hamburg:pur April 2023

Foto: Rheinproduktiv MUSIK BUKAHARA „ Alles war erlaubt“ Einst Kommilitonen im Jazz-Studium, heute Kollegen in einer Global- Folk-Band: Bukahara aus Köln haben die akademische Laufbahn sein lassen, um „Musik für alle“ zu machen, wie Frontmann Soufian Zoghlami im Interview erklärt Dabei lernt man eine ganze Menge über Song- writing, Instrumentation, Energie und so weiter. Der Sound entwickelt sich nicht imProberaum oder imStudio, sondern in unmittelbarer Inter- aktion mit Leuten, die zufällig vorbeikommen. Das Wichtigste dabei ist vielleicht die Tatsa- che, dass du nicht für eine bestimmte Art von Leuten oder eine Szene spielst, sondern für alle, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten: vom Wohnungslosen bis zum Banker. Diesen Anspruch haben wir bis heute. Vermisst ihr manchmal die Freiheiten, die ihr damals hattet? Oder habt ihr die großen Hal- len, in denen ihr mittlerweile spielt, schon zu liebgewonnen? Wir haben viele Jahre on the road gelebt mit allem, was dazu gehört, das Schöne und das weniger Schöne. Abenteuer war es immer. Und das will niemand von uns missen. Aber ganz ehrlich, wir sind nicht mehr zwanzig und inzwi- schen ist es dann auch ganz geil, schon auf der Bühne zu wissen, wo man nachts schläft. Die Hallen sind groß, aber die ganz große öf- fentliche Aufmerksamkeit wurde euch den- noch nicht geschenkt – bis jetzt. Fluch oder Segen? Segen. Und durchaus beabsichtigt. Wir haben ganz bewusst nie eine PR-Maschine ange- schmissen, um zum Beispiel medial präsent Soufian, Bukahara gründeten sich einst als Gegenentwurf zum elfenbeintürmigen Uni- Alltag ihrer Mitglieder: Ihr habt zusammen Jazz in Köln studiert. Habt ihr euch damals schnell auf eine bestimmte Klangästhetik einigen können? Soufian Zoghlami: Anders als imStudium oder in der Jazzszene ging es uns nicht darum, zu zeigen, was wir können, und auch nicht um einen vermeintlichen Anspruch, der irgend- wie über anderen Arten von Musik steht. Wir wollten Musik für alle machen und deswegen war auch alles erlaubt: egal, welcher Stil, welche Sprache, ob zwei Akkorde oder 20. Ich habe damals Schlagzeug studiert, aber schnell angefangen Songs zu schreiben und auf die Gitarre zu wechseln. Dadurch hatten wir nie einen Schlagzeuger, die Musik war aber immer sehr rhythmisch. Das Ganze dann auf unseren akustischen Instrumenten, und der Sound war gefunden. Richtig los ging es für euch als Straßen­ musiker. Rückblickend eure wichtigste Kar- rierestation? Sagen wir die beste Schule. Auf der Straße ist niemand, der zu deinem Konzert kommt und deine Musik kennt. Wenn du eigene Stücke spielst, musst du irgendwie die Auf- merksamkeit der Leute gewinnen und halten. 12 MUSIK zu sein. Es ging immer um die Konzerte. Wenn du auf und hinter der Bühne alles gibst, was du hast, bringen die Leute das nächste Mal ihre Freunde mit. Jeder, der mal auf einem unserer Konzerte war, weiß, dass man das im Publikum spürt. Das ist eine über die Jahre ge- wachsene Community und kein Publikum, dass sich zumBeispiel nach einem großen Radiohit Tickets besorgt hat. Kürzlich erschien euer fünftes Studioalbum: „Tales Of The Tides“. Musikalisch agiert ihr weiterhin grenzenlos – und textlich plädiert ihr für ein ebensolches Denken. Es geht unter anderem um Rassismus und eine Gesell- schaft, die zu oft auf Abwegen ist. Es heißt, du hättest um Vorfeld Sachbücher und Romane zu dem Thema gelesen. Magst du Beispiele nennen? Ein Buch, dass mich im Vorfeld sehr inspiriert hat, ist „Anfänge“ von David Graeber und Da- vid Wengrow. Anhand neuer archäologischer Funde und anthropologischer Erkenntnisse wird die gängige „Geschichte der Menschheit“ in Frage gestellt und rekonstruiert, wie sich dieses Narrativ entwickelt hat. Ich glaube, es ist wichtig, die Vergangenheit anders denken zu können, um zu verstehen, wie grundsätz- lich anders die Zukunft sein kann. Und das woll- te ich unbedingt aufs Album bringen. Bukahara sind nun nicht zum ersten Mal poli- tisch. Gibt es dennoch etwas, dass du in Sa- chen Politik erst durch den Entstehungspro- zess von „Tales Of The Tides“ gelernt hast? Ich habe mich im Vorfeld viel mit Flutmythen befasst. Weltweit gibt es Hunderte alter Ge- schichten, die von einer großen Flut berichten. Bei uns ist die Geschichte von Noah und seiner Arche wohl die bekannteste. In den meisten dieser Mythen ist die Flut nicht nur eine Ka- tastrophe, sondern auch ein Neuanfang. Heut- zutage wirkt es oft so, als steuerten wir auf eine globale Katastrophe zu, die wir nicht auf- halten, sondern maximal bremsen können, da wir uns keine Alternative zu bestehenden Sys- temen vorstellen können. Aber vielleicht ist es genau jetzt an der Zeit, wirklich neu zu denken. Sich all die Regeln, Hierarchien, Grenzen, aber auch die Geschichten und vermeintlichen Selbstverständlichkeiten noch mal genau an- zuschauen und eine Menge davon über Bord zu werfen, damit wir uns – vor allem interna- tional – eine andere Welt überhaupt erst ein- mal vorstellen können. Dafür braucht es unter anderemMut und Fantasie und ich hoffe, dass die eine oder der andere vielleicht eine kleine Inspiration auf unserem neuen Album findet. Interview: Erik Brandt-Höge 2.+3. APRIL 20:00 UHR; Große Freiheit 36 „Tales Of The Tides“ von Bukahara ist am 24. FEBRUAR erschienen (BML Records/ Rough Trade) TICKETS: →  (0 40) 4 13 22 60 → KJ.DE 02.04.23 – KNUST WE ARE SCIENTISTS 03.04.23 – headCRASH THE HAPPY FITS 05.04.23 – headCRASH SWALLOW THE SUN 07.04.23 – Molotow HOCKEY DAD 12.04.23 – Häkken THE LUKA STATE 13.04.23 – Gruenspan WELSHLY ARMS 14.04.23 – Bahnhof Pauli MOON HOOCH 16.04.23 – KENT Club JOESEF 18.04.23 – Turmzimmer SOFTCULT 18.04.23 – Uebel & Gefährlich DELTA GOODREM 18.04.23 – Häkken DECLAN J DONOVAN 19.04.23 – headCRASH RAMIREZ 20.04.23 – Häkken MALINA MOYE 21.04.23 – KENT Club SENTA 21.04.23 – Uebel & Gefährlich DIRTY LOOPS 22.04.23 – KNUST MÀNRAN 22.04.23 – headCRASH DOWNFALL OF GAIA 25.04.23 – Mojo Club SHEA COULÉE 27.04.23 – Hafenklang LIK 28.04.23 – Große Freiheit 36 JOSHUA BASSETT 29.04.23 – Goldener Salon NEÀNDER 29.04.23 – Mojo Club ROC MARCIANO 02.05.23 – Bahnhof Pauli THROW THE FIGHT 03.05.23 – Nochtspeicher NINA NASTASIA 05.05.23 – Große Freiheit 36 AZET & ZUNA 05.05.23 – KENT Club ZAK ABEL 08.05.23 – Laeiszhalle ALEXANDER KNAPPE 13.05.23 – headCRASH NEVERLAND IN ASHES • OUR PROMISE 13.05.23 – Uebel & Gefährlich THE BAND CAMINO 14.05.23 – Fabrik BENNY THE BUTCHER 15.05.23 – Häkken OLLIE 18.05.23 – Nochtwache GOLDKIMONO 20.05.23 – Fabrik THUNDER- MOTHER 23.05.23 – Kulturkirche Altona BILLY RAFFOUL 26.05.23 – Nochtspeicher RON GALLO 26.05.23 – Fabrik KATI K & GREGOR HÄGELE 28.05.23 – Bahnhof Pauli THE INTERSPHERE 28.05.23 – Uebel & Gefährlich ABSENT 30.05.23 – Hebebühne CHARLOTTE SANDS 31.05.23 – KNUST BOY BLEACH 01.06.23 – Fabrik ROBERT CRAY BAND 01.06.23 – KENT Club LAUREN SANDERSON 01.06.23 – Große Freiheit 36 STEEL PANTHER 05.06.23 – Uebel & Gefährlich THE BETHS 06.06.23 – Nochtspeicher ELOISE 08.06.23 – Große Freiheit 36 SAGA 08.06.23 – KNUST ESCAPE THE FATE 10.06.23 – KNUST MELVINS 11.06.23 – Nochtspeicher UPSAHL 11.06.23 – KNUST BEATENBERG 12.06.23 – Sporthalle DISTURBED 13.06.23 – KNUST BONNY LIGHT HORSEMAN 14.06.23 – Fabrik MAGGIE ROGERS 19.06.23 – Große Freiheit 36 BILLY GIBBONS & THE BFGS 13

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