hamburg:pur März 2023
Foto: Chris Gonz MUSIK WANDA „Wir wischen die Kotze weg“ Die Wiener Rockband ist seit einer Dekade im Karriererausch. Ein Gespräch mit Frontmann Marco Wanda (rechts im Bild) über das aktuelle, nach der Band benannte Album, dasErwachsen- werden und die Tücken des Erfolgs Gefühl: Alles, was wir erleben, erleben wir al lein und zum ersten Mal. Dadurch sind wir aber auch sehr zusammengewachsen. Ist viel von diesem Gefühl vom Karriere beginn geblieben? Schon. Zum Beispiel habe ich immer noch so eine Aufregung und positive Nervosität vor Auf tritten. Manchmal denke ich mir, ich müsste als Künstler eigentlich schon viel weiter sein. Im Song „Va Bene“ heißt es: „Es muss wei tergehen.“ Es werden darin aber auch beob achtete Veränderungen beschrieben. Zum Beispiel singst du, man werde „einfacher“, „grausamer“, verletzlicher“. Aus deiner Sicht ein schleichender Prozess? Ja. Alle Prozesse im Leben können schleichend sein, wenn man das so will. Genauso kann man das Tempo natürlich auch anziehen – zumBei spiel durch Therapie. Denkst du, die besungenen Veränderungen sind vor allem Begleiterscheinungen eures rasanten Bandlebens? Schwer zu sagen. Bis vor Kurzem hätte ich diese Frage noch in zwei Fragen gespalten: eine an mich als Mensch, eine an mich als Be rufsmusiker. Aber mittlerweile habe ich akzep tiert, dass ich irreversibel Marco Wanda bin, der in der Band Wanda spielt. Das kriege ich in Wien auch jeden Tag zu spüren. Weil ich jeden Tag zwanzig Selfies mache. Es ist einfach so: Ich bin das jetzt, Marco Wanda. Und ich kann das auch annehmen. Könntest du das noch mal ins Private um drehen und Marco Fitzthum sein? Nein, ich glaube nicht. Und ich möchte es auch nicht umdrehen. Ich möchte machen, was ich mache. Weil ich liebe, was ich mache. Ich habe mich sehr lange gefragt, ob es wirklich Liebe ist. Ist es. Weil ich die Menschen liebe, mit denen ich es mache. Es gibt so wenige Dinge, die dauerhaft sind. Bei Wanda habe ich das Gefühl, dass es etwas in meinem Leben ist, auf das ich irgendwann zurückschauen und da rüber sagen kann, dass es stringent war. Macht es womöglich auch irgendwann süch tig, ständig vor den Massen zu stehen? Ehrlich gesagt, ist das so anstrengend, dass es nicht süchtig machen kann. Es ist wunder schön, aber eben sehr anstrengend. Wir spie len mittlerweile so zwei Stunden und 20 Minu ten. Danach ist auch wirklich gut. Wenn ich von der Bühne gehe, ist es nicht so, dass ich sage: „Ich will gleich wieder rauf!“ Gibt es etwas anderes im Wanda-Kosmos, das süchtig macht? Sucht impliziert für mich so etwas Toxisches. Wir als Band demontieren aber das Toxische. Wir wollen das alles aus freien Stücken ma chen. Ich glaube, das Einzige, was süchtig macht, ist Erfolg. Und das ist gefährlich. Kannst du ein Beispiel nennen? Marco, als die Promo-Tour zu eurem aktuel len Album „Wanda“ vergangenes Jahr be gann, habt ihr einmal bei Instagram gepostet: „Auch noch wach seit 2014?“ Fühlt es sich für euch tatsächlich so an wie ein Non-Stop- Wanda-Wahnsinn? Marco Wanda: Ich bin eigentlich gar nicht so sentimental, was solche Dinge betrifft. Aber dass es jetzt das zehnte Jahr der Band ist, be ginnt mich schon mitzunehmen und zu berüh ren. Als wir zum Beispiel zuletzt bei „Inas Nacht“ waren, habe ich nach der Show zu Ina gesagt: „Hey, wir sind bei dir erwachsen ge worden!“ Als wir 2015 erstmals bei ihr waren, da waren wir ja noch fucking Kinder. Wir hatten keine Ahnung von irgendetwas. Wir hatten das 12 MUSIK Als „Columbo“ in Österreich auf Eins ging – das war kritisch. Das war eigentlich nicht gut. Von da an war ich drei Jahre lang beimSongschrei- ben blockiert. Jedes Mal dachte ich: „Wie hast du das gemacht? Wie hast du einen Nummer- Eins-Hit geschrieben?“ Und: „Warum hast du einen Nummer-Eins-Hit geschrieben, du klei- ner, wertloser Punk?“ Und heute? Heute ist es mir egal. Ich werde nie wieder einen Nummer-Eins-Hit haben. Warum nicht? Weil die Zeit anders ist. Es wird nicht mehr gehen. Single-Hits aus unserem Bereich wird es nicht mehr geben. Dass da noch mal eine E-Gitarre auf Eins geht, ist ausgeschlossen. Außer, ein Rapper hat ein E-Gitarren-Sample irgendwo versteckt. Mal weg vom Begriff Sucht und hin zum Be- griff Rausch, der sich durchs Wanda-Werk zieht wie ein roter Faden. Auf „Wanda“ gibt es den Song „Wir sind verloren“. Sicherlich, ein Liebeslied, aber es geht um mehr, näm- lich auch darum, dass man nicht „falsch“ ist, was man auch denkt, wen man auch liebt. Hattest du einen Antrieb beim Schreiben? Sagen wir es so: In der Teenagerzeit program- miert sich schon vieles. Wenn man sich da als Außenseiter wahrnimmt, verliert man das nicht. Zumindest mir geht es so. Egal, wie angesehen ich in der Gesellschaft bin, ich habe immer noch das Gefühl, dass da ein Fleck ist. Dass da was falsch ist mit mir. Auch wir als Band: Es ist für uns weiterhin ein wenig abstrakt, dass man zumBeispiel mit uns reden möchte. Dass wir eine Relevanz haben. Ganz eigenartig. Viel- leicht, weil wir es eben allein erleben. Sind da wirklich Zweifel an der eigenen Re- levanz? Gut, Zweifel sind es vielleicht nicht mehr. Eher ein blasses Staunen. Kürzlich hast du gesagt, ihr würdet nach „mehr“ streben. Wenn du selbst weißt, dass der kommerzielle Erfolg ungesund ist, wie könnte dieses „mehr“ bestenfalls aussehen? Eventuell einfach wie der Ist-Zustand? Unsere ersten Jahre fühlen sich heute an wie eine Party. Und nun räumen wir auf. Wir sam- meln die Kippenstummel ein, wischen die Kotze weg. Und ich kann sagen: Ichmöchte das mein Leben langmachen, und zwar mit allen Leuten, mit denen ich es gerade mache. Wir als Band arbeiten nicht mehr an der Karriere, nicht mehr amErfolg. Wir arbeiten an uns. Also ja: Für mich ist das jetzt der schönste Zustand. Interview: Erik Brandt-Höge „Wanda“ ist am 30. SEPTEMBER 2022 auf Vertigo Berlin/Universal erschienen 18. MÄRZ 20:00 UHR; edel-optics.de Arena TICKETS: → (0 40) 4 13 22 60 → KJ.DE 04.03.23 – Bahnhof Pauli ALL THE LUCK IN THE WORLD 04.03.23 – Mojo Club THE GASLAMP KILLER 05.03.23 – KENT Club SOPHIE ELLIS- BEXTOR 06.03.23 – Nochtspeicher JACOB LEE 07.03.23 – Fabrik LA PEGATINA 08.03.23 – headCRASH DUNE RATS 08.03.23 – Logo PLINI 10.03.23 – Mojo Club GAZ COOMBES 11.03.23 – Uebel & Gefährlich HALF.ALIVE 11.03.23 – Sporthalle LUKAS GRAHAM 12.03.23 – Große Freiheit 36 SAXON 15.03.23 – Turmzimmer SONS 15.03.23 – headCRASH VUNDABAR 19.03.23 – Uebel & Gefährlich DANCE GAVIN DANCE 20.03.23 – Hebebühne SYLVIE KREUSCH 20.03.23 – Mojo Club MIMI WEBB 20.03.23 – Sporthalle $UICIDEBOY$ 22.03.23 – Barclays Arena MAX GIESINGER 22.03.23 – Mojo Club ALEXA FESER 22.03.23 – KENT Club LAWRENCE 24.03.23 – Uebel & Gefährlich THE SLOW READERS CLUB 30.03.23 – Fabrik QUEEN MACHINE 31.03.23 – Sporthalle ILSE DELANGE 31.03.23 – headCRASH CASYETTE 31.03.23 – Bahnhof Pauli EVIL INVADERS 31.03.23 – Turmzimmer ALINA PASH 02.04.23 – Knust WE ARE SCIENTISTS 02.04.23 – Bahnhof Pauli MEEKZ 03.04.23 – headCRASH THE HAPPY FITS 04.04.23 – Nochtspeicher SCHORL3 05.04.23 – headCRASH SWALLOW THE SUN 07.04.23 – Molotow HOCKEY DAD 12.04.23 – Häkken THE LUKA STATE 13.04.23 – Gruenspan WELSHLY ARMS 13.04.23 – Elbphilharmonie, kl. Saal WAXAHATCHEE 14.04.23 – Bahnhof Pauli MOON HOOCH 15.04.23 – Mojo Club WAYNE SNOW 16.04.23 – KENT Club JOESEF 18.04.23 – Turmzimmer SOFTCULT 18.04.23 – Uebel & Gefährlich DELTA GOODREM 18.04.23 – Häkken DECLAN J DONOVAN 19.04.23 – headCRASH RAMIREZ 20.04.23 – Häkken MALINA MOYE 21.04.23 – KENT Club SENTA 22.04.23 – Knust MÀNRAN 25.04.23 – Mojo Club SHEA COULÉE 26.04.23 – Nochtspeicher NATHAN JOHNSTON & THE ANGELS OF LIBRA 27.04.23 – Hafenklang LIK 27.04.23 – Laeiszhalle STEVE HACKETT 28.04.23 – KENT Club JOSHUA BASSETT 29.04.23 – Goldener Salon NEÀNDER 30.04.23 – Kulturkirche Altona LESLIE CLIO 01.05.23 – Laeiszhalle CHARLIE CUNNINGHAM 02.05.23 – Bahnhof Pauli THROW THE FIGHT 03.05.23 – Nochtspeicher NINA NASTASIA 05.05.23 – Große Freiheit 36 AZET & ZUNA 13
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