hamburg:pur Juli 2022
Foto: The Media Pro Studio, Gravier Productions, Inc, and Wildside S.L.R. Foto: Studiocanal/Koch Films FILM Rifkin’s Festival Der Filmdozent Mort Rifkin (Wallace Shawn) begleitet seine Frau, die PR-Agentin Sue (Gina Gershon), zum Filmfestival von San Se- bastián, da er vermutet, dass diese sich für ihren jungen Regis- seur Philippe (Louis Garrel) nicht nur beruflich interessiert. Ihre Schwärmerei für dessen Werke teilt er nicht, vielmehr vergleicht er sie mit den von ihm heiß geliebten europäischen Filmklassikern von Bergman, Fellini, Godard, Truffaut und Buñuel. Miesepetrig läuft Mort durch die Stadt, bis ihn Herzschmerzen plagen. Als er auf Empfehlung Dr. Jo Rojas (Elena Anaya) aufsucht, erkennt er in ihr eine Gleichgesinnte, die nicht nur dieselben Filmvorlieben hat wie er, sondern wie Mort die Stadt New York anhimmelt. Da Sue ihre Tage lieber mit Philippe verbringt und Jos Ehe mit dem leidenschaftlichen Maler Paco (Sergi López) unbefriedigend ver- läuft, vertieft Mort seine Ambitionen, die Ärztin kennenzulernen. Nachts hat Mort wiederkehrende Epiphanien in Form von Träu- men, die an alte Filmklassiker erinnern und sein Leben reflektie- ren. Klar wie selten zuvor sieht Mort sein Leben und dessen Wen- dungen vor sich und schöpft Hoffnung für die Zukunft. Es ist ein wenig her, dass imKino zuletzt ein Film „written and di- rected by Woody Allen“ zu sehen war. Zuletzt war dies mit „A Rainy Day in New York“ (2019) der Fall. Mit „Rifkin’s Festival“ folgt nun der Corona-bedingt späte Start seines neuesten Werks: Die ganz großen Stars bleiben diesmal aus, aber der Cast ist mit Wallace Shawn („Manhattan“), Elena Anaya („Die Haut, in der ich wohne“), Louis Garrel, Gina Gershon und Christoph Waltz (in einer Gast rolle) dennoch gut besetzt. „Rifkin’s Festival“ spielt in San Sebas- tián, der idyllischen spanischen Stadt, in der er auch Premiere feierte. „Rifkin’s Festival“ ist ein Woody-Allen-Film – mit allem, was dazugehört: der Liebe zum Film, Romantik, großartige Bilder von Kameramann Vittorio Storaro („Der letzte Kaiser“) und wit zige Dialoge sowie stimmungsvolle Musik. Eine Hommage an die Magie des Films. Schön anzusehen – auch wenn es nicht zu Allens größten Werken zählt. (mag) AB 7. JULI SPA/USA/IT 2020; 92 Min.; R: Woody Allen; D: Wallace Shawn, Gina Gershon, Elena Anaya ★★★★ ★ Men Das Verhältnis der Geschlechter und das Phänomen der toxischen Männlichkeit trieb Alex Garland schon in seinem famosen Regie- debüt „Ex Machina“ um. Nun spürt der britische Autorenfilmer eben diesen Themen, die seit der Aufdeckung des Missbrauchs- skandals um Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein und demAuf- kommen der #MeToo-Bewegung allgegenwärtig sind, in „Men“ noch konsequenter nach. Vom generischen deutschen Titelzusatz sollte man sich nicht blenden lassen. Was nach einem simplen, auf schnelle Schocks abzielenden Horrorthriller klingen mag, er- weist sich als symbolisch aufgeladenes Schauermärchen, das spätestens ab der Mitte die Abzweigung ins Surreale nimmt. Am Anfang steht allerdings eine recht klassische Ausgangs situation: Nach einem grauenhaften Erlebnis versucht die junge Harper (Jessie Buckley), in einem idyllischen englischen Städt- chen Ruhe zu finden und Kraft zu tanken. Lange kann sie sich an der saftig grünen Natur rund um ihr uriges Ferienhaus jedoch nicht erfreuen. Denn schon bald fühlt sie sich verfolgt. Und das nicht nur von dem nackten Unbekannten, der plötzlich vor ihrem Fenster steht. Von den ersten Momenten an baut „Men“ eine sich unaufhaltsam verdichtende Atmosphäre der Bedrohung auf und nimmt zuneh- mend groteske Züge an. Schon die Idee, alle mehr oder weniger übergriffigen Männer des Ortes mit einem wahrlich gruseligen Rory Kinnear in verschiedenen Maskeraden zu besetzen, ist – hat man dies einmal begriffen – ungemein irritierend. Hier und da lässt sich Garland in seinen Bildern zu etwas brachialen Meta- phern hinreißen. Und am Ende fragt man sich schon, ob man das Trauma der Protagonistin nicht auch etwas anders hätte erzählen können. Unbestreitbar versteht es der Film aber immer wieder, zu verunsichern und zu verstören. Erst recht im Finale, wenn Har- pers Albtraum in eine der wohl bizarrsten Body-Horror-Szenen der letzten Jahre mündet. Egal, wie man zu diesem Showdown stehen mag. Vergessen wird man ihn so schnell nicht! (cd) AB 21. JULI GB 2022; 100 Min.; R: Alex Garland; D: Jessie Buckley, Rory Kinnear, Paapa Essiedu ★★★★ ★ 24 Foto: Prokino Filmverleih FILM Der Sommer mit Anaïs Anaïs ist eine junge Frau, die im Augenblick lebt und ihr Glück sucht. Sie ist nie ganz bei der Sache, immer mit dem Gedanken beim nächsten Treffen, dem nächsten Job, dem nächsten Aben- teuer. Sie spricht schnell, aber schert sich nicht so darum, was gefragt oder gesagt wird. Mit ihremCharme vermag sie dennoch nicht nur Männern den Kopf zu verdrehen, sondern auch ihrer Vermieterin den Kopf wuselig zu reden, als diese nach der Miete der vergangenen zwei Monate fragt. Als ihr Freund sie verlässt, lässt Anaïs das kalt; kurz darauf lernt sie bereits den älteren Ver- leger Daniel (Denis Podalydès) kennen, der sich sofort in die junge Schönheit verliebt. Sie hingegen verliebt sich schon bald in dessen Frau, die zurückhaltende, erfolgreiche Schriftstellerin Émilie (Valeria Bruni Tedeschi), die einige Tage in einem Schloss in der Bretagne ein Kolloquium gibt. Ob ihre Liebe auch erwidert wird? „Der Sommer mit Anaïs“ ist das Kinofilmdebüt der Regisseurin Charline Bourgeois-Tacquet. Der Film versprüht jede Menge som- merliche Freude, zunächst in Paris, später in ländlicher Idylle. Das Ganze ist leicht erzählt, mal komödiantisch, mal romantisch, stets leidenschaftlich und lebendig, wenngleich wenig überraschend. Die aufstrebende Darstellerin Anaïs Demoustier (dieses Jahr mit zwei Produktionen in Cannes vertreten) überzeugt an der Seite der französischen Schauspielstars Denis Podalydès („Die schönste Zeit unseres Lebens“) und Valeria Bruni Tedeschi („Sommer ’85“). Im Juli 2021 lief der Film in Cannes. Ein Film so angenehm wie eine sommerliche Brise, stets in Bewegung, stets lebendig, stets auf der Suche nach Freiheit und Liebe. (mag) AB 21. JULI F 2021; 98 Min.; R: Charline Bourgeois- Tacquet; D: Anaïs Demoustier, Valeria Bruni Tedeschi, Denis Podalydès ★★★★ ★ NacHHaltigkeit Hamburgs Pläne für die Zukunft WIRTSCHAFT IMWANDEL Wo fairerHandelund grüneStrategien jetzt schon funktionieren NACHHALTIGESTADT WiedasLebenanAlster undElbe füralle bezahlbarbleiben soll SAUBERESACHEN WarumHamburgauf Verkehrswendeund Wasserstoff setzt ISBN978-3-946677-75-8 SPEZIALNR.2 2022 |€8,50 SPEZIALNR.2 SZENEHAMBURG NACHHALTIGKEIT2022 €8,50 001_Titel_Nachhaltigkeit_05_22 1 05.05.2022 17:15:39 Jetzt NEU Im Handel oder online über shop.szene.hamburg.com Open-Air-Kino im Schanzenpark 30.Juli – 4.September 2022 Allabendlich wechselndes Filmprogramm auf einer 128 m² Großbildleinwand. Keine Abendkasse. Tickets, Programm & Infos unter www.schanzenkino.de Foto: stefanboekels.com Wir danken unseren Hauptsponsoren LOTTO Hamburg und Car-2-Rent Autovermietung 25
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