Juli 2019

4 Mona Taghavi Fallahpour ist Gründerin und Geschäftsführerin eines Food-Start-ups, das Frauen mit Flucht- oder Migrations- erfahrung einen beruflichen Neueinstieg ermöglicht TAG & NACHT Superfrauen, Superfood Foto: Felix Valentin / Jupiter Union KULTURCHOC Mona, Kulturchoc wirkt wie ein Integrationspro- jekt par excellence. Aber: Ist alles so einfach, wie es aussieht? Mona Taghavi Fallahpour: Es hat schon eine ge- wisse Zeit gebraucht, unsere Vorhaben umzuset- zen. Sozialunternehmen sind in Deutschland noch nicht so anerkannt wie in anderen Ländern, etwa in Amerika. Da ist man auch rechtlich schon wei- ter, was gemeinnützige Unternehmerarbeit angeht. Wie war es denn bei der Teamfindung für Kultur- choc: Haben sich schnell interessierte Frauen bei dir gemeldet? Ich hatte und habe immer noch viel mehr Bewer- bungen, als ich bewerkstelligen kann. Das Interesse ist riesig! Das habe ich schon zu Beginn gemerkt, als ich Kulturchoc noch ehrenamtlich als Workshop in einem Stadtteilzentrum in Altona angeboten habe. Bei den Frauen kam das super an – genau wie bei den Kunden. Es lief so gut, dass ich im Oktober 2018 entschied, Kulturchoc hauptamtlich zu leiten. Das alles braucht eine Finanzierung. Wer unter- stützt euch? Im vergangenen Jahr haben wir eine Anschubför- derung vom Bezirksamt Altona bekommen. Die Mitarbeiter dort haben sich dafür eingesetzt, dass Kulturchoc in Altona bleibt. Auch bei einem Crowd- funding haben wir erfolgreich mitgemacht und über 11.000 Euro an Spenden gesammelt. Und kürzlich sind wir von der Jury des Deutschen Integrations- preises auf den zweiten Platz gewählt worden, da- für gab es ein Preisgeld. Die Weichen für weitere Erfolge sind also gestellt. Was ist das nächste Ziel? Wir wollen wachsen. Wir wollen mehr Teilnehmerin- nen aufnehmen und größere Maschinen anschaffen, um die Produktion zu verbessern. Und langfristig wollen wir uns natürlich selbst finanzieren. Ich wün- sche mir, dass wir irgendwann so weit sind, dass die Frauen den Laden selbst schmeißen können und ich mich Stück für Stück herausziehen kann. Um das zu erreichen, haben wir u. a. vor, einen Webshop einzurichten, damit die Korrekten Konfekte auch bundesweit verschickt werden können. Momen- tan sind wir ja nur lokal unterwegs, zum Beispiel auf Märkten in Hamburg. Der Webshop ist also der nächste große Schritt – und an neuen Produkten tüfteln die Frauen auch schon. Interview: Erik Brandt-Höge www.kulturchoc.de Integration durch Schokolade? Klingt nach einer so süßen wie naiven Idee, ist aber ein bestens funktionierendes Sozialunternehmen. Kulturchoc heißt das Projekt, das Mona Taghavi Fallahpour vor einem Jahr gegründet hat. Ihr Konzept: Geflüch- tete Frauen und Migrantinnen, die 35 Jahre oder älter sind, kreieren gemeinsam Köstlichkeiten und schaffen sich dadurch eine Zukunftsperspektive. Korrekte Konfekte nennt die Kulturchoc-Mache- rin das, was ihre Mitarbeiterinnen in einer Alto- naer Küche aus u. a. Mandeln, Datteln und Safran zaubern.

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