hamburg:pur Mai 2023

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EIN PRODUKT DER Entdeckt und erschmeckt Hamburg! www.genusstouren-hamburg.de THEATER KAMPNAGEL „Wir haben eine schöne Unvorsichtigkeit miteinander entwickelt“ Mit ihrer Performance „It’s a Mass“ verarbeitet Regisseurin Kerstin Steeb Diskriminierungs- erfahrungen von Opernsänge- rinnen und -sängern zu einer ebenso frechen wie spaßigen Opern-Wrestling-Show Kerstin, in deiner Performance „It’s a Mass“ geht es um reaktionäre Strukturen und Se- xismus imBereich des Musiktheaters. Ist die Oper ein Ort, an dem besonders häufig dis- kriminiert wird? Kerstin Steeb: Ich möchte mir nicht anmaßen, die Oper in dieser Hinsicht mit anderen Berei­ chen zu vergleichen. Trotzdem würde ich sagen, dass die Opernwelt dem Zeitgeist hin­ terherläuft. Einen Zugang zur Oper finden meistens Menschen aus demBildungsbürger­ tum, die zwar aufgeklärt und reflektiert sind, von denen aber nicht unbedingt eigenmotiviert die große Revolution los geht. Die Liebe zum Werk verhindert gerne, bestehende Formen zu hinterfragen und aufzubrechen. Du kritisierst auch die Besetzungspolitik an den großen Häusern … Über die Stimmfächer findet ein Typecasting statt. Sänger und Sängerinnen werden einge­ engt und diskriminiert, indem sie auch körper­ lich diesen Stimmfächern zu entsprechen haben. Es ist immer noch eine ungeschriebene Regel, dass Sängerinnen beim Vorsingen im Kleid und mit hochhackigen Schuhen zu er­ scheinen haben. Sie sollen kokett, lieb, brav und sexy erscheinen. Schon kleinste Abwei­ chungen von diesem reduzierten Frauenbild können auf Abwehr stoßen. Ich habe im Zuge unserer Recherche unter anderen mit einer Sängerin gesprochen, die in einer Inszenierung aus demBühnenboden heraus singen musste, so dass nur ihr Kopf sichtbar war – weil der Regisseur ihren Körper nicht mochte. Sind nur Frauen von diesen Zuschreibungen betroffen? Nein. Ich arbeite gerade mit einemBariton zu­ sammen, der sehr androgyn und schlaksig ist und von seiner Agentur immer zu hören be­ kommt, dass er eigentlich unvermittelbar ist, weil man sich bei einer tiefen Stimme auch eine burschikose und stattliche Figur wünscht. Umgekehrt werden Sopranistinnen mit kurzen Haaren angehalten, ihre Frisur zu ändern. Wir sprechen wohlgemerkt über eine Theater­ ästhetik, wo Perücken ein beliebtes Mittel sind. Wie lässt sich das binäre Denken in den Stimmfächern geschichtlich herleiten? Spannend ist, dass es imBarock eher eine Bi­ narität in der Vertikalen, zwischen irdisch und himmlisch gegeben hat. Die Stimme hatte also nicht per se etwas mit Geschlecht zu tun. Die hohen Stimmen waren die, die sich abheben von der Welt. Erst später entwickelte sich dieser bürgerlich-naturalistische Zugang mit einer engen Verbindung zwischen Körper, Ge­ schlecht und Stimme. Da darf man schon die Frage stellen: Warum argumentieren wir na­ turalistisch in einem Kunstbereich, der artifi­ zieller nicht sein könnte? Eine Argumentation, die mir aber an vielen Stadttheatern immer wieder hartnäckig begegnet. Was stellst du mit deiner Produktion „It’s a Mass“ dieser Argumentation entgegen? Die persönlichen Erfahrungen unserer Sänger und Sängerinnen. Die PoC-Sängerin unseres Teams wird zum Beispiel hauptsächlich für „Porgy and Bess“ oder „Aida“ angefragt. Es ist für ihre Umwelt noch nicht vorstellbar, dass sie andere Partien übernehmen könnte. Eine andere Sängerin hat eine Beinprothese und bekommt schon bei Vorsingen damit Pro­ bleme. Während sie die Prothese in den letz­ ten Jahren meistens versteckt hat, geht sie bei uns extrem offen mit dieser Tatsache um. Auch deshalb, weil sie Lust hat, ein Vorbild für Menschen mit ähnlichen Einschränkungen zu sein. Noch einmal zurück zu den Männern. Sind sie nicht doch die Gewinner im ewigen Opern- spiel um Liebe und Macht? Ein Transgender-Sänger aus unserem Team war Mezzosopranistin und beschreibt, wie spannend es sich für ihn angefühlt hat, Rollen zu spielen, die quasi schon queer angelegt sind – etwa die Hosenrollen. Als Tenor ist er jetzt mit ganz anderem Material konfrontiert, bei dem er die Widersprüchlichkeit und Zärtlich­ keit total vermisst. Auch das Tenorfach ist ein­ Foto: Heike Blenk 17

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