hamburg:pur mai 2022

Foto: Karin Kästner Foto: Brokebutalive/Nico Vogelsänger PARTY OFF THE RADAR „Hurra, wir leben noch!“ Ihr habt viel Arbeit in den Hof Ovendorf gesteckt. Was passiert jetzt mit dem Gelände? Ehrlich gesagt: Das ist uns jetzt egal. Wir haben lange ge- kämpft und hätten viel gegeben, um weiter in Ovendorf sein zu können. Wir haben den Ort geliebt – nur annähernd ließ sich im Sommer 2019, als wir zuletzt da „richtig“ ver- anstaltet haben, erahnen, in was der Hof noch alles zu ver- wandeln gewesen wäre. Unsere Crew hat dort Geburts- tage gefeiert und ein Paar sogar geheiratet – wir verbinden Ovendorf mit krassen, schönen, herzzerreißenden und hef- tigen Erinnerungen. Wir wollen nicht mehr aufrechnen, wie viel Arbeit wir da reingesteckt haben – so heranzugehen macht auf Dauer die Psyche komplett kaputt. Schwamm drüber, weiter geht’s. Wie geht es euch insgesamt nach zwei Jahren Pandemie? Die Stimmung schwankt zwischen „Hurra, wir leben noch!“ und „Woah, jetzt reißen wir so richtig alles ab“. Um zu sa- gen, wie es uns jetzt geht, müsste man vielleicht einmal kurz sagen, wie es unmittelbar vor der Pandemie war: Wir waren 2020 ausverkauft und, so dachten wir zumindest, aus dem Gröbsten raus. Unsere angespannte finanzielle Situation dürfte über Jahre über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und belächelt worden sein. Aber dann kamen die Absage, unsere Startnextkampagne und 2021 unsere Ent- scheidung für drei Eintagesfestivals anstelle von einem großen. Das war natürlich keine rein freiwillige Entschei- dung: Wir wollten unbedingt veranstalten und zumGeneh- migungszeitpunkt war das die einzige Option. Die letzten beiden Jahre haben schon extrem an unserer Substanz gezehrt. Andererseits haben wir gerade wieder krass viel neuen Schwung: Wir beschäftigen uns viel mit uns selbst, Awareness und wie wir miteinander sein und arbeiten wol- len. Seit März machen wir monatlich einen Barabend in der Jupibar. Und schließlich wird es wohl doch noch so sein, dass wir zumindest ein kleineres Festival Ende des Som- mers veranstalten werden. Ihr konntet eine alternative Fläche finden? Ja, wie es derzeit aussieht, haben wir eine Fläche gefun- den, die wir vielleicht auch für die nächsten Jahre bespie- len können. Momentan arbeiten wir daran, dass wir schon Anfang September eine kleine OFF THE RADAR-Ausgabe in Bremen feiern können. Dazu wird es in den kommenden Tagen und Wochen immer mehr Infos geben, versprochen! Lange haben wir einfach nach einem 1:1 gleichen Gelände gesucht: ein Hof, mehr oder weniger im Speckgürtel von Hamburg. Ein Ort, an dem wir uns austoben und vielleicht auch bleibende Sachen schaffen können. Beziehungs- weise da auch mal für eine Weile abtauchen können. Die Fläche, die wir jetzt in Aussicht haben, ist eine alte Indus- triebrache in Bremen – voraussichtlich fallen da einige Dinge weg, die wir früher immer hatten. Aber bisher fühlt sich alles dennoch sehr gut und sehr nachhaltig an. Wir haben Bock! Gibt es in Hamburg keine geeigneten Flächen? Es ist ja kein Geheimnis, dass Hamburg ein unsere Größe betreffend, sagen wir, subkulturell eher abgegraster Land- strich ist: Immer gibt es Nachbar:innen, die etwas gegen Lärm haben könnten, Lizenzen oder Genehmigungen, die entzogen werden könnten. Es gäbe Gelände, die sich eig- nen würden, so ist es ja nicht. Aber da braucht es dann auch immer den Mut und Willen von Anwohnenden, Be- Tante Kerosine, warum gibt es in diesemJahr keinOFF THERADAR- Festival in Negenharrie? Tante Kerosine: Sehr kurz gesagt: Weil wir mit unseren früheren Ge- schäftspartner:innen an Grenzen gestoßen sind, die für uns rote Li- nien darstellten. Und umgekehrt. Die Pandemie hat uns als Privat- personen und Verein extrem viel abverlangt. Wir sind der Meinung, dass das Einhalten der Hygiene- richtlinien inklusive Masken, Testungen, Abstand in Kom- bination mit Impfungen der langfristig sichere Weg aus der ganzen Geschichte sind. Dazu stehen wir nach wie vor. 10 PARTY hörden und anderen Mitspielenden. Oder das entsprechen- de „Kleingeld“. Wir haben das ein paar Mal versucht, aber haben immer wieder auf Granit gebissen – ehrlich gesagt, ist uns inzwischen unsere Energie dafür ein bisschen zu kostbar. Werdet ihr wieder auf der Fusion sein? Klar, da sind wir auch dieses Jahr wieder: Seien wir ehrlich – eine Tube ohne uns ist eine absurde Vorstellung. Von al- lem anderen müssten sich geneigte Fusionist:innen selbst überzeugen. Ich sag mal so: In den letzten beiden Jahren haben wir vielleicht ein paar Dinge verlernt, unser Kernge- schäft aber noch lange nicht! Was ist Ende Mai auf der MS Stubnitz geplant? Am 27. und 28. Mai stechen wir vielleicht nicht in See, aber wir gehen dennoch aufs Schiff. Wir sind ja mit der Stubnitz- Crew alles in allem in hervorragender Wahlverwandtschaft und dementsprechend haben wir uns über die Maßen ge- freut, als sie uns für den Weekender angefragt haben. An zwei Tagen OFF THE RADAR in Hamburg – mit fast allem, was da bisher auch immer so dazu gehörte: Apfelgarten- Techno, Punxstage-Matinee und Orbit-Schwelgerei, um nur ein paar Sachen zu nennen. Gibt es einen Act auf den du dich ganz besonders freust? Ravi Kuma ist sicherlich ein Act, auf den ich mich mit am meisten freue – extrem frische Produktion, live ein Erleb- nis der Extraklasse, feministisch, wild. Neulich hab ich das über sie gelesen: „Ein Liebeskind, gezeugt in einem ver- lassenen Container als Ergebnis einer Dreierbeziehung zwischen Peaches, M.I.A. und Vince Staples.“ Kann ich eigentlich nur genauso unterschreiben. Ansonsten sind Infinite Livez, Liiek und sicherlich Pogen- droblem für die eher punkige Schiene zu nennen. Wem Techno lieber ist, sollte sich unter anderem bereit machen für Ey.Rah, Elliver und Sportbrigade Sparwasser – auch wenn ich selbst davon nicht so viel Ahnung habe – aber das halte ich für eine mehr als solide Partymischung. Dazu gesellen sich ein paar OTR-Allstars und noch mehr neue Freund:innen. Wir sind schon ganz aus dem Häuschen! Werdet ihr in Zukunft vermehrt auf Partys in Hamburg setzten? Die derzeitige Entwicklung mit Jupibar und Stubnitz ist na- türlich höchst erfreulich! Wir merken schon auch, dass wir sehr vermisst werden. Das ist ein ziemlich schönes Gefühl. Und es ist vor allem auch ein gegenseitiges. Andererseits sind wir keine „One-Trick-Ponys“: Wir lieben und vermis- sen das Festivalorganisieren und –veranstalten extrem! Wir vermissen es, den Alltag für drei, vier Tage komplett auszuknipsen. Insofern wäre es schön, wenn wir zukünftig auf eine gesunde Mischkalkulation setzen könnten: Hier und da mal paar exquisite Partys in Hamburg und POW POW ein größeres OFF THE RADAR etwas außerhalb. Interview: Ole Masch 27.+28. MAI 19:00 UHR; OFF THE RADAR On Tour, Stubnitz, Tickets unter: tixforgigs.com/Event/41575 Das neue Programm von TriOle & Friends 31.05.2022 Hamburg-Altona · Alte Druckerei · 20 Uhr 21.06.2022 Hamburg · Kleine Moorweide Chapiteau des Cirque Bouffon · 19:30 Uhr 30.06.2022 Hamburg · Volksdorf · Kunst-Raum · 20 Uhr Tickets an der Abendkasse www.triole-band.de Kulturlaub mit der MIT DER NDR KULTUR KARTE ZU ERMÄ ß IGTEN PREISEN KULTUR IN NORDDEUTSCHLAND ERLEBEN. Mehr erfahren unter ndrkulturkarte.de 11

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