Hamburg Pur - Juli 2021
Illustrationen: shell / The Noun Project HAMBURGER KULTURSOMMER Foto: Hernandez für Behörde für Kultur und Medien Institutionen, und, und, und. Nach diesen Lo- giken wird auch weiter Geld fließen. Die 22 Mil- lionen sind jetzt daf r da, in diesem Sommer besonders darauf aufmerksam zu machen, dass kulturelles Leben wieder geht, und die- ses auch zu erm glichen. Von den 22 Millionen fließt ja nicht alles in den „Kultursommer“, son- dern zumBeispiel auch in weitere Live-Veran- staltungen sowie in Festivals, die im August, September und Oktober stattfinden sollen, und das unter Umständen noch unter Pandemie- bedingungen. Wir wollen auch in diesem und im nächsten Jahr der Kultur dabei helfen, auch zu veranstalten, wenn die Bedingungen noch nicht so sind, dass es sich wie vor der Pan demie rechnet. Waren und sind Sie auchmit der Schnelligkeit der Hilfen für Kulturschaffende zufrieden? In Hamburg hatten wir das erste F rderpro- gramm bereits Ende März letzten Jahres fer- tig, dann begannen auch die Auszahlungen. Zu einem Zeitpunkt, als berall sonst in Deutschland noch dar ber diskutiert wurde, wie F rderprogramme berhaupt aussehen k nnten, hatten hier zumBeispiel schon Clubs und Theater die Zusicherung einer F rderung. Zudem haben wir in Hamburg eine Soforthilfe von 2.500 Euro und eine Neustart-Prämie von 2.000 Euro f r K nstler ausgezahlt sowie viele Einzelprogramme aufgelegt, etwa einen Gagenfonds f r Musikerinnen und Musiker. Kritisiert haben Sie hingegen Anfang des Jahres das Bundeswirtschaftsministerium für dessen verspätete Hilfeleistungen. Auch andere haben das Bundeswirtschafts- ministerium damals etwas angezählt, weil das Programmieren der Überbr ckungshilfen und die M glichkeiten, diese zu beantragen, teil- weise recht lange gedauert haben. Das hat zu existenzbedrohenden L cken gef hrt. Haben Sie dieWertschätzung von Kultur auf Seiten des Bundes manchmal angezweifelt? Zunächst muss man sagen, dass der Bund f r Kulturpolitik nicht primär zuständig ist. Inso- fern bin ich mit Vorw rfen vorsichtig. Unter anderemmit seinen Neustart-Kulturpaketen, dem jetzigen Sonderfonds, den Überbr - ckungshilfen und der Neustartprämie von bis zu 7.500 Euro f r Solo-Selbständige hat der Bund viele wichtige und sinnvolle Instrumen- te geschaffen. Eine Sorge allerdings habe ich, nämlich dass Kultur in ihrem Eigenwert nicht immer richtig verstanden wurde. Woher stammt diese Sorge? Daher, dass der besondere Wert der Kultur zum Beispiel beim so genannten „Lockdown Light“ und bei der Notbremse nicht ausrei- chend ber cksichtigt wurde. Da bekommt man schon ein bisschen das Gef hl, dass Kultur f r manche etwas ist, dass man mal mitmacht, wenn die Zeiten gut sind, und wenn sie schlecht sind, kann man’s auch lassen. Dieser 12 HAMBURGER KULTURSOMMER Gestus hat einige aufgeregt, mich auch. Ich erinnere mich noch gut an den Gottesdienst der Künste, den wir im Thalia Theater am letz- ten Tag der möglichen Öffnungen abgehalten haben. Es hat ein ganz buntes, genreübergrei- fendes Programm gegeben. Man spürte deut- lich, dass sich viele Künstlerinnen und Künst- ler nicht ausreichend gesehen fühlten. Es wäre schön gewesen, wenn die Politik mehr reflek- tiert hätte, was bestimmte Entscheidungen bezüglich Kultur für die Gesellschaft bedeuten. Das müssen wir nachholen. Fakt ist: Die Pandemie hat in der Hamburger Kulturlandschaft Spuren hinterlassen. Wo sehen Sie imMoment die größten Beschädi- gungen? Tatsächlich wissen wir das noch nicht genau. Was wir wissen, ist, dass wir in bestimmten Bereichen, in denen wir sonst nicht fördern, weil wir dort in normalen Zeiten gar nicht ge- braucht werden, in Krisenzeiten Hilfen geben konnten – aber eben nicht an jeder Stelle. Wir bekommen ja oft auch erst in den Momenten des Wiederaufmachens mit, dass jemand nicht mehr da ist. In Berlin hat eine Umfrage gezeigt, dass ein Drittel der professionellen Musike- rinnen und Musiker mittlerweile etwas anderes machen und möglicherweise nicht mehr in den Musikbereich zurückkehren werden. Es wäre dramatisch, wenn sich eine solche Zahl auch in Hamburg zeigen würde. Die Beschädigun- gen sind sicherlich dort am größten, wo es nicht um Institutionen, sondern um einzelne, freie Künstlerinnen und Künstler geht. Die Frage ist: Kommen die wieder? Ich hoffe das sehr. Zeigt denn die Bewerbungsanzahl der Künst- lerinnen und Künstler für den „Kultursom- mer“, dass in Hamburg viele weiterhin kul- turell arbeiten möchten? Ja. Sie zeigt, wie lebendig und vielfältig die Szene noch immer ist und wie sehr alle dar- aufhin gefiebert haben, dass es wieder losgeht. Es steht aber noch eine weitere Frage imRaum: Kommt das Publikum auch wieder? Ich hoffe sehr, dass die Begeisterung, die jetzt erkenn- bar ist, da etwa Theater und Museen wieder zu besuchen sind, auch anhalten und noch mehr werden wird. Mit dem „Kultursommer“ wollen wir Lust machen, Kultur wieder im All- tag zu erleben und den Leuten zeigen, wie großartig es ist, vor einer Bühne zu sitzen oder zu stehen, auf der Leute spielen – und zwar in echt – und wenn man Teil des Ganzen ist. Auf was freuen Sie sich persönlich beim Kultur-Neustart? Ich freue mich darauf, wenn ich mal wieder in einem Club stehe und das passiert, was ich vor der Krise für mein Wohlbefinden nicht un- bedingt immer gebraucht habe: Wenn man da eingezwängt vor der Bühne ist und sich links und rechts schwitzende Menschen an einem reiben. Ich kann mir vorstellen, dass das enor- me Glücksgefühle in mir auslösen wird. Interview: Erik Brandt-Höge hamburg.de/bkm/hamburger-kultursommer DasHamburg-ABO 12x SZENE HAMBURG sowie 1x KAUFT EIN und 1x ESSEN+TRINKEN für nur 54,– Euro 14Hefte Gratis nach Hause 11,- Euro sparen! Keine Ausgabe verpassen Mit SZENEHAMBURG durch dasganzeJahr Portofrei bestellen unter: abo@vkfmi.de HAMBURGS SHOPPING GUIDE MODE,BEAUTY&LIFESTYLE Insider-Tipps:Dassinddiebesten Shopping-Spots SHOPPINGPAUSE Soulfood: IndiesenRestaurants gibt’sEnergie STADTTEIL-STORYS Store-Inhaber:Warum ihreVisionso gut zumViertelpasst ISBN978-3-946677-52-9 SPEZIALNR.16 2021 | €8,50 KAUFT EIN SPEZIALNR.16 SZENEHAMBURGKAUFTEIN2021 €8,50 01_Titel_Kauft_ein.indd 1 21.05.21 19:44 TopNeueröffnungenundmehr als700Restaurants imTest ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.33 2020/2021 |€10,80 ISBN978-3-946677-45-1 Anonym.Kritisch.Unabhängig. 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