März 2020

33 THEATER Nach „Der goldene Handschuh“ inszeniert das Trio Studio Braun am Schauspielhaus einen literarischen Klassiker im Gewand eines Rache- Thrillers der 1970er Jahre als Stück im Stück. Heinz Strunk erklärt, warum er, Rocko Schamoni und Jacques Palminger auf Bezüge zur Gegenwart verzichten Foto: Dorle Bahlburg „Das hat nichtsmit Trash zu tun“ SCHAUSPIELHAUS Es gibt zwei Ebenen: die Film-Ebene, auf der wir verfolgen, wie der Film gedreht wird, und die Set-Ebene, wo wir die Schauspieler und den Regisseur privat erleben und wo all die Konflikte gezeigt werden, die innerhalb einer Theater- oder Filmhierarchie auftreten. Der Film im Stück wird mit großen Worten als „Action-Musical mit erotischen Horrorszenen“ angekündigt … Von dieser Bezeichnung haben wir uns schon wieder verabschiedet, weil die irreführend ist. Bei unseren Inszenierungen war in der Presse immer wieder vom „Trash-Trio Studio Braun“ die Rede. Vielleicht hatte das, was wir früher ge- macht haben, etwas mit Trash zu tun, aber mitt- lerweile ist das überhaupt nicht mehr der Fall. Was haben wir stattdessen zu erwarten? Spa- ßige Unterhaltung? Oder wollen Sie den Leuten auch darüber hinaus etwas mitteilen? Rache, Selbstjustiz und deren Rechtfertigung be- ruhen ja auf komplexen psychologischen Sach- verhalten und berühren grundlegende Fragen der Ethik. Insofern ist das keine leichte Unter- Heinz Strunk, für „Coolhaze“, das neue Stück von Studio Braun, haben Sie Heinrich von Kleists Erzählung „Michael Kohlhaas“ als Vorlage ge- wählt. Darin wird ein unbescholtener Pferde- händler zum Mordbrenner, weil an einer Grenze unrechtmäßig zwei seiner Pferde konfisziert wurden. Was reizt Sie an diesem Stoff? Heinz Strunk: Es geht bei uns ja nicht um Kohl- haas alleine, sondern darum, dass ein durch- geknallter Filmregisseur im Jahr 2020 auf die Idee kommt, die Geschichte als Verschnitt des Actionklassikers „Ein Mann sieht rot“ zu insze- nieren. Diesem Film mit Charles Bronson liegt die gleiche Thematik zugrunde, nämlich Rache. Die Handlung haben wir in die USA verlegt. Cool- haze, wie Michael Kohlhaas bei uns heißt, han- delt mit Motorrädern. Zwei davon werden von New York nach New Jersey gebracht und dort steht plötzlich ein Schlagbaum – wie bei Kleist. Man sieht also ein Stück im Stück?

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