hamburg:pur april 2022

kein Mindesthaltbarkeitsdatum“, argumentiert Milena. Oftmals seien in Sechser-Packungen Äpfeln lediglich zwei Äpfel mit kleinen Dellen, weshalb die gesamte Packung im Müll lande. Ähnlich verhalte es sich mit Dreier-Packungen Paprika. Sobald der „Einkauf“ abgeschlossen ist, sollte man zügig verschwinden, damit um- liegende Nachbarn nicht aufmerksamwürden, sagt Sophia. „Und die Stelle sauber hinterlas- sen. Wir wollen weder Schaden noch zusätz- lichen Aufwand hinterlassen“, ergänzt sie. Was wie eine Szene aus einem Film klingt, ist für viele Menschen Realität und Notwendigkeit zugleich. Während der Recherche in einer Facebook-Gruppe mit dem Namen „Contai- nern in Hamburg“, die mehr als 2600 Mitglie- der verzeichnet, fällt auf: Viele Mitglieder sind auf die finanzielle Entlastung, die das Contai- nern mit sich bringt, angewiesen. Ein weiterer häufig genannter Beweggrund ist das Boykot- tieren von Lebensmittelverschwendung. Auf die eigenen Sinne vertrauen Grünen-Politikerin Renate Künast äußerte sich im Kontext der Strafverfolgung bereits mehr- fach zur Thematik: „Der Handel darf nicht in die Mülltonne werfen, sondern muss sich so organisieren, dass er dann an Organisationen abgibt.“ Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck ist dafür, das Mit- nehmen von Lebensmitteln aus den Abfallcon- tainern von Supermärkten zu erlauben. Gegen- über der Deutschen Presse-Agentur sagte er 2020: „Ich finde es falsch, dass Containern be- straft wird.“ Cem Özdemir kommentierte die Strafbarkeit des Containerns 2021 als „ab- surd“. Frankreich und weitere EU-Länder ha- ben bereits gehandelt und entsprechende Ge- setze erlassen. In Frankreich beispielsweise müssen Supermärkte ihre nicht verkaufte Ware spenden, statt diese in die Tonne zu werfen. Das wünschen sich auch Milena und Sophia. In ihren Augen sei nicht die Legalisierung des Containerns essenziell, sondern vor allem ein Verbot des Wegschmeißens wichtiger denn je. Außerdem die Haltung der Bevölkerung zu Le- bensmitteln: „Mehr riechen, mehr schmecken, mehr wertschätzen“ ist ihre Devise. Menschen sollten also den Bezug zu Nahrungsmitteln wie- derherstellen und auf die eigenen Sinne ver- trauen, als das Mindesthaltbarkeitsdatum als ultimativen Richtwert anzusehen. Milena und Sophia bekämen fast ausschließlich positive Rückmeldungen. Lediglich einige wenige in ihrem Umfeld seien skeptisch, Lebensmittel aus einer Mülltonne zu essen. Doch dieses Ar- gument lässt Milena nicht gelten: „Auch dieser ,Müll‘ besteht aus restlichen Bananen und nicht aus schimmeligen Lebensmitteln.“ Text: Karoline Gebhardt ESSEN+TRINKEN Foto: Dahlina-Sophie Kock/Geheimtipp Hamburg Genussvoll durch Altona Dass Altona vor einiger Zeit zu Dänemark gehörte, dürfte wahrscheinlich nur den wenigsten alteinge- sessenen Hamburgern bekannt sein. Ein Grund mehr, sich auch als Einheimischer auf die historischen Spu- ren der Hansestadt zu begeben. Wo geht das am bes- ten? Bei einer Genuss-Tour. Knurrende Mägen sind dabei tabu! Denn der geschichtliche Lauf durch Altona und Teilen von Ottensen führt vorbei an Restaurants, Cafés, Einzelhändlern und besonderen gastrono­ mischen Konzepten. Verweilen, Genießen und Ent- decken: All das bietet eine Genuss-Tour durch Altona. Los geht’s am traditionsreichen Fischereihafen. Nach einem steilenMarsch bergauf, belohnt der Panorama- blick auf die Elbe, Kräne und Schiffe. Weiter geht es vorbei an prachtvollen Bauten, durch charakteris­ tische Straßen und die Weitläufigkeit der Altonaer Altstadt. Bis man schließlich im quirlig-verwinkelten Ottensen landet. Zwischendrin wird immer wieder an- gehalten. Läden und Restaurants werden vorgestellt und auch das Probieren bereitgestellter Kostproben kommt nicht zu kurz. Das ist nur etwas für Touristen und Gäste? Von wegen! Das ist genau das Richtige für Hamburger und Hamburgerinnen und für alle von nah und fern, die abseits der bekannten Routen die Viel- falt der Hansestadt entdecken wollen. Auch manch schon bekannter Ort kann, garniert mit viel Hinter- grundwissen, Geschichten und Anekdoten, auf ein- mal völlig neu erscheinen. Und dann diese spannen- de dänische Geschichte: Einst die modernste Stadt des Kontinents? Wiege der Aufklärung? Nabel der Welt? Auch der ein oder andere Restaurant-Tipp, ein einmaliges Ladenkonzept und leckerste Feinkostlä- den machen den nächsten Ausflug in Hamburgs Wes- ten zu einem unvergesslichen Erlebnis. genusstouren-hamburg.de 8 genussguide-hamburg.com Genuss-Guide+ für 12 Monate: 12€ (kostenlos testen: 30 Tage für 0 Euro) Genuss-Guide+ pro Monat: 2,00€ MIT GENUSS-GUIDE PLUS HAST DU ZUGRIFF AUF: • rund 700 Restaurant-Kritiken mit Kommentarfunktion • Hamburgs Bars im Test und die besten Cafés • spannende Hintergrundgeschichten über unsere Gastro- und Foodszene Teste das Genuss-Guide+ Abo jetzt für einen Monat komplett kostenlos!

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