April 2018

36 THEATER SZENE HAMBURG: Wo und wie habt ihr euch kennengelernt? Markus: Zum ersten Mal begegnet sind wir uns 1996 bei der Aufnahmeprüfung für die Hoch- schule für Musik und Theater hier in Hamburg. Anfangs fanden wir uns eher doof und sind erst langsam in den vier Jahren durch das intensive Studium zusammengewachsen. Josef: Aber diese ganz enge Freundschaft ist erst entstanden, weil wir uns nach dem Abschluss ge- genseitig zu jeder Premiere besucht haben. Auch wenn ihr in unterschiedlichen Städten ge- arbeitet habt? Sebastian: Ja klar, das ist immer noch so. Egal wo, ob Stuttgart, Köln, Darmstadt. Aber auch nach Luxemburg, Basel oder Wien sind wir schon gefahren. Wir verbringen den Premie- ren-Abend zusammen und am nächsten Tag geht es wieder zurück nach Hause. Das macht ihr jetzt seit 18 Jahren. Habt ihr nach dieser langen Zeit auch mal keine Lust? Markus: Nein, gar nicht. Gerade weil ich weiß, THEATER Die Schauspieler Josef Heynert, Markus Frank und Sebastian Herrmann sind seit über zwanzig Jahren die besten Freunde. Seitdem reisen sie zu jeder Premiere des anderen, sogar bis nach Luxemburg – immer im „Drachen-Hemd der Saison“ Foto: Philipp Schmidt FREUNDSCHAFT Dreisam Josef: Nachdem ich mal welche von Hugo Boss hab schneidern lassen, war in dem Jahr mein Anspruch ein möglichst schreckliches Hemd zu finden. Als ich diesen Stoff im Internet gefunden habe, habe ich vor Lachen unterm Tisch gele- gen. Der musste es sein. Sebastian: Josef hatte in dem Jahr beim Film- fest eine Premiere und ich war sehr froh, dass er alleine in seinem roten Schlafanzug über den Roten Teppich laufen musste. Das war die ge- rechte Strafe (lacht). Kritisiert ihr euch im künstlerischen Bereich? Josef: Unbedingt. Niemand kennt mich künst- lerisch so gut wie die beiden dadurch, dass wir uns gemeinsam entwickelt und seit 18 Jah- ren alle Stücke und Filme voneinander gesehen haben. Wir wissen ganz genau, wie der andere tickt und können deshalb offen sein, auch wenn wir mal was schlecht fanden. Und wer sagt einem als Schauspieler wirklich mal die ehr- liche Meinung?! Hattet ihr mal eine schlechte Zeit, in der eure Freundschaft am seidenen Faden hing? Markus: Wir gehen einander schon manchmal auf den Sack, aber wirklich am seidenen Fa- den hing unsere Freundschaft deshalb noch nie. Wir haben ja auch das Glück, zu dritt zu sein, da kann man dann immer auch den, der einen grad mal nervt, ein bisschen vernachlässigen und warten, bis sich die Sache wieder beruhigt hat. Josef: Also ich kann mich an Zeiten erinnern, wo man sich sehr selten sprach oder sah oder auch an Zeiten, wo einer auf den anderen stinkend sauer war, aber an keinen einzigen Moment, wo sie am seidenen Faden hing. Wie sieht’s in dieser Männerrunde aus mit Fuß- ball? Sebastian: Sehr gut. Wir sind öfter mal im Sta- dion. HSV oder FC Sankt Pauli? Alle: PAULI!!! Interview: Hedda Bueltmann AB 8. APRIL De Seewulf; Ohnsorg Theater wie es ist, wenn ich sechs Wochen lang in ei- ner fremden Stadt arbeite. Dann ist es einfach toll am Premieren-Abend zwei Menschen da- zuhaben, die ich schon so lange kenne und die mich lieben, auch wenn das Stück vielleicht mal Scheiße ist. Ihr seid bei den Premieren immer gleich an- gezogen. Immer ein Hemd mit einem Drachen. Was steckt dahinter? Sebastian: Zum ersten Mal haben wir das 2000 zur Premiere unseres Diplomstücks gemacht. Es war das Jahr des Drachens und es gab ein- fach viel mit einem Drachen drauf. Seitdem ist es Tradition, dass es zu jeder neuen Saison ein neues Hemd gibt. Reihum überrascht einer die anderen und man wird mit dem konfrontiert, was die anderen anschleppen (lacht). Denn das Hemd muss ein Jahr lang von jedem zu jeder Premiere getragen werden, das ist Ehrensache. Ein besonders, nun ja, scheußliches Hemd ist der Schlafanzug, wie ihr es nennt. Wer hat den besorgt?

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