hamburg:pur Mai 2023

Foto: Leonine Studios Foto: Alpenrepublik FILM Beau is afraid Schon sein Vorname mag ihm nicht so richtig passen: Wam- pert und kahlköpfig sitzt Beau Wasserman (Joaquin Phoenix) zu Beginn bei seinem Psychiater. Eine angstbelastete Reise zu seiner manipulativen Mutter steht an, da ist moralische und medikamentöse Hilfe gefragt. Zurück in seinem armse- ligen Apartment beginnt Beau zu packen. Draußen auf der Straße tobt die Karikatur amerikanischen Drogen-Elends. Aggro-Bettler, gesichts-tätowierte Stalker und messerschwin- gende Wahnsinnige wollen ihm ans Leder. SeinemRealitäts- sinn darf man indes nicht mehr vollends trauen: Kurz zuvor hat Beau die neuen Tabletten geschluckt, und zwar, anders als imBeipackzettel empfohlen: Ohne Wasser, man! Sein Trip zur Quelle allen Übels wird zur haarsträubenden Odyssee, in deren Verlauf der konstant am Rande des Nervenzusammenbruchs herumschippernde Held unter anderem von einemHome-Office-Chi- rurgen adoptiert, von dessen Wandfarbe trinkender Teenie-Tochter bedroht und von einem wütenden PTBS-Kriegsveteranen in die um- liegenden Wälder gejagt wird. Dort probt eine experimentelle Theater- gruppe ein Stück, welches allegorisch Beaus Paranoia beleuchtet. Klingt ein wenig ballaballa? Nun, dies ist der neue Film von Ari Aster, der zuvor mit den epischen Horror-Artefakten „Hereditary“ und „Mid- sommar“ die Nerven seines Publikums testete. Beim dritten Streich macht er den Schritt hin zu einer experimentelleren, episodenhaften Erzählweise. „Beau is afraid“ ist eine rastlose, urkomische, freudianisch geprägte Reise durch so ziemlich alles, was bei einemMenschen Kom- Adiós Buenos Aires Buenos Aires 2001: Der Schuhverkäufer Julio Färber (Diego Cremo­ nesi) ist betrübt über den Zustand seines Landes, das sich von Wirt- schaftskrise zu Wirtschaftskrise hangelt und in gesellschaftlichen Un- ruhen unterzugehen droht. Das Einzige, was ihm Freude bereitet, ist das gemeinsam mit vier Freunden betriebene Tango-Orchester, das Abend für Abend in einer Bar auftritt und das er mit seinemBandoneon begleitet. Die Gier, Unfähigkeit und Korruption in seiner Heimat verleitet ihn dazu, gemeinsammit seiner 14-jährigen Tochter Paula (Violeta Narvay) nach plexe, Panik und Schuldgefühle auszulösen vermag. Phoenix spielt diesen Hans imDauer-Unglück mit anbetungswürdiger Hingabe. Wenn der geschundene Held nach drei aufwühlenden Kinostunden im die „Truman Show“ zitierenden Finale vor dem Jüngsten Gericht steht, ist man gemeinsam mit ihm zu Tode erschöpft, aber auch seltsam be- glückt von diesem völlig unberechenbaren, im Stile einer Rube-Gold- berg-Maschine inszenierten „Mommy-Issue-Marathon“. (cc) AB 11. MAI CAN/USA 2023; 179 Min.; R: Ari Aster; D: Joaquin Phoenix, Nathan Lane, Amy Ryan ★★★★★ Deutschland, dem Geburtsland seiner Mutter, auszuwandern. Doch dann lernt Julio bei einem Autounfall die temperamentvolle Taxifah- rerin Mariela (Marina Bellati) kennen. Als demmusikalischen Quartett zudem gelingt, Ricardo Tortorella (Mario Alarcón), einen betagten, aber noch immer betörenden Tango-Sänger zu gewinnen, gibt es eigentlich keinen Grund mehr zu gehen – oder etwa doch? „Adiós Buenos Aires“ ist ein vergnüglicher, musikalisch beschwingter Feel-Good-Film. Die Liebe zum Tango ist mit jedem Ton zu spüren – und sicher auch demUmstand zu verdanken, dass Regisseur German Kral sich bestens mit dem Thema auskennt. Sein Doku- mentarfilm „Ein letzter Tango“ lief in über 30 Ländern und erhielt mehrere internationale Preise. Sein neuester Film ist für ein Spielfilmdebüt ziemlich ansehnlich, dennoch sitzt nicht jeder Ton. Zum Ende neigt der Film dazu, zu viel Drama zu wollen und ins Kitschige zu verfallen. Das Erkennen nicht nur zwei ältere Damen im Film, die im Taxi von Mariela mitfahren, während Julio ihr über die Sprech- anlage einen minutenlangen Liebesbeweis vorträgt. Es macht sich auch bemerkbar, wenn die Zuschauer im Kinosaal sich vor Scham langsam, aber sicher ein wenig in den Sitz rutschen lassen und sich denken: „Oje … aber irgendwie auch schön.“ (mag) AB 11. MAI D/ARG 2023; 93 Min.; R: German Kral; D: Diego Cremonesi, Marina Bellati, Carlos Portaluppi ★★★★★ 26 DAS TOR ZU HAMBURGS GASTRONOMIE italiener in ottensen HAMBURGS FOODSZENE ENTDECKEN Mit demGenuss-Guide+ hast du Zugriff auf: + rund 700 Restaurant-Kritiken + Hamburgs Bars im Test und die besten Cafés + spannende Hintergrundgeschichten über Hamburgs Gastro- und Foodszene + genussguide-hamburg.com Melde dich jetzt für das Genuss-Guide+ Abo an! Genuss-Guide+ für ein Jahr: 24€

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