Hamburg Pur - Juni 2021

MUSIK Jan Delay hat kürzlich sein neues Album „Earth, Wind & Feiern“ veröffentlicht. Ein Gespräch über die positive Energie der Songs trotz textlich teils ernster Themen Foto: Thomas Leidig JAN DELAY Finstere Zeiten, gute Vibes Insofern, als dass, wenn man über so etwas redet, jemandem auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Man kann auch Songs zu sol- chen Themen machen, zu denen man tanzen und feiern kann. Songs, die Kraft geben. Denn: Feiern bedeutet ja nicht immer nur, dass man am nächsten Tag einen Kater hat, sondern auch, dass man aus der Feier neue Energie geschöpft hat. So geht es mir zumindest. Und wer es will, der kann es mit diesem Album genauso machen. Man muss übrigens auch sagen, dass dieses die erste zeitgemäße Jan Delay-Platte ist. So was gab es ja bisher noch nicht. Selbst, als ich damals die Reggae-Platte gemacht habe („Searching For The Jan Soul Rebels“, 2001; Anm. d. Red.) , war es keine Dancehall-Platte, sondern eine Roots Reggae- Platte. „Earth, Wind & Feiern“ hingegen sollte so werden, dass ich sie heute jederzeit aufle- gen kann. So, dass die Songs im Club nicht abkacken, wenn sie zwischen Cardi B und Major Lazer laufen. Wie seid ihr vorgegangen, um das zu schaf- fen? Wie Mark Ronson oder Bruno Mars: Wir haben alte Musikrichtungen, zumBeispiel Boogie oder Disco, ins Hier und Jetzt geholt. Wir hatten Ses- sions, in denen wir die Rhythmen fertig ge- macht haben – und danach haben wir einfach die Drums rausgeschmissen und nachpro- grammiert (lacht) . So haben wir beides in die Songs bekommen: Den Vibe der Band und den Rumms der digitalen Technik. Textlich machst du in Songs wie „Gestern“ klare Ansagen zur musikalischen Ausrich- tung, wenn du etwa singst: „Nichts ist so kalt wie der heiße Scheißt von gestern“ … … stimmt! Wobei ich das auch mit einem zwin- kernden Auge singe. Ich liebe die Musik, die ich früher gemacht habe, schließlich auch. Ich komme ja von da. Es gibt nur oft so ein paar Nasen, die sagen: „Mach doch mal wie früher! Mach doch noch mal Reggae, das war so geil!“ Aber ich habe das ja schon gemacht, warum sollte ich das noch mal machen? Wäre doch bescheuert! Übrigens habe ich den „Nichts ist so kalt wie …“ Satz gemopst – von Sven Re- gener. Ich habe ihn mal in einer Talkshow ge- sehen, und da hat er den gesagt. Hat mich to- tal weggeballert, der war zu gut! Deswegen habe ich den Satz im Song benutzt. Interview: Erik Brandt-Höge „EARTH, WIND & FEIERN“ ist am 21.5. auf Vertigo Berlin/Universal erschienen Spaß macht!“ Das war auch mein Wunsch. Außerdem war mir wichtig: Fokus immer auf gute Laune! Ich wollte eine positive Platte machen, also das Gegenteil von meiner zuletzt erschienenen Platte. Keinen Mittelfinger, kein „Leckt mich alle am Arsch, ihr seid alle scheiße!“ Was natürlich nicht bedeutet, dass man nicht auch mal ernste Themen anschnei- den darf … …was du jetzt ja auch mit Zeilen wie „Es sind finstere Zeiten“ tust. Wobei du damit nicht die Corona-Krise meinst, denn die Songs sind bereits vor der Pandemie entstanden. Genau. Wovor ich damals Angst hatte und heute noch habe: die Klimakatastrophe und der Rechtsruck. Ich wollte diese Themen auf der Platte haben – aber mit positiven Gedan- ken besetzt. Inwiefern? Jan, HipHop, Disco, Trap, Afrobeat, Dub – al- les drauf auf deinem neuen Album. Hast du dir vorgenommen, möglichst viele Genres in den Songs unterzubringen, oder ist das ein- fach so passiert? Jan Delay: Als ich mit meinem musikalischen Partner und Produzenten Tropf zum ersten Mal über neue Songs gesprochen habe, meinte er: „Wenn wir ein neues Jan Delay-Albummachen, dann halten wir uns nicht an ein Genre, auch nicht an eine Parole – wir machen nur, was uns Illustration: Freepik 14

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz