hamburg:pur Juni 2024

Foto: Thomas Brill Foto: Julia Schwendner THEATER Weiße Turnschuhe Rüstiger Rentner mimt gebrechlichen Greis „Lachen machen ist selber lachen“, weiß der 83-jährige Schauspieler und Kabarettist Jo- chen Busse, „und es gibt nichts Gesünderes als das.“ In demBoulevardstück „Weiße Turn- schuhe“ hat der von Busse gespielte Günter, 75, zwar nicht viel zu lachen, das Publikum dafür aber umso mehr. Günter ist fit wie ein Turnschuh, genießt sein Leben als Sports- kanone und hat die Familiengeschäfte dem Sohn überlassen. Doch der junge Mann ru- dert die Firma in die Pleite. Sein Plan zur Rettung: Der rüstige Rentner soll einen ge- brechlichen Greis mimen, um von der Pflege- versicherung Geld zu ergaunern. Leider ist die Prüferin, die den Fall untersucht, ziemlich auf Zack – und der Alte kann nicht aus seiner agilen Haut. Die Komödie zeigt das Stück von René Heinersdorff in Kooperation mit dem Düsseldorfer Theater an der Kö, wo 2022 die Uraufführung stattfand. (jp) 31. MAI–14. JULI; Komödie Winterhuder Fährhaus Live Art Festival Performances, Tanz, Musik und eine Lesung formieren sich zum „Antifascist Summer Dream“ Weil sich Martin Luther Kings Traum noch immer nicht erfüllt hat, in dem sich das Selbstverständnis von der Gleichheit aller Menschen durchsetzt, widmet sich das dies- jährige Live Art Festival auf Kampnagel einem regenbogenbunten „Antifascist Summer Dream“. Die 14. Auflage des zweiwöchigen Sommerfestivals, das vor allem die Perfor- mance-Kunst feiert, will einen antifaschis- tischen Grundkonsens erzeugen. In der ers- ten Woche begibt sich mit Choke Hole eine Drag- und Queer-Performance-Truppe aus New Orleans buchstäblich in den Ring: Das Spektakel wirft einen queer-feministischen Blick auf die traditionell machohafte Welt der Schaukampf-Sportart Wrestling. Dabei set- zen sich die Darsteller mit Rassismus, Ge- schlechterkonformismus sowie queerer Identität auseinander und nutzen das wich- tigste Werkzeug der Drag-Kunst – die Über- treibung. Die Performance „Las Noches de las Reinas“ von der Gruppe La Fleur ist in der zweiten Woche zu erleben. Das Publikum begleitet das internationale Ensemble in den legen- dären Nachtclub „El 9“, der 1977 in Mexico City eröffnet wurde. Die Show beschwört den freien Geist des Clubs, der als Zufluchtsort für die LGBTI-Communitys, als Ort der Aids- Aufklärung und als Schauplatz der Under- ground-, Sub- und Gegenkultur eine große Rolle spielte. Die 2016 entstandene Gruppe prägt einen Aufführungsstil, der Tanzelemen- te, freie Rede, Analyse und Fiktionalisierung kombiniert. Weiterhin hat das Festival neben Musikver- anstaltungen auch Workshops und Teach- ins zum Thema imProgramm, die imRahmen der „Antifascist Summer School“ in diversen Beteiligungsformaten angeboten werden. Zu den Trainings im Bereich Tanz zählt das von der Tänzerin Joana Tischkau und der Dramaturgin Elisabeth Hampe entwickelte Fitness-Workout „Colonastics“, das sich als „postrassistische Traumreise“ versteht. (jp) 6.–15. JUNI; Kampnagel 20 Foto: Chris Gonz Foto: Sinje Hasheider THEATER Die Goldfische Inklusive Gaunerei Als er das erste Mal in die Schweiz fahren will, um sein Schwarz­ geldkonto aufzulösen, rast Banker Oliver beim Überholmanöver in den Gegenverkehr und wacht querschnittsgelähmt im Kran­ kenhaus auf. Als er das zweite Mal aufbricht, um das Geld nun doch noch über die Grenze zu schmuggeln, begleitet ihn eine illustre Truppe ahnungsloser Helfer: die Wohngruppe „Die Gold­ fische“, die er aus der Reha kennt. Zu den Gefährten auf dem illegalen Trip gehören die blinde Magda, der autistische Rainman, der stumme Michi sowie Franzi, die das Downsyndrom hat – denn, so meint Oliver, wer kon­ trolliert schon einen Bus voller Menschen mit Behinderung? Die Inklusionskomödie nach dem Kinofilm von Alireza Golafshan wurde mit dem Publikumspreis der Privattheatertage 2023 aus­ gezeichnet und ist nun in den Kammerspielen zu sehen. (jp) 6. JUNI (PREMIERE), 8., 13.–16., 19.–22., 27.–29. JUNI; Kammerspiele Huul man nich, du leevst ja noch / Gröten un Söten Der Jugend- und der Generationenclub zeigen ihre Produktionen AmOhnsorg-Theater laden zwei Clubs interessierte Amateure ein, die Bühne zu entern. Im Jugendclub agieren zwölf Spielfreudige zwischen 14 und 18 Jahren; der Generationenclub steht Menschen im Alter von 18 bis 99 Jahren offen. In der aktuellen Spielzeit er­ obern sich die Jugendlichen Kirsten Boies Roman „Heul doch nicht, du lebst ja noch“. Darin versuchen drei Heranwachsende nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Normalität in ihr Leben zu bringen: Sie leiden unter Einsamkeit, verbitterten Kriegsheimkeh­ rern sowie unter demweiterhin grassierenden Antisemitismus. Auch das generationsübergreifende Ensemble schaut zurück – in eine Zeit, in der man noch Briefe schrieb. Im biografisch geprägten „Gröten un Söten“ („Gruß und Kuss“) lassen sie die anachronistische Kultur­ technik des Brief-Schrei­ bens wieder aufleben. Gemeinsam ist beiden Gruppen ein Sprachenge­ misch aus Platt- und Hochdeutsch. (def) JUGENDCLUB, 13.–16. JUNI / Generationen- club, 28.–30. JUNI; Ohnsorg-Theater Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg Jetzt abonnieren: HEUTE IN HAMBURG Newsletter szene-hamburg.com/newsletter 21

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