Juli 2018

33 MUSIK Madeline Juno Ewiges Phänomen: Wenn Film und Fernsehen die Popularität von Musi- kern potenzieren. Läuft ein Lied in einem Kino- oder TV-Hit, wird er oft auch ein Verkaufsschlager. Madeline Juno hat „Error“ gesungen, den Titelsong aus „Fack ju Göhte“, und es ist unnötig zu erwähnen, was da- raufhin folgte. Die 22-jährige Singer-Songwriterin ist allerdings mehr als ein One-Hit-Wonder. Drei Alben hat sie mittlerweile veröffentlicht, singt auf Englisch und Deutsch und beweist regelmäßig, dass der Ruhm ihr auch abseits des Kinos gebührt. (ebh) 10. AUGUST 20:00 Uhr; Sommer in Altona (Nobistor 42) TV Noir: lilly among clouds & Tex Es ist ein über Jahre bewährtes Konzept: Musiker spielen ihre Songs in intimer Wohnzimmeratmosphäre und unterhalten ihr Publikum zwi- schendurch mit Plauderei und munteren Spielchen. Erkannt? Genau, es geht um TV Noir, das niveau- wie stimmungsvolle Musikformat, bei dem Moderator Tex pro Ausgabe zwei Künstler zu sich auf die mit Sofa, Sessel und Lampenschirm ausgestattete Bühne holt. In der Zelt-Editi- on von „Sommer in Altona“ live zu hören und zu sehen: Elisabeth „Lilly“ Brüchners alias lilly among clouds und Tex selbst, der an diesem Abend seine Qualitäten als Sänger und Songschreiber unter Beweis stellt. (ebh) 6. AUGUST 20:00 Uhr; Sommer in Altona (Nobistor 42) Foto: Philipp Gladsome Foto: Tex Schon mal Billy Joels „Vienna“ in österreichischer Mundart gehört? Zu einer Hymne auf den 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring getanzt? Granada erlebt? Nein? Die Gitarrenpop- per aus Graz sind geradezu Pflicht für alle, die Österreicher gerne erzählen hören, wie Österreicher eben erzählen, mit trotziger Lässigkeit und „Es wird scho’ guat gehen“-Attitü- de. Vermengt mit melancholisch-melodiösen Arrangements, machte eben das die Stärke von Granadas erstem Album aus („Granada“, 2016). Jetzt folgt ein tatsächlich noch stärkeres zweites: „Ge Bitte“. Allein die Geschichten darauf sind so herrlich ehrlich, so wunderbar fokussiert auf die kleinen, feinen Alltäglichkeiten: Müdigkeit vom Tanzen, Sehnsucht nach Saufen, Streitereien im Regen von Mallorca, Schwitzen in der Sauna. Produzent Oliver Zülch (Die Ärzte, Sportfreunde Stiller, The Notwist) hat es für „Ge Bitte“ geschafft, der Band viel sommerliche Leichtigkeit heraus zu kitzeln, die in den federnden Gitarren ebenso steckt wie im Granada-typischen Akkordeonspiel, und gleichzeitig eine scheinbare Schwermut von fünf Stadtmännern nicht vergessen zu machen. Meister- liche Liedersammlung. (ebh) Die franco-kanadische Sängerin und Songschreiberin Béa- trice Martin alias Coeur De Pirate hat sich seit ihrem ersten Hit „Comme Des Enfants“ (2008) klangästhetisch stark ver- ändert: Den süßen Songs der drei ersten Alben folgt nun eine eher düstere Atmosphäre. Martin erzählt in den neuen Stü- cken von ihrer traumatisierenden Vergangenheit, etwa von schwankenden Liebesgeschichten und sexueller Gewalt, und wie sie damit umgegangen ist. Mit ihrer samtigen Stimme hat sie ein Album voller Paradoxien erschaffen: fröhlich-ener- gische Pop-Arrangements treffen auf tief schwarze textliche Offenbarungen. (jk) ★★★★★ PLATTE DES MONATS Granada – Ge Bitte POP (KARMARAMA/SONY) ★ ★★★★ Coeur De Pirate – En Cas De Tempête, Ce Jardin Sera Fermé POP (LE POP MUSIK/GROOVE ATTACK) PLATTE DES MONATS

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