März 2019

TIPPS 37 Fotos: Alpenrepublik, Port au Prince Pictures, X Verleih Wintermärchen Ihr Name war Hase, von ermordeten Ausländern wusste sie nichts. Die Verteidigungsstrategie von Beate Zschäpe wirkte in etwa so glaubwürdig wie Donald Trumps Twitter-Account. Als letzten verbliebenen Teil des blutrünstigen NSU-Trios schickte das Münchner Oberlandesgericht Zschä- pe lebenslang hinter Gitter. Den menschenverachtenden Wahnsinn des NSU entlarvt Regisseur Jan Bonny gekonnt. In seinem frei an die NSU- Morde angelehnten Film „Wintermächen“ seziert Bonny vor allem die schwankenden Machtdynamiken innerhalb der rechtsradikalen Dreier- bande. Zschäpes Version der ahnungslosen Frau dreht er um. Die über- ragend spielende Ricarda Seifried ist als Zentrum des Trios die Femme fatale einer Höllentortour, die alle ins Verderben stürzt. (misch) AB 21. MÄRZ D 2018, 124 Min.; R: Jan Bonny; D: Jean-Luc Bubert, Tho- mas Schubert, Ricarda Seifried ★★★★★ SPELUNKENKINO: ABSOLUTE GIGANTEN Der Frühling naht. Damit heißt es: Adieu, SpelunkenKino! Zum letzten Mal serviert Julia Meyer-Grieben imMärz imHafenbahnhof in herrlich verr(a)uchter Atmosphäre einen Filmklassiker. Angesagt ist überaus passend „Absolute Giganten“, Sebastian Schippers kultige Großstadtballade über die letzte gemeinsame Nacht dreier Freunde. Dazu gibt’s Leckeres vom Fischbistro. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. (mas) 20. MÄRZ 19:00 Uhr; Hafen- bahnhof Frau Mutter Tier Böse, böse, böse. Regisseurin Felicitas Darschin kramt sie alle raus, die Klischees und Sprüche, die das moderne Muttertier zu hören bekommt oder auch von sich gibt. Das Schlimme daran: Sie komprimiert extrem, überzeichnet auch nicht zu knapp. Und doch ist „Frau Mutter Tier“ ein rea- listisches Abbild dreier Mutter-Typen: Da wäre Marie (Julia Jentsch), Haus- frau und Helikoptermutter am Rande des Burnouts. Dann die alleinerzie- hende, junge Tine (Kristin Suckow), die eigentlich nur leben und lieben will. Und dann ist da noch Karrierefrau Nela, die in der Werbeagentur gar nicht erst erzählt, dass sie zuhause ein Kleinkind hat. Gespielt wird Nela von Alexandra Helmig, die auch das Drehbuch geschrieben hat. Einige Stellen wirken etwas unausgegoren (so etwa Nelas karriereentscheidende Präsentation, bei der sie den ältlichen Chefs das Influencer-Team als bahn- brechende Neuerkenntnis verkauft). Auch über das Happy End kann man sich mokieren. Doch das Ganze ist herrlich kurzweilig und am Ende bleibt die Hoffnung, dass alle drei Mutter-Modelle funktionieren. (sh) AB 21. MÄRZ D 2018, 92 Min.; R: Felicitas Darschin; D: Julia Jentsch, Kristin Suckow, Gundi Ellert, Alexandra Helmig ★★★★ REISS AUS – ZWEI MENSCHEN. ZWEI JAHRE. EIN TRAUM Weltenbummlerin Lena will mit ihrem strukturierten Freund Ulli ihre Lust am Reisen teilen. Der stimmt zu, um sich von seinem Burnout zu erholen. Elf afrikanische Länder erkundet das ungleiche Paar in zwei Jahren – und erlebt das Abenteuer zugleich gemeinsam und sehr individuell. Das Konzept der doppelten Perspektive geht voll auf: Viel- schichtiger als in „Reiß aus“ hat lange niemand mehr von Magie und Grausamkeit des Reisens erzählt. (misch) AB 14. MÄRZ; 11. MÄRZ 20:00 Uhr; Premiere mit Lena Wendt und Ulrich Stirnat; Zeise Kinos OF FATHERS AND SONS Indem er sich als den Salafisten zugeneigter Kriegsreporter ausgab, konnte Filmemacher Talal Derki das Vertrauen des Al-Nusra-Führers Abu Osama gewinnen. Rund zwei Jahre lang begleitete er ihn und sei- ne Familie – und gibt uns nun mit „Of Fathers and Sons“ einen einzig- artigen Einblick in das Leben einer radikal-islamistischen Familie in Nord-Syrien. Zur Schule gehen Abus Söhne Ayman (12) und Osama (13) nicht, sie absolvieren ein Koranstudium, statt Mathe lernen sie Kampftechniken, Disziplin und Gehorsam. Ein sehr bemerkenswerter Film über von Krieg und Hass traumatisierte Kinder, die systematisch zu Gotteskriegern des Kalifats ausgebildet werden. (sh) AB 21. MÄRZ; 13.MÄRZ 19:00 Uhr; Hamburg-Premieremit Regisseur Talal Derki; Abaton Kino

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