hamburg:pur März 2023

Foto: Privat PARTY FLYING CARPET Rhythmus des Loslassens Clubs und Festivals werden mehr mit Exzess als mit Yoga in Verbin- dung gebracht. Franziska Künne eint mit ihrem Projekt beide Welten und bringt zusammen mit Martin von TISKO Sound- Bewegungs-Meditationen auf die Tanzfläche Franziska: Im vergangenen Sommer lud mich ein Freund für eine Yogastunde auf sein kleines Festival in Sachsen ein. Weil ich verletzt war, kombinierte ich aus der Not heraus eine uralte Meditation nach OSHO mit einem Yoga Warming-Up. Ich ließ völlig ungeplant eine Ambient-Platte imHintergrund lau- fen und schaffte so eine einmalige Atmosphäre auf einem kleinen Floor imSteinbruch, auf dem sich ei- nige Stunden später DJs musikalisch austobten. Zu dem Namen Flying Carpet kam es vor allem durch meine theaterpädagogisch-künstlerische Arbeit. In dem einjährigen Entstehungsprozess von einemMu- siktheaterstück mit fast 100 Kindern zu ,1001 Nacht‘ wurde ich durch die orientalische Welt, die Kreativi- tät der Kinder und natürlich den gleichzeitigen Über- legungen mit den Jungs von TISKO zu Bewegungs- meditation & Sound, zu dem Label Flying Carpet inspiriert. Was machen TISKO sonst? Martin: TISKO ist ein DJ-, Produzententeam und Liveact. Seit 2014 spielen wir auf Festivals und Par- tys über die deutschen Grenzen hinaus. Unsere eige- nen Kompositionen laden zum ausgelassenen Tan- zen ein. Treibende Beats und Rhythmuspassagen paaren sich mit Pathos. Flying Carpet und TISKO vereint die Leidenschaft zur Meditation, Bewegung und inspirierenden Klängen. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Franziska: Im Spätsommer ’22 lernten wir uns bei einemSet von gemeinsamen Freunden auf demGän- geviertel-Geburtstag kennen. Ich erzählte Martin von meiner 200-stündigen Yogaausbildung, mit der ich gerade fertig war. Ich erzählte ihm auch von der Bewegungsmeditation, die ich auf dem Festival ge- geben hatte. Wenige Wochen später trafen wir uns dann bei TISKO imStudio, um an der Musik zur Me- ditation zu arbeiten. Braucht es dafür einen bestimmten Sound? Martin: Bei Klangmeditationen geht es darum, die Teilnehmer:innen bei einer nach innen gekehrten Reise zu begleiten, was natürlich auch durch ein sphärisch, repetetives Klangerlebnis ermöglicht wird. Hierbei spielen Pads aus demAmbient, atmo- sphärische Samples und organisch klingende One­ shots eine tragende Rolle. Produziert und wieder- gegeben werden die Klänge mit der Maschine von Native Instruments. Während der Meditation werden die Kompositionen frei arrangiert und mit zwei Kaoss Pads moduliert. Mit welchen Musiker:innen arbeitet Flying Carpet noch zusammen? Franziska: Momentan mit Celestial. Sie ist vor Kur- zem von Los Angeles nach Hamburg gezogen. Mit ihren Auftritten erzählt sie Geschichten und schafft eine zeremonielle Atmosphäre auf der Tanzfläche. Das passt gut zumVibe von Flying Carpet. Eine wei- tere Veranstaltung mache ich mit aïne, ein Hambur- ger Produzentenduo. Für Flying Carpet bereitet Vitor Aguiar ein speziell meditatives Set vor, das auf filmischen Atmosphären und natürlichen Klangland- schaften basiert. Eine Session imMai bespielt Klang- künstler Manuel Scuzzo live mit akustischen und elektronischen Instrumenten. Ich habe sein Album gehört und konnte mir sofort vorstellen mit ihm eine Franziska undMartin, wie passen Yoga und Nacht- leben zusammen? Franziska Künne: Die Verbindung vom Nachtleben mit Yoga und Meditationen, wie ich sie unter mei- nem Label Flying Carpet leite, liegt vor allem in der Musik und den Veranstaltungsorten. Menschen wer- den stundenlang durch die Nacht und über Festivals durch Musik getragen. Meditationen erzeugen einen ähnlichen Effekt. Wir lassen das Leben inklusive all unserer Gedanken und Gefühle für einen Moment sein, ganz wie es ist. Diesen Rhythmus des Loslas- sens durch Musik mit einer so schönen Sache wie Yoga und Bewegungen zu verbinden und Menschen an besonderen Orten eine einmalige Zeit zu berei- ten, war für mich der Anlass, Flying Carpet ins Leben zu rufen. Das Nachtleben ist häufig ausschweifend. Seid ihr eine Gegenbewegung? Franziska: Es ist eher eine Ergänzung zum Nacht- leben. Die Veranstaltungen werden durch Künst- ler:innen belebt, die auch Menschen mit ihren Rhyth- men und Sounds durch die Nacht treiben. Gleiche leiten dann die Teilnehmer:innen der Flying Carpet- Veranstaltungen musikalisch durch aktiv-sanfte Bewegungs-Meditationen. Wie ist Flying Carpet entstanden? Foto: Franziska Brodhun 10 PARTY Meditation zu machen. Zwischen abwechslungs­ reichen Mixen aus experimenteller Popmusik, elek­ tronischen Klängen und atmosphärischen Field-Recordings bietet er erdige Bässe, minimalistische Klang-Collagen und teils orientalisch anmutende Instrumentierung. Mehr Klangrepertoire kann ich mir für eine Meditation nicht wünschen. Es braucht auch Proben und eine gute Energie zwischen mir und den Musiker:innen. Ich habe Ahnung von Yoga, die andere Hälfte von Sound. Welche Yoga-Art nutzt du? Franziska: Ich habe eine 200-stündige Yogaausbil­ dung mit demSchwerpunkt Vinyasa Yoga gemacht. Tatsächlich geht es bei den Sound-Bewegungs-Me­ ditationen bisher um alte Meditationstechniken mit einfachen Bewegungen. Die Meditationen beginnen mit einem dynamischen Teil. Dabei liegt der Fokus auf aktiven Schwerpunkten, wie sanften Bewegun­ gen, Tanzen, Schütteln oder Atmung. Danach folgt eine Phase der stillen und klassischen Meditation – im Sitzen oder Liegen. Drum herum baue ich die fließenden Körperübungen aus dem Yoga, die so­ genannten Asanas. Wer kann mitmachen? Franziska: In den Meditationen geht es darum, sich einen Moment auf sich zu konzentrieren, eine schöne Zeit zu haben und möglicherweise eine tragende Energie in der Gruppe zu entwickeln. Die Bewegun­ gen sind dynamisch und einfach, sodass keine Vorkenntnisse, Yoga- oder Meditationserfahrungen benötigt werden. Alle können mitmachen. Wo findet ihr überall statt? Franziska: Mit TISKO zusammen wurde ich im No­ vember imRahmenprogramm der Kunstausstellung ,Clear River Calm Sea‘ / China Time Hamburg 2022 in der Hauptkirche St. Katharinen eingeladen, eine Sound-Bewegungs-Meditation anzubieten. Die Aus­ stellung wurde von Bettina Freimann kuratiert. Das war atmosphärisch natürlich einmalig, auch vom Sounderlebnis. Denkbar sind alle Locations, in denen man einen guten Klang hat und die atmosphärisch ein schönes Erlebnis bieten können. Festivals aller Art unter freiemHimmel eignen sich natürlich auch bestens. Da begann ja auch die Flying Carpet-Reise. Was plant ihr für 2023? Franziska: Seit Februar findet die Sound-Bewe­ gungs-Meditation mit wechselnden Künstler:innen monatlich im Goldbekhaus statt. Weitere Termine sind im Frühjahr mit TISKO auf einer immersiven Kunstausstellung geplant. Und die Festivalsaison steht an. Ich hoffe, dass wir auf einigen Floors me­ ditativ-klanglich dabei sein dürfen. Wichtig ist mir, die klassischen Yogastunden nicht aus dem Auge zu verlieren und Vinyasa Flows zu geben. Flying Car­ pet ist aus Leidenschaft und Liebe zu Yoga, Musik und der Energie zwischen Menschen entstanden. Es ist mein Herzensprojekt und soll seinen freien Geist behalten. Interview: Ole Masch 30. MÄRZ Flying Carpet & TISKO; 27. APRIL Flying Carpet & aïne; 25. MAI Flying Carpet & Manuel Scuzzo; Goldbekhaus; 19:00–21:00 Uhr www.theflyingcarpet.de; tisko.jimdosite.com reservix.de dein ticketportal Tickets unter reservix.de Hotline 0761 888499 99 Alle Angaben ohne Gewähr Bundesweit 90.000 Events! Fatcat 18.05.23 Nochtspeicher Hamburg James Holden 15.05.23 Uebel & Gefährlich Hamburg bis 10.04.23 First Stage, Hamburg Stefanie Hempel 09.04.23 Fabrik, Hamburg 08.04.23 Elbphilharmonie Hamburg 11

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz