Hamburg pur | Mai 2021
Foto: Gute Leude Fabrik TAG & NACHT Das Hamburg Gespräch Gesa Ziemer, Stadtentwicklungsexpertin und Professorin für Kulturtheorie an der HafenCity Universität, sprach mit Gute Leude-Moderator Lars Meier über Hamburg als Zukunftsstadt, ihre Arbeit in der HafenCity und ihre neue Mission für die Vereinten Nationen überschreitet und auch mal etwas sagen kann, von dem man sich noch nicht so ganz sicher ist. Ich mag den Begriff Komplizenschaft. Kom- plizenschaften sind spezielle zwischen- menschliche Formen. Es sind keine Freund- schaften. Sie sind oft temporär. Man macht etwas zusammen, hört auf und findet irgend- wann vielleicht wieder zusammen. … die Zukunft der Innenstädte Die Innenstädte werden sicher autoärmer. Wir nennen es verkehrsgerecht, weil sich Fußgän- ger genauso frei bewegen können wie Autos. Vor allem wird die Innenstadt grüner. Es wird noch immer Handel geben, aber auch deutlich mehr Grünanlagen zur Naherholung. Auch kul- turelle Nutzungen könnten stärker in die In- nenstädte zurückkehren. Da gibt es viele Vor- schläge. Das müsste bloß jemand in die Hand nehmen und konzertieren. Protokoll: Marco Arellano Gomes Das Hamburg Gespräch: WÖCHENTLICH AUF 917XFM sowie überall dort, wo es Podcasts gibt; aktuelle Gäste: Marvin Willoughby (Basketball-Trainer), Maria Ketikidou (Schauspielerin) … das CityScienceLab Wir haben das CityScienceLab vor fünf Jahren an der HafenCity Universität gegründet. Es be- schäftigt sich mit der Stadt der Zukunft. Wir entwickeln Technologien, die in Städten ein- gesetzt werden, zum Beispiel Bürgerbeteili- gungsplattformen, Urban Data Hubs und so weiter. Die Vereinten Nationen sind auf uns auf- merksam geworden und wollten solche Dinge auch. Also haben sie hier in Hamburg ein ent- sprechendes Technologie- und Innovations- Lab entwickelt. Ich bin dort nun Senior Advisor und werde im Grunde die Dinge, die ich im Ci- tyScienceLab entwickelt habe, global skalieren und mit vielen Städten weltweit arbeiten. … die HafenCity ZumArbeiten finde ich die HafenCity toll, woh- nen möchte ich dort nicht unbedingt. Interna- tional wird sie aber positiv besprochen. Es gibt dort viel öffentlichen Raum, fast durchgehend begehbare Wasserflächen, relativ viele Grün- flächen. Die HafenCity ist aber auch steril und hat eine relativ eintönige Architektur. Ich finde, man hätte variantenreicher bauen können und auch einen Strandabschnitt lassen können. Man stelle sich eine kleine Strandperle in der HafenCity vor! Das wäre fantastisch. Insge- samt ist der Stadtteil auch sehr hochpreisig. Das ändert sich aber bald durch die Öffnung in Richtung Osten. … Reisen Ich bin in den letzten Jahren viel gereist, weil ich international arbeite. Wir haben weltweit immer mehr Städte mit mehr als Millionen Ein- wohnern. Da sind die immer gleichen Fragen von Wasserversorgung, Infrastruktur, Bildung. Um gemeinsam Lösungen zu finden, muss man viel reisen. Man wird in Konferenzen eingela- den, leitet Workshops, tauscht sich mit Stu- dierenden aus et cetera. Mein ökologischer Fußabdruck ist eine Katastrophe. Es wird in Zukunft in der Wissenschaft aber weniger Tref- fen geben und mehr online gemacht. … städtische Vorbilder Helsinki ist eine meiner Lieblingsstädte. Das liegt an der guten Verkehrsorganisation und dem geringen Autoverkehr. Die haben viele gute Apps und eine gute digitale Infrastruktur, um verschiedene Verkehrsmittel zu benutzen. Ich mag auch Städte, in denen viel Fahrrad ge- fahren wird. Was das angeht, sind natürlich Kopenhagen und Amsterdam zu nennen. In Zürich ist die Straßenbahn wirklich toll. Man kann ein Kleinkind in eine Straßenbahn setzen und zum Klavierunterricht fahren lassen. Das macht man bei einer U-Bahn sicher weniger. … Forschung Forschung hat viel mit Kreativität zu tun. Es ist es wichtig, Leute um sich zu haben, mit denen man sich coole Sachen ausdenkt, Grenzen Illustration: Butterfly / The Noun Projekt Die leidenschaftliche Reiterin Prof. Dr. Gesa Ziemer über … 4
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