Juli 2018

12 Der Berliner Sänger und Songschreiber schlägt im Zelt von „Sommer in Altona auf“. Im Gepäck wie gewohnt tief melancholische Lieder – und gleich drei neue Alben. Ein Gespräch darüber, wie diese entstanden sind MUSIK Drei Platten für einen Sommer MORITZ KRÄMER Foto: Anna Thut Moritz, ist der Sommer deine Lieblingsjahreszeit? Moritz Krämer: Wenn es Winter ist, hätte ich ger- ne lieber Sommer, wenn Sommer ist, erinnere ich mich gerne an den Winter. In deinem Fall hätte man tippen mögen, dass du den Herbst am liebsten hast. Zumindest deine Musik ist klangästhetisch fast durchweg herbst- lich gestimmt. Ich mag den Herbst. Meine Musik lässt sich aber auch im Sommer abspielen. Beeinflussen dich Jahreszeiten allgemein beim Schreiben von Musik? (überlegt lange) Wahrscheinlich schon, weil einen dabei ja irgendwie alles beeinflusst. Wobei ich gar nicht weiß, ob man traurige bzw. fröhliche Songs meistens in bestimmten Jahreszeiten schreibt. Vielleicht hat man als Hörer von traurigen Songs oft das Bild von diesem Typen, der mit Schal oben in einer kalten Dachkammer sitzt und seine Stücke schreibt. Und bei fröhlichen Songs denkt man an Leute, die im Park auf Cajons sitzen und lustig drauf sind. Was ist mit Orten? Hast du bestimmte Orte, an denen du regelmäßig schreibst? Ich setze mich fürs Schreiben nicht zwei Stunden irgendwohin, und dann bin ich damit fertig. Für mich ist Schreiben eher etwas, das ich über den gesamten Tag mit mir herumtrage, und immer wieder fallen mir ein paar Sätze ein, beim Fahr- radfahren oder Zubettgehen. Ich habe keinen Ort, an dem ich sie routinemäßig aufschreibe. Irgendwelche anderen Routinen? Alles ist immer anders. Aber: Momentan treffe ich mich mit Francesco (Wilking, Die Höchste Eisen- bahn und Tele; Anm. d. Red.) regelmäßig, um für die neue Eisenbahn-Platte zu schreiben. Wir ver- suchen, uns jeden Tag im Studio zu sehen. Benutzt du allgemein Hilfsmittel zum Schreiben? Ich merke, dass wenn ich mich entspanne und aus dem Alltagstrott herausziehe, wenn ich mich von allem befreie, dass ich dann neue Energie habe. Fan von Drogen beim Schreiben? Ich bin da ziemlich langweilig. Ich trinke zwar ger- ne mal ein Bier oder einen Wein, aber ich merke, dass ich dann nichts besonders Tolles mehr auf- schreiben kann. Kommen wir vom Schreiben zum Auftreten: Club- Gig oder Open-Air-Konzert? Zum Musikmachen finde ich den Club-Gig schö- ner. Es ist ein intimer Rahmen, die Leute sind ein- geschlossen in einem festen Raum und können, anders als bei Open-Air-Konzerten, nicht einfach weg- oder sogar gleich an der Bühne vorbeilaufen. Sie hören im Club einfach nur zu. Wobei Festivals draußen natürlich auch schön sind. Da kann man in Sandalen auf der Wiese abhängen und trifft immer wieder Leute, die man lange nicht gesehen hat. In Hamburg wirst du nun in einemMittelding spie- len, nämlich im Zelt bei „Sommer in Altona“. Ein guter Kompromiss? Ja, auch weil das Zelt eine sehr gute Größe hat. Wir haben dort schon mal mit der Eisenbahn ge- spielt, das habe ich in guter Erinnerung. Und ich freue mich, die neuen Platten zu spielen. Platten? Plural? Ja, wir haben drei Soloalben aufgenommen. Die werden bald nacheinander rauskommen. Zwei Alben gehören zusammen, sie heißen „Eins“ und „Zwei“. Das dritte ist losgelöst davon. Für wann sind die Veröffentlichungen geplant? Vielleicht ab Herbst. Ich denke mir das alles ge- rade noch aus. Interview: Erik Brandt-Höge 31. JULI 20:00 Uhr; Sommer in Altona (Nobistor 42)

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