hamburg:pur Mai 2024
Foto: Thomas Aurin THEATER Die Schatten- präsidentinnen Grotesk überzeichnete Farce tenpräsidentinnen“. Ergänzend heißt die deut- sche Erstaufführung im Untertitel: „Hinter je- dem großen Idioten gibt es sieben Frauen, die versuchen, ihn am Leben zu erhalten“. Die Idee: großartig. Trump und sein Umfeld als abschreckendes Modell vor Augen, schreibt eine kluge junge Frau – die US-Amerikanerin Selina Fillinger – ein mit beißendem Humor durchsetztes Drama, das am Broadway auf- geführt wurde. Die Umsetzung in Deutschland: miserabel. Fast 105 Minuten lang schreien und kreischen sieben Spielerinnen ihren Text Rich- tung Publikum, bewegen sich als völlig über- zeichnete Figuren in grotesken Kostümen und Perücken in einer adäquat übertriebenen Kör- persprache. Diese permanente Übersteigerung wirkt schon nach zehn Minuten ermüdend. Und sich auf die Gags draufzusetzen, macht sie nicht witziger. Der Stück-immanente, teils drastische Humor verpufft, sofern man über die bloße Erwähnung von „Blow Job“ oder aus Farbflaschen fließende Kotze noch lachen kann. „Wir sind amArsch“ passt da schon bes- ser zumAnstoß gebenden Dilemma der Story. (def) 5., 11., 18., 31. MAI, Deutsches Schauspielhaus AmAnfang war ein Anal-Abszess. Der hindert den Präsidenten der USA daran, sich sitzend in das Meeting mit einer internationalen Dele- gation einzufügen. Jene über andere erhabe- ne, aufrechte Position indes irritiert die Teil- nehmer eines arabischen Staats, ungünstig gepaart mit einer sprachlichen Entgleisung, der vermutlich kaum übersetzbaren Vokabel „hinterfotzig“. Was folgt, ist eine politische Krise. Daraufhin leitet eine rein weibliche assistie- rende Crew unmittelbar Beschwichtigungs- und Rettungsmaßnahmen ein, streckt jedoch den Präsidenten imÜbereifer nieder. Nun müs- sen die Stabschefin, die Pressesprecherin, eine Sekretärin und die First Lady das Ruder über- nehmen. Erschwerend hinzu kommen Ansprü- che von des Präsidenten schwangeren Gelieb- ten sowie das unerwartete Auftauchen seiner kriminellen Schwester und einer neugierigen Journalistin. Zusammen bilden sie „Die Schat- 20 Foto: Oliver Fantitsch THEATER Landünner – eine Nacht amEnde der Welt Weder Krimi noch Komödie – dafür viel Klamauk Das Setting der Uraufführung von „Landünner – eine Nacht am Ende der Welt“ am Ohnsorg-Theater war eigentlich vielverspre- chend: Die Pension der alten Hertha (Meike Meiners) liegt auf einer Hallig, wo bei Sturm zuweilen das Land versinkt und dann nur noch die Warften (Wohnhügel) aus der Nordsee ragen. In einer solchen Nacht, in der die Grenze zwischen Mystischem und Rea- lität verwischen kann, haben sich zwei Paare in der Herberge ein- gefunden, eines jung, sexy und auf der Flucht (Nadja Wünsche, Colin Hausberg), das andere im besten Alter, dröge und nordsee- erfahren (Birte Kretschmer, Robert Eder). In diesemRahmen und mit diesemPersonal hätte sich ein Krimi, eine dramatische Geis- tergeschichte à la Theodor Storm oder aber eine Komödie erzäh- len lassen. Leider verschenkt das erste Theaterstück, das der Krimi- und Drehbuchautor Hendrik Berg geschrieben und explizit demOhnsorg zugedacht hat, jede dieser Chancen, indem es von allem ein bisschen zusammenrührt. So ist denn auch die Insze- nierung von Harald Weiler weder spannend (was das flüchtige Pärchen ausgefressen hat, ist schon vor der Pause klar), noch gruselig: Jedes Mal, wenn der Klabautermann erwähnt wird, zu- cken Blitze – und als Herthas toter Gatte plötzlich aus dem Frie- senfliesen-Ofen kommt, wirkt das vor allem schräg. Zudem fehlt echter Nordsee-Humor, die Komik geht in Richtung Klamauk. Doch die hervorragenden Schauspieler machen op Platt das Bestmög- liche aus dem Abend. Besonders Kretschmer legt ihre Rolle als treusorgende Ehefrau, Jugendversteherin und Ex-Kommunarde überzeugend an, während Eder die Entwicklung seiner Figur vom Hobbyfotografen zum Verführer glaubhaft gestaltet. Hausberg (selbstbewusst, leutselig) und Meiners (frie- sisch herb) müs- sen schmalzige Gesangseinlagen liefern, meistern diese Herausfor- derung aber be- achtlich souve- rän. (jp) 15., 18., 19., 21.–23., 25. MAI, Ohnsorg- Theater Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg Jetzt abonnieren: HEUTE IN HAMBURG Newsletter szene-hamburg.com/newsletter SPEZIALNR.3 SZENEHAMBURG DIVERS(C)ITY2024 €9,50 4193431909502 03 ISBN978-3-946677-97-0 SPEZIALNR.3 2024 |€9,50 Divers c ity AUFSTEHEN GEGEN RECHTS: SCHÜTZT HAMBURGS VIELFALT! GLEICHSTELLUNG Wiegut istHamburg in SachenChancengleichheit? GEGENWEHR WarumHamburggerade jetztaufdieStraßegeht GEMEINSCHAFT Dafür setzen sichHamburgs Initiativen&Kollektiveein 001_TitelDiversity 1 20.03.2024 13:27:48 Jetzt im Handel oder online unter shop.szene-hamburg.com Food_93x128mm.indd 20 21.03.24 13:05 21
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