hamburg:pur Juni 2021
Foto: Komplizen Film/Reinhold Vorschneider FILM UNKONVENTIONELLE LIEBESGESCHICHTE Von A Regisseurin Nicolette Krebitz erzählt in ihrem Film „AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe“ von einer ungewöhnlichen Romanze zwischen einer etwas älteren exzentri- schen Schauspielerin und einem jungen Schüler „Alles fängt mit A an. Das Leben, der Schmerz, die Erkenntnis und die Liebe“, sagt die etwas betagte, exzentrische Schauspielerin Anna (Sophie Rois) im Zug sitzend in einem inneren Monolog. „A ist der Klang, den man nicht auf- halten kann. Das A ist immer schon da. Und dann gibt es unendlich viele Möglichkeiten, wie es weitergehen kann.“ Anna ist auf demRückweg von der Côte d’Azur, wo sie eben noch von einem Kommissar ver- hört wurde. Sodann springt der Film zeitlich zurück, um ihr Aufeinandertreffen mit dem ju- gendlichen Adrian (Milan Herms) in Berlin zu zeigen, der ihr im Vorbeilaufen ruckartig ihre Handtasche vom Leib reißt und davonläuft. Anna empfindet den Überfall als reizvoll: End- lich wieder Aufregung im Leben, gesteht sie ihrem Nachbarn und Vermieter Michel (Udo Kier). Als sie Adrian wenig später erneut be- gegnet, um ihm auf Basis eines Sozialprojekts das Schauspielen beizubringen, beginnt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Sie dachte, das würde ihr nicht mehr passieren. Er wusste gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Schon bald zieht es beide zu einem Roadtrip nach Südfrankreich … Die in Westberlin geborene Regisseurin Nico- lette Krebitz erzählt wie in ihrem vorangegan- genen Film „Wild“ (2016) von einer vermeint- lich unmöglichen Liebesgeschichte – damals zwischen Mensch und Wolf, diesmal zwischen Jung und Alt. Was Anna und Adrian verbindet, ist das Anderssein: Anna ist ein Freigeist, die sich nicht nach Konventionen richtet, Adrian ein Quälgeist, der von den Kämpfen des All- tags müde ist, bis er auf Anna trifft und seine Stimme findet. Das ist durchaus interessant, was zu großen Teilen an dem faszinierenden, zwischen Punk und Schüchternheit schwan- kenden Schauspiel der Hauptdarstellerin So- phie Rois liegt. Neuentdeckung Milan Herms vermag in der Rolle von Adrian nicht ganz mitzuhalten, wenngleich ihm eine gewisse Leinwandpräsenz nicht abzusprechen ist. Regisseurin Krebitz bezeichnet ihren Film als „Liebes-beweis ans Kino“. Ist dem so? Um etwas kryptisch zu antworten: Der Film beginnt mit einem aufregenden A und endet mit einem Fragen offen lassenden U. Text: Marco Arellano Gomes AB 16. JUNI D/F 2022; 104 Min.; R: Nicolette Krebitz; D: Sophie Rois, Udo Kier, Milan Herms ★★★★ ★ hamburg: pur Aktion! Für die HH-Premiere des Films „AEIOU“ am 15.6., 19 Uhr in Anwesenheit von Regisseurin Nicolette Krebitz in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur: AEIOU“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 12.6. bis U 22 23 Grenzenlose Auswahlmöglichkeiten können ungemein befreiend sein, führen manchmal aber auch zu Verunsicherung und mangeln- der Entschlossenheit. Wem alle Optionen offenstehen, der hat unter Umständen Angst, sich festzulegen. Denn vielleicht gibt es ja stets eine bessere Alternative. Die Last, Entscheidungen zu treffen, spürt in Joachim Triers „Der schlimmste Mensch der Welt“ die fast 30-jährige Julie (Renate Reinsve), die mehrere Studiengänge abgebrochen hat und in einer Buchhandlung jobbt. Ihr deut- lich älterer Partner Aksel (Anders Danielsen Lie) hingegen ist ein erfolgreicher Comic- zeichner, der zudem immer öfter über die Gründung einer Familie spricht. Mit demGe- danken, Kinder zu bekommen, kann sich Julie allerdings aktuell noch nicht anfreun- den und zweifelt daher zunehmend an ihrer Beziehung. Umso mehr, als sie auf einer Hochzeitsfeier den charmanten Eivind (Her- bert Nordrum) kennenlernt. Nachdem er mit demMysterythriller „Thel- FILM Foto: Oslo Pictures ma“ zuletzt einen Ausflug in übernatürli- che Gefilde wagte, kehrt Autorenfilmer Joachim Trier in seiner neuen Regiearbeit zu seinen näher an eigenen Erfahrungen und Existenzfragen liegenden Ursprüngen zurück. „Der schlimmste Mensch der Welt“ ist vor allem eine Tragikomödie über die Fallstricke der Liebe, sprengt aber die starren Erzählmuster des romantischen Kinos. Schon die Hauptfigur fällt komple- xer aus als üblich. Und immer wieder über- rascht der Film damit, wie er Standardsi- tuationen originell abwandelt. Das beste Beispiel: der amüsante erste Flirt zwi- schen Julie und Eivind. Eher ungewöhn- lich ist zudem, dass gesellschaftliche Erwartungen und generationsbedingte Unterschiede regelmäßig nicht nur an der Oberfläche verhandelt werden. Triers un- konventionelle Herangehensweise macht schließlich auch vor den Bildern und der Inszenierung nicht Halt. Etwa, wenn die Welt um die Protagonistin herum buch- stäblich stillsteht, während sie durch die Straßen Oslos läuft. Nur einer von vielen Einfällen, die das Ganze erfrischend und unberechenbar machen. (cd) AB 2. JUNI NOR/F/S/DK 2021; 127 Min.; R: Joachim Trier; D: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum ★★★★★ Der schlimmste Mensch der Welt TICKETS UNTER WWW.S-PROMOTION.DE sowie an allen bekannten VVK-Stellen TICKETHOTLINE 06073 722-740 03.07.22 HAMBURG Barclays Arena 12.06.22 HAMBURG Barclays Arena Foto: Sebastian Konopix Im Handel oder online über shop.szene- hamburg.com Jetzt NEU NacHHaltigkeit HamburgsPläne fürdieZukunft WIRTSCHAFT IMWANDEL Wo fairerHandelund grüneStrategien jetzt schon funktionieren NACHHALTIGESTADT WiedasLebenanAlster undElbe füralle bezahlbarbleiben soll SAUBERESACHEN WarumHamburgauf Verkehrswendeund Wasserstoff setzt ISBN978-3-946677-75-8 SPEZIALNR.2 2022 |€8,50 SPEZIALNR.2 SZENEHAMBURG NACHHALTIGKEIT2022 €8,50 001_Titel_Nachhaltigkeit_05_22 1 05.05.2022 17:15:39
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