hamburg:pur Juli 2023

Foto: X Filme Foto: Mandarin et Compagnie/Foz/Gaumont/Scope Pictures/France 2 Cinema/Playtime Production FILM Die Unschärferelation der Liebe Sie plappert unaufhörlich, oft ohne Zusammenhang, ist distanzlos, flatterhaft. Er redet, als referiere er aus einem Mathematikbuch, sein Unbehagen ist ihm anzumerken, dann wieder ist er leicht amüsiert mit einer höflichen Zurückhaltung. So unterschiedlich diese beiden Men- schen erscheinen, so ähnlich sind sie sich in ihrer Einsamkeit. Beide trauern um eine große Liebe – sie um ihren verloren gegangenen Sohn, er um seine Verlobte, die ihn schon vor Jahrzehnten verlassen hat. Greta (Caroline Peters) und Alexander (Burghart Klaußner) sind dieses ungleiche Paar in Lars Kraumes „Die Unschärferelation der Liebe“ nach einem Theaterstück von Simon Stephens. Mit einer abendlichen Busfahrt von Alexander durch das winterliche Berlin beginnt diese romantische, oft schrille Komödie. Überall auf sei- nem Weg fällt sein Blick auf Paare: Menschen, Tauben, Kirchtürme, selbst die Ampelmännchen treten zu zweit in sein Blickfeld. Dann, an einer Bushaltestelle, küsst ihn eine Frau unvermittelt in den Nacken, es ist Greta. Fortan wird Alexander sie nicht mehr los und es ist nicht klar, ob diese Frau einfach nur völlig überdreht ist, einen konkreten Plan verfolgt oder pathologisch ein wenig wirr ist. Eine seltsame und berührende Freundschaft zwischen dem verschlossenen Metzger und der 20 Jahre jüngeren durchgeknallten Greta entsteht. Peters und Klaußner überzeugten als jenes Paar bereits 2016 in Ste- phens’ Zweipersonenstück „Heisenberg“ amDüsseldorfer Schauspiel- haus. Kraume verlegt es in das wuselige Berlin, in dem die Einsamkeit der Menschen umso deutlicher wird. In langen Einstellungen begleitet er Alexander bei seinen Spaziergängen, seinemMorgenritual, in seine Metzgerei, lässt dem ungleichen Paar viel Raum, um ihre Beziehung in dieser träumerischen, völlig unrealistischen und dabei zauberhaften Komödie zu entfalten. Es ist übrigens Greta, die Alexander irgendwann die Unschärferelation nach Werner Heisenberg erklärt. Danach lassen sich zwei Messgrößen eines Teilchens nicht gleichzeitig bestimmen, also etwa Ort und Impuls. Für sie trifft das auch auf die Unerwartbar- keit der Liebe zu. (bs) AB 29. JUNI D 2022; 92 Min.; R: Name; D: Caroline Peters, Burghart Klaussner, Carmen-Maja Antoni ★★★★★ Mein fabelhaftes Verbrechen Paris, in den 1930er-Jahren. Was tun, wenn der Hauswirt mit Raus- schmiss droht, kein Engagement in Sicht ist? Die hübsche, aber erfolglose junge Schauspielerin Madeleine Verdier (hinreißend: Na- dia Tereszkiewicz) gesteht auf Rat ihrer besten Freundin Pauline (Rebecca Marder), einer intelligenten frisch gebackenen Anwältin (ebenfalls erfolglos), den Mord an Montferrand, einem berühmten Produzenten (und Widerling), – obwohl sie das Verbrechen nicht begangen hat. Der Prozess beschert Madeleine die lang ersehnte mediale Aufmerksamkeit und ihr wohl einstudierter Auftritt vor Gericht rührt alle. Mit dem Freispruch wegen Notwehr beginnen der kometenhafte Aufstieg des Jungstars und ein Leben im Luxus. Als sich unerwartet Stummfilmdiva Odette Chaumette (Isabelle Huppert) einmischt, wird die Situation brenzlig. Der französische Regisseur und Drehbuchautor François Ozon („Peter von Kant“) verspürte während der Pandemie das Bedürfnis zu Fantasie und Leichtigkeit zurückzukehren, trotzdem auch sein 22. Film „Mon Crime“, so der Originaltitel, nie die politische und historische Realität verleugnet. Es ist eine zärtlich ironische Farce, die mit dem Absurden und den Parallelen von Theater und Justiz spielt. Ozon zerlegt Klischees kunstvoll genießerisch in ihre Be- standteile. Herrschte in dem Krimimelodram „8 Frauen“ trotz Ab- gesang auf das Patriarchat noch ein heftiger Zickenkrieg zwischen den Beteiligten, werden Madeleine und Pauline als Vorkämpferin- nen von #MeToo trotz aller Gegensätzlichkeit nie Rivalinnen. Die karrieregierigen lüsternen Männer dagegen enden meist als kläg- liche Verlierer. Genau so differenziert, wie der Genre-Routinier seine Charaktere anlegt – mit Schwächen, Stärken und inneren Widersprüchen –, kreiert Ozon den Raum um sie herum: Jedes Set hat seinen eige- nen architektonischen Stil, spiegelt Gefühle und Handlung wider. Das facettenreiche Kino der Dreißigerjahre wird indirekt selbst Thema: die Screwball-Comedy mit ihren rasanten Dialogen, der Glamour von Ernst Lubitsch und der poetische Realismus von Jean Renoir. (ag) AB 6. JULI F 2023; 102 Min.; R: François Ozon; D: Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert ★★★★★ 24 PLANETARIUM HAMBURG. DAS STERNENTHEATER. TICKETS: +49 (40) 428 86 52-10 www.planetarium-hamburg.de planetarium planetariumHH planetariumhamburg STERNENREISEN, PLANET ERDE, MUSIK & KULTUR, KINDERVERANSTALTUNGEN IM PLANETARIUM HAMBURG MEHR ALS 30 VERSCHIEDENE VERANSTALTUNGEN Bilder:123rf.com/RostislavZatonskiy /NASA/JPL-Caltech /Evans&Sutherland|Schriftzug:AnikaSchult|Gestaltung:ChristophHofbauer ©PlanetariumHamburg ©KwonOChul ©CaliforniaAcademyofSciences ©NSCCreative © JanSiggel ©Softmachine ©Mira LunaGeiger ©NSCCreative ©AudioVisual Imagineering ©Softmachine ©NASA /Evans&Sutherland /PlanetariumHamburg ©Evans&Sutherland /PlanetariumHamburg ©Evans&Sutherland ©PlanétariumdeSaint-Étienne ©PlanetariumHamburg ©CreativePlanet KLEINER STERN IM GROSSEN ALL DER KLEINE MAJOR TOM SPACE TOUR 3D DER HIMMEL ÜBER HAMBURG IMNACHTFLUG DURCH DIE GALAXIS THEDARKSIDEOFTHEMOONPLANETARIUMEXPERIENCE WIR SIND STERNE 3D SOUND OF SPACE HABITAT ERDE POLARISUNDDASRÄTSELDERPOLARNACHT AURORA – IM REICH DES POLARLICHTS BEST OF DEEP SPACE NIGHT DIE LEGENDE DES ZAUBERRIFFS 3D ROCKSTARS RELOADED EXPLORE! 3D STERNTALER – VOMUNIVERSUMBELOHNT

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