hamburg:pur März 2023

ESSEN+TRINKEN Foto: Karoline Gebhardt TOP-LISTE Prost Hamburg! Kneipen, Pinten, Bars, Spelunken: Hamburg hat so einiges am Start, wenn es um Absacker, Cocktail oder Herren­ gedeck geht. In einigen Läden geht’s eher lässig zu, andere setzen aufs Prinzip Zeitreise ZumGoldenen Handschuh Wo Fritz Honka trank Wer kennt ihn nicht, den legendären Hand- schuh? Nicht erst seit Fatih Akins Verfilmung der Grusel-Story um den Frauenmörder Fritz Honka ist die Kneipe Inbegriff des Hamburger Kiezes. Ist zwar lange her, dass Honka sich seine Opfer in der zwielichtigen Pinte suchte. Und trotzdem geht vielen noch heute ein we- nig die Düse, wenn sie durch die Tür des fast rund um die Uhr geöffneten Ladens treten. Im Goldenen Handschuh ist das Bier günstig, es trifft sich alles vom Absturztrinker über Sze- ne-Größen bis hin zum neugierigen Touristen. Mittlerweile gibt es in dem 1953 vom Boxer Herbert Nürnberg gegründeten Kultladen so- gar Fan-Utensilien zu kaufen. Am Motto hat sich all die Jahre nichts geändert: Ob jung, ob alt, ob arm, ob reich, in unserer Kneipe sind wir alle gleich. Hamburger Berg 2 (St. Pauli); goldener-handschuh.de ZumSchellfisch- posten Seebären und Studenten Klar, den Schellfischposten kennen viele nur, weil Ina Müller dort ab und zu mal talken und ihre Shantys singen lassen darf. Ein Besuch der urigen Pinte lohnt aber vor allem dann, wenn die Kamerateams abgezogen sind. Dann ist die Kneipe am Elbhang das, was sie immer war: Heimat für Seebären, trinkfeste Studen- ten und alteingesessene Altonaer. Klar kom- men auch mal Touristen vorbei, das bringt der TV-Ruhm so mit sich. Schadet aber nicht, denn Inhaberin Ulla Müller hält in einer der ältesten Seefahrerkneipen Hamburgs hartnäckig an Tradition und Atmosphäre fest. Zwischen al- ten Glocken, Schiffsutensilien und unzähligen Bildern lässt sich prima die eine oder andere Runde Lütt un Lütt verhaften. Und von der Ter- rasse gibt’s Hafenblick pur. Carsten-Rehder-Straße 62 (Altona- Altstadt); schellfischposten.de Die Glocke Bierchen vorm Viadukt Wer draußen vor der Kneipe namens Die Glo- cke sein Bier trinkt, bekommt städtebaulich Hamburger Geschichte serviert. Denn gleich gegenüber fährt die U-Bahn übers stählerne Viadukt. Die Glocke gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Treffpunkten in Hoheluft, nicht nur weil hier leckeres Budweiser aus dem Hahn läuft. Vielmehr gibt es auch bodenstän- dige Leckereien, die der norddeutschen Küche entstammen: Bauernfrühstück, Gulaschsuppe und Sauerfleisch. Drinnen geht es urgemütlich zu. Es wird allerdings geraucht. Klosterallee 65 (Harvestehude); die-glocke-hamburg.de 4 5 ESSEN+TRINKEN Foto: Karoline Gebhardt ZumSeeteufel Familiär und maritim Bei Evelyn Subbert ist die maritime Welt noch in Ordnung. Ihre Kneipe namens ZumSeeteu- fel erinnert fast schon an ein Museum. Der Gast betrachtet staunend ein Sammelsurium aus maritimen Schätzen bis unter die Decke mit der mächtigen Seekarte: Rettungsringe und eine Schiffsglocke mit 32 Kilogramm. Der Um- fang der zahllosen Sammlerstücke steht im Gegensatz zur Größe der Bar, die mit 27 Qua- dratmeter in etwa der eines Seecontainers ent- spricht. ImSeeteufel wird geraucht. Die Atmo- sphäre ist familiär, das Publikum angenehm durchmischt. Es gibt Bier, Wein und Helbing, den man aus Minitassen mit Ankerbemalung kippt. Nicht wenige der Gäste haben oder hat- ten tatsächlich mit Seefahrt zu tun. Elbchaussee 4 (Ottensen); seeteufel-hamburg.de ZumSilbersack Der Kiez-Klassiker Die bunte Fassade unweit der Reeperbahn ge- hört zu den Hinguckern auf dem Kiez. Zehn Jahre ist es her, dass Dominik Großefeld die Kneipe namens ZumSilbersack übernommen hat. Und St. Pauli so ein Stück Identität be- wahrte, nachdem Wirtin Erna Thomsen an Herzversagen gestorben war. Im herrlich alt- backenen Ambiente treffen sich heute altein- gesessene Pegeltrinker, junge Party-People und Touristen, ummal ein paar Stunden Fünfe gerade sein zu lassen. Hier geht nicht nur an Wochenenden die Luzie ab. Und wer hier sein Herrengedeck bestellt, tut das an einem Tresen, an dem schon Hans Albers und Curd Jürgens Bier und Korn tranken. Silbersackstraße 9 (St. Pauli); zumsilbersack.de Texte: Andreas Daebeler

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