Juli 2019

FILM In „Leid und Herrlichkeit“ lässt ein gealterter Regisseur sein Leben Revue passieren. Über den neuen, leiseren und farbenprächtigen Film von Pedro Almodóvar, in dem er uns tief in seine Seele blicken lässt Dunkelbunt Foto: Studiocanal / El Deseo / Nico Bustos 36 LEID UND HERRLICHKEIT Im Vorspann zerfließen die Farben. Kaleidoskopartig verschwim- men die Muster ineinander, wachsen zu neuen Formen, vergehen und erblühen. Ein Sinnbild für das, was kommen wird: eine Verän- derung, ohne großes Getöse, doch ständig und unaufhaltsam. Zunächst jedoch ist da Starre. Seit Jahrzehnten quälen Regisseur Salvador Mallo (Antonio Banderas) Migräne, Rückenschmerzen und diverse Entzündungen. Sie haben ihn zermürbt, betäubt von Schmerzmitteln und später Heroin schleppt er sich durchs Leben. Schon lange fehlt ihm die Kraft zur Arbeit, Filmideen schlummern als Fragmente auf dem Rechner. Und so verdöst er die Tage, Gegen- wart und Vergangenheit verschwimmen, er verliert sich in Erinne- rungen an seine Kindheit, die wir in Rückblenden kennenlernen: die weiß getünchte Höhle, in der die Familie lebte. Die bittere Armut, die Mutter (Penélope Cruz), streng und schön. Und der Handwer- ker, den er lesen und schreiben lehrte, und der in ihm eine erste Begierde erweckte. Die Parallelen von Pedro Almodóvars jüngstem Film „Leid und Herrlichkeit“ zu seinem eigenen Leben sind offensichtlich. Wie sein Filmprotagonist Mallo ist auch er ein gealterter, schwuler Regis- seur, der unter chronischen (Kopf-)Schmerzen leidet. Wie er wuchs er in einem spanischen Dorf auf, besuchte eine Klosterschule und feierte weltweit Erfolge. Die Wohnung, in der Mallo wohnt, ist Al- modóvars eigene – ein intimer Blick in das Leben des spanischen Regisseurs. Voller Farben ist sie, an den Wänden große Gemälde, die Möbel bunt. „Leid und Herrlichkeit“ ist Pedro Almodóvars persönlichster Film

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