Mai 2019

FILM Das schönste Paar Das Lehrer-Ehepaar Liv und Malte hat sich nach einem brutalen Überfall durch drei deutsche Jugendliche bei einem Mallorca-Urlaub mit viel Mühe zurück ins Leben gekämpft. Gerade, als das Trauma bewältigt scheint, trifft Malte den früheren Peiniger in seiner Heimatstadt zufällig wieder. Die noch kaum verheilte Wunde bricht wieder auf. Während Malte Sascha – so heißt er – nicht ohne Strafe davonkommen lassen will, möchte Liv die Vergangen- heit ruhen lassen. Vergebung oder Vergeltung? Diese Frage wird für Liv und Malte zunehmend zur Zerreißprobe, auch für die Beziehung. Bis die Situati- on völlig eskaliert. Wie schon in „Gleißendes Glück“ gräbt sich der in Ham- burg geborene Regisseur Sven Taddicken in die Psyche seiner Protagonisten ein, die immer tiefer in einem Strudel aus Hass, Schmerz und Schuldgefüh- len versinken. Ein großartiger Cast und eine sensationelle Kamera, die uns die Gefühle der beiden sichtbar werden lässt, machen den Film zu einem äußerst sehenswerten Drama. (sh) AB 2. MAI D/F 2018; 93Min.; R: Sven Taddicken; D: Maximilian Brückner, Luise Heyer, Leonard Kunz. ★★★★★ Greta Sie ist nur eine einsame, ältere Dame – denkt Frances (Chloë Grace Moretz), als sie der verwitweten Klavierlehrerin Greta (Isabelle Huppert) die schein- bar versehentlich in der Bahn vergessene Handtasche zurückbringt. Aber Greta will mehr, viel mehr. „So klebrig wie Kaugummi“ sei sie, warnt Greta mit eisigem Blick und spuckt Frances selbiges ins Haar, als die sich von ihr lösen will. Nur ein kleiner von vielen perfiden Bausteinen des Terrors, mit dem Stalking-Opfer leben müs- sen, wie dieser Thriller an- schaulich darlegt. Regisseur Neil Jordan („Inter- view mit einem Vampir“) setzt die Grande Dame Huppert spannend in Szene. Die wand- lungsfreudige Diva wuppt den Film mit viel Verve und einigen eindringlichen bis blutigen Sze- nen auch über so einige logische Löcher hinweg. Als tyrannisierter Gegen- part liefert die Horror-erprobte Chloë Grace Moretz („Carrie“) auch keine schlechte Performance, ebenso wie Maika Monroe, die sich mit „It Follows“ schon als neue Indie-Scream-Queen empfahl. Das dynamische Frauentrio könnte charakterlich zwar weniger klischeehaft gezeichnet sein, die Dialoge hätten auch origineller sein dürfen. Dennoch ein schicker Manhattan-Scho- cker für zwischendurch. (kj) AB 16. MAI USA/IRL 2018; 98 Min.; R: Neil Jordan; D: Isabelle Huppert, Chloë Grace Moretz, Maika Monroe. ★ ★★★★ High Life Der internationale Durchbruch gelang Robert Pattinson mit der Rolle des Vampirs Edward in der romantischen Twilight-Saga. Seit dem letzten Film der Reihe müht sich der Brite redlich um ein neues, kantigeres Image und trat in diversen, abseits vom Mainstream liegenden Produktionen auf. Vor- läufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist der rätselhaft-irritierende Scien- ce-Fiction-Thriller „High Life“, in dem die französische Regisseurin Claire Denis („Meine schöne innere Sonne“) bekannte Genre-Muster aufgreift und ihnen einen höchst eigenwilligen Dreh verleiht. In einem kastenförmigen Raumschiff gleitet ein Mann namens Monte (ge- spielt von Pattinson) gemeinsam mit einem Baby ohne Hoffnung auf eine glückliche Zukunft durch die Weiten des Universums. Wie die fortlaufend eingestreuten Rückblenden langsam enthüllen, sind die beiden die einzigen Überlebenden einer aus Schwerverbrechern bestehenden Expedition, die in einem Schwarzen Loch nach neuen Energiequellen suchen sollte. Sexuelle Frustrationen, die Ausweglosigkeit ihrer Lage und die Besessenheit einer Wissenschaftlerin (wahr- lich schräg: Juliette Bino- che) führten – so zeigt sich nach und nach – an Bord zu einer Katastrophe. (cd) AB 30. MAI F/D/GB/POL 2019; 113 Min.; R: Claire Denis; D: Robert Pattinson, Juliette Binoche, André Benjamin ★★★★★ NOTIZEN EINE STADT SIEHT EINEN FILM Hark Bohm wird 80 Jahre alt. Das Metropolis Kino widmet ihm eine Retrospektive und zeigt im Mai die Filme, in denen der Hamburger als Schauspieler zu sehen war (im Juni folgen seine Regie-Arbeiten). Und: Am 5. Mai zeigen Hamburgs Arthouse- und Programmkinos einen ganzen Sonntag lang Hark Bohms Hamburg-Klassiker „Nordsee ist Mordsee“. In 15 Kinos ist der Kultfilm zu sehen, dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Vorfilmen, Filmbingo, Drehort-Touren und mehr. (mas) 5. MAI www.eine-stadt-sieht-einen-film.de 20 JAHRE JAPAN FILMFEST 1999. Ist ein Song von Prince. Das Ende eines Jahrtausends. Und die Ge- burtsstunde eines ganz besonderen Filmspektakels in Hamburg: das Ja- pan Filmfest (JFFH). Von 22. bis 26. Mai gibt es in drei Kinos (Metropolis Kino, Studio-Kino, 3001 Kino) bei der 20. Ausgabe mehr als 70 aktuelle japanische Produktionen aller Stile zu sehen. Grell, bunt, schrill, herrlich abgefahren. Mehr als 40 Gäste aus Japan werden zum Festi- val erwartet, darunter auch Ef- fekt-Künstler Yoshinari Dohi und Martial-Arts-Kult-Schauspiele- rin Asami, die beim Eröffnungs- film „Tunguska Butterfly“ ihre letzte Rolle spielt. Die Auffüh- rung ist eine von mehreren Welt- premieren beim JFFH. (mas) 22.-26. MAI www.jffh.de Fotos: One Two Films (o.l.), capelight pictures / Ascot Elite (u.r.), Pandora Film (u.l.) 37

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