März 2019

33 Fotos: Tina Erösova, Thorsten Jander (Dorothee de Place) THEATER HERR KAISER „Wir sind ein  stinknormales Theater“ Seit 21 Jahren existiert das inklusive Klabauter Theater. Ab der kommenden Spielzeit wird es erstmals von der Kulturbehörde Hamburg gefördert. Ein Gespräch mit Dorothee de Place über eine Entscheidung, die nicht nur finanzielle Unterstützung bedeutet Presse wahrgenommen und vom Publikum ge- sehen? Das war lange Zeit nicht wirklich der Fall. Das Klabauter Theater war ein Geheimtipp, Jour- nalisten schrieben ungern über diese Arbeit, weil es ihnen schwer fiel, einzuordnen, was sie sahen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Die Förderung ist jetzt eine offizielle Anerkennung als professionelles Theater. 50.000 Euro stehen nun für die nächste Spielzeit zur Verfügung, wofür wird das Geld verwendet? Seit Jahren liegen alle künstlerischen, konzep- tuellen, pädagogischen, organisatorischen und technischen Aufgaben auf den Schultern von zwei Personen. Das führt uns regelmäßig an den Rand des Zusammenbruchs. Wir möchten nun eine hal- be Stelle für Organisation, Produktion und Öffent- lichkeitsarbeit einrichten; außerdem einen zweiten Probenraum anmieten und die Honorarstelle Tech- nik aufstocken, ummehr Gastspiele freier Gruppen im Klabauter Theater verwirklichen zu können. Unter deiner Leitung gibt es deutlich mehr Pre- mieren … Meine Vorgängerin Astrid Eggers ist eine Legen- de der inklusiven Theaterarbeit in Hamburg: 1993 begründete sie die ersten integrativen Jugendpro- jekte am Thalia Treffpunkt und 1998 das Klabauter En- semble. Sie hat unglaublich für diese Arbeit gekämpft in einer Zeit, in der Inklu- sion noch nicht en vogue war. Heute wird Vielfalt geschätzt. Die Bildungs- institutionen suchen nach Wegen, soziale und emotio- nale Intelligenz zu schulen, statt ausschließlich kogni- tive. Das eröffnet Spielräu- me für unsere Arbeit. Für die nächste Premiere „Herr Kaiser“ kooperiert ihr mit dem Theater Brekkekekex, wieso jetzt ein Kindertheaterstück? Vor dem Klabauter Theater habe ich in der freien Kindertheaterszene gearbeitet und die Arbeit von Brekkekekex kennengelernt; die sehr poetischen Texte von Frank Puchalla haben mich von Anfang an begeistert. Diese Zusammenarbeit ist also ein lang gehegter Wunsch. Zudem kam aus dem Kla- bauter Ensemble die Anregung, ein Märchen ins Programm zu nehmen. Da für mich zur Professio- nalität auch eine größtmögliche Wandelbar- keit zählt, und ein junges Publikum die Akteure enorm herausfordert, freue ich mich, uns hier ein weiteres Genre zu erschließen. Wie siehst du die Zukunft des Klabauter Theaters? Wir haben 2015 entschieden, nicht länger ein be- sonderes Theater mit einem besonderen Ensem- ble und einem handverlesenen Publikum sein zu wollen, sondern ein stinknormales. Fernziel muss sein, dass unsere Schauspieler auf jeder Bühne Hamburgs spielen könnten. Ganz normal. Interview: Dagmar Ellen Fischer AB 24. MÄRZ Herr Kaiser; Klabauter Theater Dorothee, du leitest das Klabauter Theater seit 2015, deren Mitglieder verstehen sich seit jeher als Bühnenprofis. Wie sieht die tägliche Arbeit konkret aus? Dorothee de Place: Da es keine Schauspielaus- bildung gibt, die unsere Spieler aufnehmen würde, haben wir unser Schauspiel- und Bewegungstrai- ning selbst entwickelt, für Gesang, Rhythmus und Feldenkrais gibt es Gastdozenten. Die meisten Ensemblemitglieder arbeiten seit zehn oder zwan- zig Jahren hauptberuflich als Schauspieler, fünf Stunden pro Tag. Ausgelernt hat hier niemand. Aber dieser Arbeitsethos, stets weiter zu lernen und in jeder Produktion an die eigenen Grenzen zu gehen, macht die Professionalität des Ensem- bles gerade aus. Ob ein Theater als professionell anerkannt wird, hängt nicht nur an der künstlerischen Qualität der Arbeit …  Wichtig ist vor allem die Frage: Wird hier eine Öffentlichkeit generiert? Wird die Arbeit in der

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