Mai 2019
36 FILM Jon S. Baird erzählt von der letzten Tour von „Dick und Doof“. Eine ebenso witzige wie melancholische Hommage an das überragende Komiker-Duo – und die Geschichte einer tiefen Freundschaft Durch dick und dünn STAN & OLLIE Es ist Herbst. In jeder Hinsicht. Nicht nur, was die Jahreszeit angeht, als Stan Laurel und Oliver Hardy 1953 an ihrem herunterge- kommenen Hotel in England ankommen. Auch die Blütezeit der beiden Comedy-Weltstars ist wohl vorbei. Die Luft ist einfach raus. Mehr als 100 Filme haben sie seit 1921 gemeinsam ge- dreht, sogar die Geburt der Tonfilmära haben sie – anders als die meisten Stummfilmkol- legen – glanzvoll gemeistert, indem sie ihre Slapsticknummern durch brillant ausgefeilte Gags voll Wortwitz ergänzten. Doch das ist lange her, und um die Finanzierung für den nächsten Film zu sichern, müssen die beiden gut 60-Jährigen eine Promo-Tour durch Eng- land und Irland machen. Nicht in den großen Häusern, wie sie eigentlich erwartet hatten. In kleinen Theatern, die auch schon bessere Tage gesehen haben. Und deren Säle nur spärlich besetzt sind. Regisseur Jon S. Baird konzentriert sich in „Stan & Ollie“ auf eine bislang eher weniger beachtete Episode aus dem Leben der beiden Künstler. In ihre Rollen schlüpften Steve Coog- an (Stan) und ein John C. Reilly. Beide liefern eine absolute Glanzleistung ab: Coogan als der grüblerische, perfektionistische Macher, der permanent (und auch noch nach Hardys Tod) an den Sketches feilte. Reilly behäbig, grum- melig und im Fettanzug nahezu so umfang- reich wie das Original. Bis ins kleinste sitzt bei beiden die Mimik, jede kleine Bewegung, so- gar die kleinen Fehler im legendären Tanz aus „Dick und Doof im Wilden Westen“ – der auch auf den englischen Bühnen immer Teil der Show ist, von Mal zu Mal aber müder gelingt. Denn die Strapazen, gesundheitliche Probleme und die Unsicherheit über die Zukunft trotz des zunehmenden Erfolgs der Tour machen sich bemerkbar. Immer gereizter werden die Streitereien zwischen den beiden Künstlern. Wie ein Ehepaar (und schließlich haben sie ja wirklich ihr halbes Leben miteinander ver- bracht) kabbeln sich Stan und Ollie, die jewei- ligen Marotten des anderen scheinen immer unerträglicher, bis es schließlich zum großen Streit kommt: Wird Stan mit einem anderen Kollegen „fremdgehen“, so wie es auch Ollie mal vor Jahrzehnten getan hat? Die beiden langjährigen Ehefrauen, die zwischenzeitlich ebenfalls angereist sind, sind ihren Männern ganz offensichtlich eine große Stütze – und geben ein ähnlich ungleiches, aber aufeinan- der eingespieltes Pärchen ab. Mit Nina Arian- da (Ida Laurel) und Shirley Henderson (Lucille Hardy) wurde auch hier eine Idealbesetzung gefunden. „Stan & Ollie“ ist mehr als nur eine großartig gespielte und inszenierte Hommage an die beiden Ausnahme-Komiker – die im Übrigen, so zumindest impliziert es zumindest Jeff Popes wunderbares Drehbuch, im wahren Le- ben gar nicht so sehr viel anders waren als auf der Bühne. Es ist die Geschichte einer tiefen Freundschaft zwischen zwei Männern. Nein, mehr noch: Es ist eine Liebesgeschichte. Im schönsten platonischen Sinne. Steffi Horst AB 9. MAI GB/ USA/ CAN 2018; Regie: Jon S. Baird. Mit Steve Coogan, John C. Reilly, Nina Arianda, Shirley Henderson hamburg: pur Aktion! Hamburg:pur Aktion! Für eine exklusive Preview am 6.5. um 20 Uhr im Abaton Kino verlosen wir 5x2 Kar- ten. E-Mail mit Betreff „pur:stanollie“ an verlosung@ vkfmi.de ; Einsendeschluss: 3.5. Fotos: SquareOne
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