April 2018

FILM Saukomisch und doch bitterernst: Greta Gerwigs Regiedebüt „Lady Bird“ über eine Hassliebe zwischen Mutter und Tochter LADY BIRD FAST SCHON FLÜGGE 34 hamburg: pur Aktion! Für eine exklusive Preview (O.m.U) am 17.4., 20 Uhr, im Abaton Kino verlosen wir 40x2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:ladybird“ an pur-verlosung@vkfmi.de . Einsendeschluss: 15.4. „Von der falschen Seite der Gleise“ stamme sie, so die spitzzüngige Antwort der 17-jährigen Christine McPherson (Saoirse Ronan) aus Sacramento, wenn man sie nach ihrer Herkunft fragt. Damit meint sie sowohl ihr prekäres Elternhaus jenseits der Bahn- trasse als auch die eigene Befindlichkeit: Zwischen den Stühlen, neben der Spur. Christine sehnt sich weg von „Immaculate Heart“, der katholischen Highschool an der sie ihr senior year verbringt. Als Zeichen ihrer Einzigartigkeit hat sie sich den Künst- lernamen „Lady Bird“ zugelegt. Eine freigeistige Kunsthochschule, am besten in New York, erscheint ihr die passende Bühne für ihr erträumtes Ego. Doch wir schreiben 2002, 9/11 ist omnipräsent, und die bloße Erwähnung dieser Stadt löst bei ihrer Mutter Marion (Laurie Metcalf) apokalyptische Vi- sionen von Tod und Terror aus. Die für beide Seiten aufreibende Hassliebe zwi- schen Mutter und Tochter ist ein zentrales Thema des Films. Schon in der ersten Einstellung fliegen die Fetzen. Um Marions ewigen Ermahnungen zu entgehen, springt Christine bei voller Fahrt aus dem von ihrer Mutter gesteuerten Auto. Einziges Ergebnis dieses ebenso hochsymbolischen wie schmerzhaften Abnabelungsversuchs ist ein Gipsarm. So muss Lady Bird weiter geduldig an zwei Fronten kämpfen: Gegen die Ordensschwe- stern und gegen die Übermutter mit dem depres- siven, mit seiner Vermittlerrolle überforderten Va- ter als Sidekick. Regie-Debütantin Greta Gerwig vermacht ihre ein- stige Paraderolle der verzettelten, lebenshung- rigen, innerlich zerrissenen jungen Frau an eine Vertreterin der nächsten Schauspieler-Generation. Mit Saoirse Ronan findet sie ihre würdige Erbin. Für Fans schimmert Gerwigs unverwechselbare Leinwand-Persönlichkeit trotzdem stets durch ihre junge Hauptdarstellerin hindurch, ähnlich wie bei Woody Allen, wenn er „seine Rolle“ mit jüngeren Kollegen besetzt. Lady Bird ist ein zugleich sauko- mischer und bitterernster Film über die Zumu- tungen des Flüggewerdens und zugleich eine weh- mütige Hommage an Gerwigs eigenes verlassenes Nest – ihre „abgelegte“ kalifornische Heimatstadt Sacramento. Calle Claus AB 19. APRIL R: Greta Gerwig; USA 2017; D: Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Lucas Hedges ★★★★★

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