hamburg:pur mai 2022
Foto: Piffl Medien Maixabel Nach der eher romantisch verspielten Komödie „Rosas Hochzeit“ überrascht Regisseurin Icíar Bollaín in ihrem neuen Film „Maixa- bel – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung“ mit einem eher ernsten, historisch bedeutsamen Thema. Gezeigt wird das Schicksal von Maixabel Lasa (Blanca Portillo), deren Mann und Gouverneur Juan Marí Jáuregui im baskischen Tolosa von einem ETA-Kommando getötet wurde. Nach Jahren stellt sie sich mutig dem Dialog mit den Mördern. Das stößt bei Tochter María (María Cerezuela) nicht auf Gefallen – zumal sie um das Leben ihrer Mut- ter fürchtet, die sich seither ebenfalls politisch engagiert. Auf der anderen Seite wird auch das Leben von Ibon Etxezarreta (Luis Tosar) gezeigt, einem der ETA-Attentäter, der zunächst fanatisch die Terrororganisation unterstützt, die in Spanien seit 1959 in 51 Jahren etwa 857 Menschenleben auf demGewissen hat. Seine Überzeugung erodiert sukzessive durch die vielen Jahre im Ge- fängnis. Zumal die Organisation seinen Namen nicht einmal mehr in den eigenen Propaganda-Zeitschriften erwähnt. Zunehmend zeichnet sich Enttäuschung, Verbitterung und Zorn in seinemGe- sicht ab, bis auch er sich für das Gespräch mit den Hinterblie benen der Opfer entscheidet. Das bewegende Drama beruht auf wahren Ereignissen und be- sticht durch die hervorragenden Darstellungen. Hauptdarstelle- rin Blanca Portillo gewann hierfür einen Goya (der wichtigste spa- nische Filmpreis), ebenso wie Urko Olazabal (ausgezeichnet als bester Nebendarsteller) und María Cerezuela (Goya: Beste Nach- wuchsschauspielerin). Leer ausgegangen, aber nicht weniger ein- drucksvoll mimt Luis Tosar den für die Story des Films zentralen ETA-Attentäter. Was „Maixabel“ neben dem eindringlichen Schau- spiel besonders auszeichnet, ist der Versuch, ein unrühmliches Kapitel der spanischen Geschichte in einem versöhnlichen, auf gegenseitigen Verständnis abzielenden Ton aufzuarbeiten. Dabei gelingt es auf sehr menschliche Weise, den Irrsinn, dem junge Menschen in voller Überzeugung auf den Leim gehen, als das zu entlarven, was es ist: eine Lüge mit tragischen Ergebnissen für alle Beteiligten. (mag) AB 26. MAI SP 2021; 115 Min.; R: Icíar Bollaín; D: Blanca Portillo, Luis Tosar, María Cerezuela ★★★★ ★ Foto: Arsenal Filmverleih FILM Sechs Tage unter Strom – Unterwegs in Barcelona Barcelona ist eine Stadt, die unter Strom steht – sowohl elektrisch als auch in puncto Abwassersystem. Damit das auch so bleibt, braucht es fähige Handwerker. Das denkt sich auch der junge Marokkaner Moha (Mohamed Mellali), der eine Anstellung bei einemKlempner- und Elektrikerbetrieb ergattert hat. Gemeinsam mit dem etwas korpulenten, stets schlecht gelaunten und exzen- trischen Valero (Valero Escolar) und dem bald in Rente gehenden Pep (Pep Sarrà) fährt er von Auftrag zu Auftrag – und hofft, die einwöchige Probezeit zu überstehen. Wenn etwas kaputt geht, sind die drei zur Stelle und bieten unfreiwillig Unterhaltung: Va- lero sagt offen heraus, was er von dem schüchternen Neuen hält, schikaniert diesen vor aller Augen, spielt auf seine Herkunft an und möchte ihn als zukünftigen Kollegen nicht akzeptieren. Seine bösen Sprüche zischen mit sonorer Stimme aus seinem scharf- züngigen Mundwerk. Dass Moha imGegensatz zum plumpen Va- lero bei der Kundschaft gut ankommt, wurmt diesen umso mehr. Kann und wird sich Valero einer Zusammenarbeit oder gar einer möglichen Freundschaft öffnen? „Sechs Tage unter Strom – Unter- wegs in Barcelona“ ist eine ruhige, charmante Komödie über Männ- lichkeits- und Weltbilder, denen soziale Ängste und Unzuläng- lichkeiten zugrunde liegen. Regisseurin Neus Ballús („The Plague“) bietet, durch die Augen eines Emigranten, einen etwas anderen Blick auf Barcelona. In Tagebuchform werden Mohas Beobach- tungen und Deutungen in einem Voiceover vorgetragen, was der eher dokumentarischen Form des Films eine weitere Facette gibt. Die Sorgen und Nöte der einfachen, hart arbeitenden Menschen werden hierbei ganz nebenbei offenbart. Was dem Film zugute- kommt, ist, dass alle drei Hauptdarsteller tatsächlich Klempner sind und viel improvisierten. Die Situationskomik verfehlt ihre Wirkung nicht. Ebenso wenig wie die intelligent versteckte Kritik an Vorurteilen und Rollenbildern. Letztlich sind alle Einwohner – ob reich oder arm, ob jung oder alt – miteinander verbunden, re- sümiert Moha in einem nachdenklichen Moment – durch die Elek- trizitätsströme, durch Wasserströme, aber eben auch durch den Strom der Menschlichkeit. (mag) AB 19. MAI SP 2021; 85 Min.; R: Neus Ballús; D: Mohamed Mellali, Valero Escolar, Pep Sarrà ★★★ ★★ 26 FILM Foto: W-Film Die Kunst der Stille Marcel Marceau ist einer der berühmtesten Pantomimen der Welt. Als Teil der Résistance trat er mutig für das Leben jüdischer Wai- senkinder ein, die ihre Eltern verloren und vor der Terrorherrschaft der Nazis flohen. Mit seinen gestischen und mimischen Darstel- lungen zauberte er ihnen in der dunkelsten Stunde ein Lächeln ins Gesicht und schmuggelte sie über die Grenze. Auch nach dem Krieg blieb es sein Ziel, die Menschen zum Lachen zu bringen und ihnen dadurch Hoffnung und Freude zu vermitteln. Ganze Arenen und Theatersäle rund um den Globus füllte er mit Freude. Wie tra- gisch der Hintergrund seines Wirkens war (sein Vater wurde in Auschwitz ermordet), ist den wenigsten bewusst. Die Doku „Die Kunst der Stille“ wirft ein neues Licht auf den Ausnahmekünstler, der von Charlie Chaplin und Buster Keaton inspiriert war, aber einen eigenen Stil entwickelte. DemSchweizer Filmemacher Mau- rizius Staerkle Drux gelingt ohne viele Worte eine emotionale An- näherung an diesen unnahbaren tragikomischen Künstler, dessen Äußeres – weißes Ringelhemd, weiss geschminktes Gesicht, zer- beulter Seidenhut – dem Publikum bis heute in Erinnerung blieb. (mag) AB 5. MAI CH/D 2022; 81 Min.; R: Maurizius Starkle Drux ★★★★ ★ reservix.de dein ticketportal Tickets unter reservix.de 0,20 € inkl.MwSt.pro Anruf aus allen deutschen Netzen Hotline 01806 700 733 Alle Angaben ohne Gewähr Bundesweit 90.000 Events! Gregor Meyle 13.11.22 Docks Hamburg James Heather 06.10.22 Nachtasyl, Hamburg U.D.O. 13.09.22 Gruenspan Hamburg Hamburg Tattoo 29.04.23 Barclays Arena Hamburg King Gizzard & The LizardWizard 24.08.22 Markthalle Hamburg 27.11.22 Stage Club, Hamburg 27
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