieder zusammen, dann trennen sie sich erneut, erwarten ein Kind, das dann doch nicht zur Welt kommt. Bilder werden zerrissen, zerschnitten, zerfetzt. Der Rivale zückt zur Pistole, eine Kugel fliegt durch den Raum: Es ist eine Beziehung amRande der Selbstzerstörung. Als Oskar seine Muse verloren glaubt, flüchtet er in den gerade begonnenen Ersten Weltkrieg. Werden beide noch mal zueinanderfinden? Der österreichische Filmemacher Dieter Berner („Egon Schiele – Tod und Mädchen“) widmet sich einmal mehr der Welt der großen Künstler des 20. Jahrhunderts. Mit starken Bildern, detailverliebten Kulissen und intensiven Darstellungen schafft er ein glaubhaftes Porträt der Wiener Kunstszene und der untergehenden Donaumonarchie. Emily Cox („The Last Kingdom“) und Valentin Postlmayr („Licht“) überzeugen als leidenschaftliches Liebespaar. Für die freizügigen, intensiven Liebesszenen wurde eine Spezialistin an Bord geholt: die österreichi- sche Choreografin, Performerin und Tanzpädagogin Doris Uhlich. Eine Grundstimmung der Ungewissheit liegt in den knapp 90 Minuten in der Luft und in ihrer Lust. Vienna at its best! (mag) AB 6. JULI AT/CH/D/CZ 2022; 88 Min.; R: Dieter Berner; D: Emily Cox, Valentin Postmayr, Tána Pauhofová ★★★★★ hamburg:pur Aktion! Für die Preview von „L’immensità“ am 25.7., 20.15 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur: L’immensità“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 21.7. 26 Unsere Möglich macher: w w w . a h o y r a d i o . d e Gutes Radio für Gute Leude M e d i e n p a r t n e r Ladet unsere App!

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