Mai 2018
16 Beim ersten Hören nur die nächste ach so coole, lulatschig-nied- liche Indie-Rockband, beim zweiten schon stärker, beim dritten unschlagbar. Das australische Trio Middle Kids, bestehend aus Frontfrau Hannah Joy, Harry Day und Tim Fitz, spielt auf „Lost Fri- ends“ scheinbar völlig unbekümmert seine Gitarrennummern run- ter, versteckt den Zauber im Detail. Das Warten auf die regenbo- genbunten Melodien und Joys Country-nahen Refraingesang, der ohne süßlichen Beigeschmack auskommt, lohnt sich. Anspieltipp: „Don’t Be Hiding“, womit Joy jeden, aber wirklich jeden mit ihrer Zauberstimme überzeugen kann. (ebh) ★★★★★ PLATTE DES MONATS Middle Kids LOST FRIENDS (LUCKY NUMBER) CDS INDIE-ROCK Iceage BEYONDLESS (MATADOR) „Beyondless“ ist ein Album, das nah geht, musikalisch wie textlich. Der vielgerühmte Post- Punk der Kopenhagener bleibt die Basis ihrer Klangästhetik, verziert mit einer Spur Ska in- klusive ausbruchsartigen Blä- sersätzen. Und wer dabei nicht alles um sich herum vergisst und sich nur noch zu diesem jugend- lich-angriffslustigen, passenderweise komplett analog produzierten Sound bewegt, kommt auch lyrisch auf seine Kosten. Der innere Teenager der Erwachsenen ist das große Thema, spannend bespro- chen und perfekt verflochten mit allem, was die Iceage-Instrumente hergeben. (sap) ★★★★ ★ DISCO DJ Koze KNOCK KNOCK (PAMPA) Über DJ Kozes Qualitäten gibt es keine Diskussionen. Wenn einer Songs produzieren kann, die so fern von jeder denkbaren musikalischen Mode klingen, dann er. „Knock Knock“ ist jetzt eine Sammlung von Soundland- schaften, mit denen sich Koze weder potentiellen Hörern anbiedert, noch sich ins Universum des Abstrakten verabschiedet. Techno, Soul, Disco, HipHop – alles da, alles greifbar, nur eben Koze-Style und nicht an Trends und der brei- ten Masse orientiert. Nicht zuletzt tragen auch die Feature-Künstler etwas zum „Knock Knock“-Gelingen bei, u. a. sind das José Gonzá- lez, Sophia Kennedy und Róisín Murphy. (ebh) ★★★★ ★ MUSIK Car Seat Headrest Er war gerade einmal 18, da begann Will Toledo, ein Album nach dem anderen aufzunehmen. Innerhalb weniger Monate produzierte der ambi- tionierte Musiker vier Platten am Stück, die mit rohen Indie-Rock-Songs in berauschender LoFi-Ästhetik daherkamen und dem Do-it-yourself- Rocker im Nu eine große Fangemeinde bescherten. Das Label Matador erkannte das Potential dieser Musik und bot dem Indie-Genie einen Plattenvertrag an. So wuchs aus dem Ein-Mann-Projekt eine sieben- köpfige Band, mit der Toledo seine Songs seitdem auf die Bühne bringt – ausgefeilter, aber genauso scheppernd wie in den ersten Tagen. (mt) 30. MAI 21:00 Uhr; Uebel & Gefährlich Foto: Dos Rios Films City Calm Down Sechs Jahre nach ihrem Debüt liefert die Band City Calm Down jetzt ein Album, das den Zuhörer mit einem Gefühl von tiefer Berührung zurück- lässt. Die kraftvolle, sonore Stimme von Frontmann Jack Bourke trägt überzeugend und sicher durch die Platte, auch wenn das Überthema von „Echoes in Blue“ eigentlich das Zweifeln ist. Die vier Australier spielen einen Indie-Rock, dessen sphärischer Sound irgendwo zwischen Warn- On-Drugs, Foals und den frühen Killers oszilliert. Damit erzeugen die zwölf Tracks einen absolut tanzbaren Widerhall. (mb) 26. MAI 20:30 Uhr; Nochtwache Foto: Mclean Stephenson
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