Hamburg Pur - Juli 2021
Foto: Bernd Brundert Foto: Heike Blenk; Illustrationen: shell / The Noun Project Michael Frowin, Theaterschiff Hamburg Der Kultursommer ist eine weitere großartige Initiative der Stadt Hamburg und ein sehr starkes Signal für den Neustart Kultur. Für uns als Theaterschiff bedeutet das, dass wir nicht nur vier Wochen früher in die nächste Saison starten, sondern auch eine Nachbar- schaftsinitiative präsentieren können – gemeinsammit der Kathari- nen-Kirche bringen wir verschiedene Künstlerinnen, Künstler sowie Gruppen auf unserer Bühne zusammen. Wir zeigen ein sehr buntes Sommerprogramm und rufen laut und fröhlich: Wir sind wieder da. theaterschiff.de Johannes Kirchberg, Kulturhaus Süderelbe Das Kulturhaus Süderelbe freut sich riesig, dass der Hamburger „Kultursommer“ uns einen Wiedereinstieg ins Kulturleben ermög- licht. So können wir ein kleines, feines Festival anbieten und nach Monaten der Kulturlosigkeit unserem Publikum wiederbegeg- nen und die Türen öffnen. Ohne die Unterstützung Hamburgs und der Behörde für Kultur und Bildung wäre es uns schlicht nicht möglich gewesen, ein so vielfältiges Programm zusammenzustellen und auch zu betreuen. Dafür von Herzen unser Dank. Wenn jetzt noch jemand einen heißen Draht zumWetter hat, damit auch alles unter freiem Himmel stattfinden kann, dann wäre das ganz prima. kulturhaus-suederelbe.de Matthias Elwardt, Zeise Open Air Wir freuen uns, mit dem Zeise Open Air beim Hamburger „Kultur- sommer“ vertreten zu sein. Es ist großartig, dass die Stadt mit dieser Aktion die Kultur unterstützt, zusammenbringt und fördert. Wir bieten direkt vor unserem Filmprogramm in Kooperation mit der Buchhandlung Christiansen Lesungen sowie ein Kinderprogramm an. Die Lesungen starten um 18 Uhr, das Kinderprogramm um 15 Uhr – unter freiem Himmel im Innenhof des Altonaer Rathaus. Unter anderem sind der Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber („Die Kanditatin“) und Kübra Gümüsay („Sprache und Sein“) mit dabei. Bei Erfolg – und wenn das Altonaer Rathaus mitspielt – kann man das in Zukunft sicher weitermachen. Das Open-Air Programm bringt frischen Wind in die Literaturszene – und am Abend folgt dann großes Kino. zeise.de hamburg.de Foto: Patrick Labitzke HAMBURGER KULTURSOMMER 16 Illustrationen: shell / The Noun Project Foto: Corn Dawg Records zen und meine Gedanken in Worte zu fassen und aufzuschreiben, sie also nicht nur imKopf zu lassen, hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. Du beschreibst dich selbst als „Therapiezen- trum für Leute, die nicht wissen, wohin mit sich“. Das gilt sicher nicht bloß für deine Kunst, sondern auch für deine Arbeit neben der Musik, nämlich als Sozialpädagoge. Kannst du diese Arbeit ein bisschen be- schreiben? Ich war in der Jugendhilfe tätig und habe in Wohnhäusern versucht, Menschenmit psychi- schen Störungen und anderen Beeinträchtigun- gen dabei zu helfen, ihren Alltag zu gestalten und durchs Leben zu finden. Mit dieser Arbeit habe ich eine Zeit lang pausiert. Ichmusstemir zwangsläufig eine Pause einräumen undmir die Zeit nehmen, anmir zu arbeiten. Ich werde aber weiter als Sozialpädagoge arbeiten. Könntest du dich zwischen Sozialpädagogik und Musik entscheiden? Ich würde mich nicht entscheiden wollen. Denn: Meine Musik ist nicht mein Beruf. Ich würde nicht wollen, dass mich Musik in eine Druck- situation bringt, also, dass ich Musik machen muss, um Geld verdienen zu können. Hast du denn Ziele – außer der Hilfe und Selbsthilfe – die du mit deiner Musik ver- folgst? Mein Ziel ist, dass die ganzeWelt davonmitbe- kommt, dass ich Musik mache, und sich jeder ein eigenes Bild davonmacht. Jedem ist natür- MUSIK DUZOE Von Liebe und Angst Der Hamburger Rapper Duzoe leidet an Depressionen. Auf seinem Debütalbum „watchme- burn“ verarbeitet er enorm offen und ehrlich seine psychischen Erfahrungen – und möchte damit nicht nur sich, sondern auch seinen Hörern helfen Duzoe, es ist eine echte Seltenheit imMusik- geschäft, dass sich ein Künstler schon im Vorfeld einer Albumveröffentlichung von manchen Lyrics darauf distanzieren möchte. Bei dir ist das der Fall, wie du auf Instagram erklärt hast. Warum? Duzoe: Einige der Songs auf demAlbumsind in einer Zeit entstanden, in der ich nicht voll und ganz meiner besten Form entsprochen habe. Manches, was ich darin erzähle, habe ich spä- ter noch mal überdacht. Die Songs zeigen mir selbst eine Entwicklung auf. Das Album imGan- zen ist eine Art Selbsthilfe für mich. Ichmache Musik nicht, damit andere sie später nur genie- ßen können, sondern für mich undmit der Hoff- nung, dass ich Menschen damit helfen kann. Zusammen genommen würden die Songs deine Erfahrungen zwischen 2017 und 2020 widerspiegeln, hast du einmal gesagt – der „vermutlich intensivsten Phase in meinem Leben“. Was hast du in diesen Jahren über dich gelernt? Dass ich mich nicht umbringen sollte. Ich hatte viele Probleme mit meiner Psyche, und ich habe versucht, einen Weg zu finden, der eben nicht in Suizidgedanken endet. Tatsächlich ist „watchmeburn“ textlich ex- trem intensiv. Es geht unter anderem um Panik, Depression, Selbsthass. Wie war es für dich, sich mit diesen Themen schreibe- risch zu beschäftigen? Mich ganz konkret damit auseinanderzuset- lich selbst überlassen, ober er meine Songs gut findet oder nicht. Aber es wäre schön, wenn zumindest jeder von den Songs wüsste. Und was Live-Shows mit „watchmeburn“ an- geht: Schützt dich die Kunst vor Aufregung und Unsicherheit auf der Bühne? Ich muss gestehen, dass ich bei Auftritten psy- chisch gar nicht unbedingt anwesend bin. Ich blende dann meistens alles aus und spiele so einen Film ab. Mich strengt es unglaublich an, im Mittelpunkt zu stehen und beobachtet zu werden. Das Einzige, was mir in solchen Situ- ationen Sicherheit gibt, ist, dass ich weiß, dass die Menschen, die vor der Bühne stehen, da sind, weil sie mich mögen. Das nimmt mir ein bisschen die Prüfungsangst, wie man sie aus der Schule kennt. Was ich liebe, ist der Kon- takt nach Auftritten, wenn mir Leute erzählen, dass sie Spaß hatten und sich freuen, mich zu sehen. Also: Einerseits liebe ich das ganze Sze- nario, andererseits habe ich eine panische Angst davor. Wie würdest du dir denn ein perfektes Live- Szenario für „watchmeburn“ in Hamburg vor- stellen? Ich habe so ein Bild davon im Kopf, wie ich ir- gendwo stehe, brenne und mein Album spiele (lacht) . Ich könnte mir vorstellen, es auf jeder Hamburger Bühne zu spielen. Ich liebe die ge- samte Stadt. Vielleicht wäre ein Theater oder eine Oper ein passender Rahmen für eine Live- Premiere. Dort könnten sich die Leute die Zeit nehmen, mir zuzuhören und einfach zu genie- ßen, ohne große Ausraster. Ich habe aber an sich kein Problem mit einem ausrastenden Publikum. Interview: Erik Brandt-Höge „watchmeburn“ erscheint am 9. Juli auf Corn Dawg Records/Virgin Music 33
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