hamburg:pur Juni 2024
Foto: CAMINO Filmverleih Foto: TS PRODUCTIONS/Michael Crotto FILM Déserts Mehdi (Fehd Benchemsi) und Hamid (Abdelhadi Talbi) aus Casablanca arbeiten mit kleinkriminellen Metho- den für ein Inkassobüro. Mit Anzug und Aktenkoffer ausgestattet, fahren sie mit ihrem alten, abgenutzten Re- nault durch die trostlosen Wüsten- landschaften Südmarokkos von Dorf zu Dorf, um das fällige Geld der Schuldner einzutreiben. Doch von den ärmlichen Dorfbewohnern ist bis auf Gastfreundschaft, alte Teppiche und Schafe meist nichts zu holen. Als sie an einer Tankstelle auf einen Mann treffen, der auf demGepäckträger sei- nes Motorrads einen Gefangenen mit Handschellen transportiert, las- sen sie sich darauf ein, den Gefangenentransport selbst durchzufüh- ren. Nicht ohne Folgen: Schon bald wandern die beiden durch die end- lose Wüste des Lebens – die bekanntlich stets mehr nimmt als gibt. Regisseur Faouzi Bensaïdi („VomGießen des Zitronenbaums“) gelingt mit „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ ein visuell eindrucksvolles Werk, das durch seinen skurrilen Humor überzeugt. Die tragikomischen Begegnungen auf dem mit ruhiger Hand inszenierten Roadtrip sind nicht wahllos. Vielmehr ergibt sich im Laufe des Films ein Mosaik unter- schiedlicher emotionaler wie realer Wüsten, in denen die Menschen sich verloren haben. Die beiden Charaktere sind trotz ihrer Gegensätz- lichkeit ein passendes, harmonisch funktionierendes Duo. Die Kamera bleibt stets auf Distanz zu ihnen, was ungewöhnlich wirkt, aber durch Dissertation beschäftigt sie sich mit der Goldbachschen Vermutung, einer bislang unbewiesenen Zahlentheorie, der Normalbegabte ohne- hin nicht folgen können. Bei der Präsentation ihrer Erkenntnisse macht sie der neue Mitdoktorand aus Oxford Lucas (Julien Frison) auf einen gravierenden Fehler aufmerksam. Marguerite verlässt den Saal und hängt erniedrigt und enttäuscht ihre Doktorarbeit an den Nagel. Bis dahin lässt sich noch leise Kritik an einemmisogynen Wissenschafts- betrieb erkennen. Leider trifft dies aber auch auf den Verlauf der dar- auffolgenden eineinhalb Stunden zu. Gerade hat sie ihren akademischen Elfenbeinturm verlassen, lernt Marguerite die freigeistige Noa (Sonia Bonny), eine stets in Geldsorgen befindliche Tänzerin, lebensfroh und chaotisch, kennen. Marguerite zieht kurzerhand in die WG ein und trifft auf den chi- nesischen Vermieter, der einen illegalen Mahjong- Salon betreibt. Ihre mathematischen Superkräfte las- sen die Runde schnell alt aussehen – Geld ist fortan kein Problem mehr, dafür ihre fortwährende mathe- matische Besessenheit, die sie die WG-Wände schwarz streichen lässt, um dort ihre Formeln zu notieren, und natürlich zurück zu Lucas führt. Das Ende kommt wenig überraschend. Schade. Die Gleichung von emo- tionaler Erweckung, die nur aufgeht, nachdem der mathematische Wahn zumindest vorübergehend nach- lässt, um dann im Gleichschritt wieder aufzukeimen, geht jedenfalls nicht auf. (bs) AB 27. JUNI F/CH 2023; 112 Min.; R: Anna Novion; D: Ella Rumpf, Jean-Pierre Darroussin, Clotilde Courau ★★★★★ Die Gleichung ihres Lebens Die Mathematik ist wie die Liebe eine komplizierte Materie. Erstere lässt sich im Idealfall logisch herbeiführen und faktisch belegen, bei der Liebe ist das nicht nur schwieriger, sondern oftmals unmöglich. Die französische Regisseurin Anna Novion bringt in ihrem lauen Drama beides in eine seltsame Verbindung, versucht gar eine Gleichung auf- zumachen. Marguerite (für ihre Rolle mehrfach ausgezeichnet: Ella Rumpf) ist eine junge aufstrebende Mathematikerin und eine der wenigen Frauen im Promotionsprogramm von Laurent Werner (Jean-Pierre Darroussin) an der École normale supérieure in Paris – Typ graue Maus. In ihrer die Einbeziehung der Umgebung als eigenständigem Protagonisten gut funktioniert. Die wenigen Close-ups sind zwei Nebenfiguren vor- behalten. Relativ mutig wirkt der damit zusammenhängende erzähle- rische Bruch von der Komödie zur abstrakten Tragödie. Filmisch ist dieser gekonnt umgesetzt. Die damit einhergehende Inkohärenz des Films spiegelt bewusst die Inkohärenz des Lebens wider. Um einer sol- chen Erzählform folgen zu können, müssen die Zuschauer wie die Pro- tagonisten zu Beginn des Films die sichere Landkarte davonfliegen und sich treiben lassen. (mag) AB 27. JUNI F/D/MAR/BEL/QAT 2023; 125 Min.; R: Faouzi Bensaïdi; D: Abdelhadi Talbi, Fehd Benchemsi, Hajar Graigaa ★★★★★ 26 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SPEICHERSTADT HAFENCITY Ein Rundgang voller Geschichte und Geschichten. Von Schlitzohren, Schlickrutschern und Ka eebaronen. 4 5 STATIONEN, 3 STD . ST. GEORG Der Stadtteil im Herzen Hamburgs in dem sich ganze Welten vereinen. 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