Mai 2018
10 Der HSV-Hymnen-Sänger über die Freilichtbühne im Stadtpark, Konzerte als Mannschaftssport und Pflastersteine als Gelenkkiller MUSIK EINE LEGENDÄR E LOCATION LOTTO KING KARL Wenn die Uhr am Ende tatsächlich ausgeschaltet werden muss: Was denkst du würde sich für dich persönlich verändern? Es werden wahrscheinlich weniger Zuschauer da sein, wenn ich singe. Worum es dann gehen muss, ist ein neues Selbstverständnis von Verein und Fan-Gemeinschaft. Inwiefern? Ich habe das Gefühl, dass wir in den vergangenen Jahren krampfhaft versucht haben, uns von St. Pauli abzusetzen. Das wäre gar nicht nötig gewesen, weil St. Pauli sowieso eine ganz eigene Marke und Welt ist. Aber in der Vereinsführung gab es Leu- te, die den HSV unbedingt als den großen Club in Hamburg sehen wollten. Schon seltsam, dass man aus den beiden Relegationen nicht geläuterter he- rausgegangen ist. Gar nicht geläutert und vor allem jedes Jahr vor gleichbleibend großem Publikum kannst du hinge- gen im Stadtpark auf der Freilichtbühne singen ... ... weil meine Band und ich dort keinen Gegner haben (lacht). Allerdings gibt es schon Parallelen zwischen dem Mannschaftssport und unseren Kon- zerten. Welche sind das deiner Ansicht nach? Beide, Mannschaft wie Band, sollten immer mit gro- ßer Motivation rausgehen. Und beide haben große Anstrengungen zu bewältigen. Im Stadtpark sind das z. B. die Pflastersteine. Wenn man drei Stun- den spielt, geht das echt auf die Gelenke. Was könnt ihr Musiker denn besser als so manche Fußballmannschaft? Wir vergessen nie, dass wir auf einer Bühne stehen, einige Sportler hingegen schon. Und das, obwohl sie Bühnen zur Verfügung haben, die viel besser gepflegt sind als die meisten auf dieser Welt (lacht). Größte Stärke eurer Band? Unser gutes Verhältnis zueinander. Wir freuen uns immer, wenn wir uns sehen und zusammen Musik machen können. Wir haben zudem ein paar Leute, die an ihrem Instrument wirklich Weltklasse sind. Und die größte Schwäche? Unser Alter. Wir treffen uns mittlerweile eher mor- gens um sieben beim Sport, als nachts um drei an der Bar (lacht). Wir müssen mit unseren Kräften haushalten. Alter bringt auch Routine mit sich. Sind die Auf- tritte auf der Freilichtbühne nach all den Jahren dennoch speziell für euch? Wenn man an einen Ort kommt, an demman schon häufig gespielt hat, ist das immer etwas Beson- deres. Wir kennen fast jeden, der im Stadtpark ar- beitet, können uns auf die Gegebenheiten perfekt einstellen, was vieles einfacher macht. Ein echtes Heimspiel also. Schön ist auch, dass wir auf der Freilichtbühne verschiedene Lichtatmosphären haben. Wenn ich mir nach Stadtpark-Konzerten die Bilder davon ansehe, denke ich, es waren drei verschiedene Shows. Es ist einfach eine legendäre Location und für uns weiterhin eine Riesenehre, dort spielen zu dürfen. Interview: Erik Brandt-Höge 20. MAI 18:00 Uhr und 15. SEPTEMBER 18:00; Freilichtbühne Lotto King Karl, schon oft hast du über deinen HSV festgehalten: „Wenn es dem Verein schlecht geht, geht es mir auch schlecht.“ Wie schlecht geht es dir also derzeit? Lotto King Karl : Ziemlich schlecht. Ist so ein Leiden beschreibbar? Zieht sich so was auch durch deinen Alltag? Total. Ich weiß, das klingt für manche bestimmt total bescheuert, wahrscheinlich müsste ich deswegen auch dringend mal zum Arzt, aber es ist nun mal so. Foto: Ana Maria Arevalo
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