April 2018

37 Hänsel und Gretel Eine Patchwork-Familie mit zwei Kindern, in materieller Not und am Rande der Gesellschaft – die Ausgangssituation des Märchens „Hän- sel und Gretel“ ist problemlos ins Hier und Jetzt übertragbar. Heute setzen Eltern ihre Kinder zwar nicht mehr im Wald aus, stattdessen bieten sie ihre Schutzbefohlenen im Internet an. Da wie dort drohen Gefahren, aber auch Armut, Angst, Hoffnung, Tod, ja sogar Kanniba- lismus sind offenbar zeitlose Themen. Aus denen entwickelt das est- nische Regie-Paar Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo eine Neudeutung des Grimm’schen Märchens, das auf erwachsene Zuschauer ähnlich verstörend wirkt wie das Original auf Kinder. Zu Tode erschrecken wird indes keine warzige Hexe, sondern riesige Phantomfratzen und Latex- monster als haushohe Projektionen. Und zur brutalen Geschichte spielt unter anderem Rammstein-Frontmann Till Lindemann live auf. (def) AB 14. APRIL Thalia Theater Die Analphabetin, die rechnen konnte Bereits „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und versch- wand“ von Jonas Jonasson ist ein Dauerbrenner am Altonaer Theater. Jetzt kommt der zweite Roman von dem Bestsellerautor dort auf die Bühne. Eine rasante Geschichte, in der es um nichts Geringeres geht, als Schweden zu retten – vor einer Atombombe. Skurrile Figuren, die miteinander ringen und am Ende befinden sich alle auf der Flucht, ge- meinsammit dem Ministerpräsidenten Schwedens und dem König. Die emigrierte Südafrikanerin Nombeko wird unfreiwillig die Leiterin eines Atomwaffenstützpunktes. Als eine Atombombe dort ankommt, versucht sie mit Hilfe von Holger diese zu verstecken. Doch sein Zwillingsbru- der, der auch Holger heißt, möchte mit der Bombe das Königtum in Schweden sprengen. Woraufhin ihnen zwei Agenten auf den Fersen sind. Dabei möchte Nombeko eigentlich nur die Bombe loswerden und eine Familie gründen. (hed) AB 22. APRIL Altonaer Theater I Love You, You‘re Perfect, Now Change Das Musical im English Theatre widmet sich der Liebe. Aber nicht nur der romantischen, verklärten, sondern vielmehr der Frage, wie geht es in ei- ner Beziehung eigentlich weiter, wenn sich die Schmetterlinge im Bauch beruhigt haben. Wenn die Ehe einiges abfordert wie zum Beispiel die Kin- dererziehung. Oder, wenn die Liebeskrise nicht enden will. In dem Stück in englischer Sprache werden unterschiedliche Paare begleitet – vom ersten chaotischen Date, während der Höhen und Tiefen ihrer Beziehung bis hin zur unausweichlichen Scheidung. Verpackt werden die Themen mit Humor und jeder Menge Musik, die in ihrer Stilistik die verschiedenen Phasen und Momente unterstreichen: klassische Balladen, Country, Latino bis hin zu Rock und Pop. „I Love You, You‘re Perfect, Now Change“ ist mit über 5000 Aufführungen die zweitlängste Spielzeit in der Geschichte des Off Broadway und wurde für den Outer Critics Circle Award als herausragendes Musical nominiert. (hed) AB 26. APRIL English Theatre Junk Früher hatten Könige das Sagen, heute übernehmen Banker solch eine Füh- rungsrolle. Diesen Vergleich legt der bekannte Autor Ayad Akhtar seinem jüngsten Drama zugrunde: In „Junk. The Golden Age of Debt“ zeigt er am Beispiel eines findigen Finanzexperten, wie riskant Geschäfte mit hochverz- insten „Schrottanleihen“ sind. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind keineswegs zufällig: Der US-Amerikaner Michael Milken begründete mit der Entkoppelung des Finanzsek- tors von der Realwirtschaft in den 1980er Jahren „das gol- dene Zeitalter der Schulden“ und verdiente Milliarden. Den Preis dieser Strategie zahl- ten die zerschlagenen Firmen und tausende entlassene Mit- arbeiter. Irgendwann flogen die illegalen Machenschaf- ten auf. Und aus dem Stoff, der die Finanzwelt entfessel- te, wurde ein bühnenreifer Wirtschaftsthriller, dessen deutsche Erstaufführung nun Jan Philipp Gloger inszeniert. (def) AB 15. APRIL Schauspielhaus Foto: Matthias Matthies Foto: Burgfestspiele Jagsthausen Foto: Sinje Hasheider

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