hamburg:pur Juni 2021

Foto: Ingo Boelter THEATER Die Königs schenken nach Wir erinnern uns: „Die Königs vom Kiez“ stellten sich vor zehn Jahren als (Astra-) urtypische St.-Paulianer-Familie vor; sei- nerzeit ging’s mit ihnen treppab in eine erbarmungswürdige Souterrainwohnung, irgendwo in Reeperbahn-Nähe. Nun sind sämtliche Mitglieder der Bühnenfamilie plötzlich obenauf: Oma hat bei der Glücks- spirale eine lebenslange Sofort-Rente ge- wonnen und alle hoffen, endlich das große Los gezogen zu haben. Doch Papa König, genannt Käpt’n, verfällt final demAlkohol-, seine vier Kinder dem Kaufrausch. Es dauert nicht lange, und alle wünschen sich die alten Nöte zurück – hatte man damals nur Geldsorgen, geht es plötzlich ums nackte Überleben! Die erfolgreichen Mu- sical-Macher aus dem Schmidt-Kosmos haben sich für die Bilderbuch-Familie vom Kiez eine Fortsetzung ausgedacht: „Die Königs schenken nach“! (def) 2. JUNI (URAUFFÜHRUNG), 3., 4., 7.–11., 15.–19., 22.–26., 29., 30. JUNI und weitere Termine; Schmidt Theater Zweites: Eine positive Grundhaltung gegen- über allen Angeboten der Mitspieler haben. Drittens: Mut zum Risiko mitbringen, dass man auch mal danebenliegen kann. Trainiert ihr diese Fähigkeiten noch re- gelmäßig, oder verlasst ihr euch da auf eure Techniken und eure langjährige Erfahrung? Kalbertodt: Natürlich trainieren wir. Gerade weil ich schon älter bin, wird es für mich immer schwieriger. Meine Vorstellungen festigen sich leider doch mehr, als ich das früher für möglich gehalten habe. Die To- leranz und die Bereitschaft, offen zu sein – da muss man dranbleiben und sich der Situation häufig aussetzen, um nicht ein- zurosten. Kalusky: Anzunehmen, was der andere sagt, und es ergänzen – diese Philosophie nimmt man auch mit ins andere Leben. Ich arbeite nebenbei noch in einer Behörde an der Hochschule und merke, wie mir das oft hilft, schneller als meine Kolleg:innen offen zu sein für andere Dinge. Deswegen würde ich mir wünschen, dass jeder Mensch Impro lernt. Wie würdet ihr die Stadt Hamburg hin- sichtlich ihrer Impro-Szene im bundes- weiten Vergleich einordnen? Kalbertodt: Hamburg befindet sich ein biss- chen imDornröschenschlaf. Auch wenn es hier circa zehn Impro-Gruppen gibt, ist die Szene sehr übersichtlich und nur wenige dieser Gruppen leben vom Theatermachen. In Berlin gibt es rund 40 Impro-Gruppen. Geile Leute treten vor 20 Personen auf, weil das Angebot so groß ist. Dagegen haben wir es in Hamburg, auch wenn es im Mo- ment schwierig ist, besser. Andere Hoch- burgen befinden sich in Frankfurt undWies- baden. Da entstehen viele junge Gruppen. Auch in München, Köln und Düsseldorf ist sehr viel los. Kalusky: Die Impro-Szene vermischt sich ganz gut. Es gibt viele Festivals. Die Steife Brise hat das Törn-Festival ins Leben ge- rufen, auf dem sich Impro-Spieler:innen aus ganz Deutschland und darüber hinaus tref- fen. Das ist eine Szene, in der man sich kennt und austauscht. Ein Expertentreff? Kalbertodt: Ja, das kann man so sagen. Aber gerade weil die Szene übersichtlich ist, liegt darin auch immer die Gefahr der Echokammer und die Entwicklung einer eignen Blase. Wir streben an, unsere Form von Theater nach außen zu tragen, um möglichst viele Leute zu erreichen. Impro- Theater ist für uns eine Art Volkstheater, und das meine ich überhaupt nicht des- pektierlich. Welche Formate habt ihr außer demMo- mentical noch entwickelt? Kalbertodt: Wir haben angefangen mit Theatersport und Impro-Shows. Dann hat es uns interessiert, welche Formate wir spielen wollen und in welche Spielorte sie passen. Seit 2009 läuft unser „Morden im Norden“ sehr erfolgreich im Imperial Thea- ter. Das ist ein Krimi zum Mitraten. Unser Format „Seemannsgarn“ mit improvisier- ten Geschichten haben wir auf dem Mu- seumsfrachter Cap San Diego angesiedelt. Kalusky: Und das Momentical-Format passt natürlich sehr gut in das Musicaltheater First Stage. Fällt euch der Neustart nach Corona leicht? Kalbertodt: Dieser Reboot ist sehr anstren- gend. Nachdem die Leute sich an ein an- deres Leben gewöhnt haben, müssen sie erst wieder die Bereitschaft entwickeln, ins Theater zu gehen. Kalusky: Wir haben die Zeit aber auch ge- nutzt, um uns der Digitalisierung zu öffnen. Kalbertodt: Wir haben es als eine der we- nigen Impro-Gruppen in Deutschland ge- schafft, uns kontinuierlich zu verjüngen. Die Steife Brise wird im Oktober 30 Jahre alt, und wir haben jetzt die dritte Generation am Start. Die ist Mitte zwanzig und bringt einen ganz andern Geist mit. Wie werdet ihr euer Jubiläum imOktober feiern? Kalbertodt: Darauf freuen wir uns schon sehr. Wir werden Weggefährt:innen aus 30 Jahren ins Imperial Theater einladen, aber auch unsere jungen Schauspieler:innen auf der Bühne präsentieren. Außerdemwerden im Oktober in der Lola Schauspieler und Slammer gegeneinander antreten. Das wird ein großes Fest. Interview: Sören Ingwersen 4. JUNI „SEEMANNSGARN“, Cap San Diego; 8. JUNI „Morden im Norden“, Imperial Theater; 21. JUNI „Momentical – Das improvisierte Musical“, First Stage; 29. JUNI „Steife Brise Kiez-Im- pro“, Imperial Theater 18 Foto: hundertmark THEATER Jeder für sich sei ein mittelmäßiger Musiker, konstatierte John Lennon einst, doch zu viert gemeinsam könne man Magie verbreiten – so beschrieb der Kopf der Beatles den Idealzu- stand der berühmtesten Band der Welt. 2020 jährten sich Gründungs- und Trennungsjahr, doch Jubiläen dürfen in Lockdown- und Pan- demie-Zeiten länger dauern. Und so kehrt das Beatles-Musical „All you need is love!“ zum Nachfeiern zurück in die Stadt der ersten Er- folge. Denn genau hier begann die sagenhafte Karriere der Fab Four: ImAugust 1960 gab die britische Band ihr erstes Konzert unter dem Namen „The Beatles“ und war bald der musi- kalische Geheimtipp der Hansestadt. Als sich John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr zehn Jahre später trennten, hatten sie über 600 Millionen Ton- träger verkauft und als erfolgreichste Band aller Zeiten Musikgeschichte geschrieben. Die wird nun noch einmal authentisch höchst le- bendig: Vier Musiker aus Las Vegas nennen sich „Twist & Shout“, verkörpern die originalen Vorbilder perfekt und führen das Publikum in einer zweieinhalb- stündigen musikali- schen Zeitreise durch die wilden 1960er- Jahre. Darin covern sie über 60 Songs, beginnend mit der al- lerersten Single „Love Me Do“ über Welt- hits wie „Hey Jude“ bis zu „Yesterday“. Bei der Hommage stimmt nicht nur der Sound, sondern auch das Aussehen der Imitatoren samt detailgetreuer Frisuren und Kostüme. Historische Videosequenzen erinnern an die damalige, an Hysterie grenzende Begeisterung des Publikums. Die Musik wird nur unterbro- chen, um von wichtigen Stationen der zehn- jährigen Beatles-History zu erzählen: von den Anfängen im Hamburger Kaiserkeller sowie demStar Club bis zum letzten legendären Kon- zert auf einem Dach in London 1969. Was Musik nicht beschreiben kann, erledigen drei Conférenciers mit Anekdoten in deutscher Sprache. (def) 7.-29. JUNI (außer montags) und weitere Termine; St. Pauli Theater All You Need Is Love! Foto: Sinje Hasheider CHAMPAGNER TO'N FRÖHSTÜCK KOMÖDIE VON MICHAEL WEMPNER 12.6. – 3.7.2022

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