März 2018

37 Dancer in the Dark Der Dogma-Kinoklassiker von Lars von Trier theatral umgesetzt: „Dancer in the Dark“ erzählt die Geschichte von Selma. Tag ein Tag aus schuftet diese in einer Metallwarenfabrik. Aufgrund einer Augenkrankheit ist sie nahezu blind. Auch ihr Sohn ist erkrankt. Um ihm eine Operation zu ermöglichen, arbeitet Selma unermüdlich und spart. Einzige Aus- flucht aus der grauen Fabrikwelt: Sie träumt sich eskapistisch in die glamouröse Traumwelt amerikanischer Musicals. Björk machte diese Figur im preisgekürten Film (Goldene Palme in Cannes) 2000 unver- gesslich. Die Dinge spitzen sich dramatisch zu, als Selmas Ersparnisse gestohlen werden und sie zur Mörderin wird. Regisseur Bastian Kraft bringt von Triers Filmstoff auf die Bühne des Thalia Theaters in der Gaußstraße. (mae) AB 28. MÄRZ Thalia Gaußstraße Die Jungs mit dem Tüdelband Mit ziemlich derben, aber eben sehr witzigen Liedern begeisterten „Die Jungs mit dem Tüdelband“ seinerzeit ihr Publikum: „Immer an der Wand lang“ und „Snuten und Poten“ konnte Anfang des 20. Jahrhunderts in Ham- burg jeder mitsingen. Die Söhne aus jüdischem Haus wurden als Komiker mit ihrer Mischung aus Musik und plattdeutschen „Döntjes“ zu internatio- nalen Stars – und bald heftig angefeindet: Aufgrund des zunehmendem An- tisemitismus änderten sie ihren Nachnamen von Isaac in Wolf. Ulrich Wal- ler, Intendant am St. Pauli Theater, entriss sowohl die erfolgreiche Show als auch das Schicksal der Gebrüder Wolf dem Vergessen, er schrieb und inszenierte ihre Geschichte. Seit nunmehr 15 Jahren tüdeln die Jungs in- zwischen über die Bühne. In der Wiederaufnahme zum Bühnenjubiläum verwandeln sich die Hamburger Schauspieler Peter Franke und Gerhard Garbers in Fiete und Tetje, die berühmten Bühnenfiguren von damals. (def) AB 1. MÄRZ St. Pauli Theater Übermann oder die Liebe kommt zu Besuch Wer den weiblichen Part des Schauspielhaus-Ensembles einmal genau unter die Lupe nehmen will, der ist im Stück „Übermann oder die Liebe kommt zu Besuch“ goldrichtig. Meisterregisseur Christoph Marthaler inszeniert das Stück frei nach der Vorlage von Alfred Jarry. Im Drama haben sieben Da- men (auf der Bühne u.a. die Ensemble-Diven Altea Garrido, Saschiko Hara und Anja Lais) die Wahl zwischen dem Besuch einer Art Übermann namens Dschingis Khan oder dem (leider doch eher unwahrscheinlichen) Auftau- chen der Liebe. Rätselhafte Situation und schwierige Entscheidung, mit der sich die liebeshungrigen Ladys auf der Bühne zu plagen haben – Marthaler versteht es dabei, das Beste aus seinen brillanten Schauspielerinnen her- vorzulocken, die mit der idealen Entscheidungsfindung wortreich ringen. (mae) AB 18. MÄRZ Schauspielhaus Buten vör de Döör Wo immer er auch anklopft, stets bleibt er „Draußen vor der Tür“: Un- teroffizier Beckmann stößt als Kriegsheimkehrer in seiner Heimatstadt Hamburg auf Kaltherzigkeit und Ablehnung. Seine Eltern sind tot, die Ehefrau neu liiert, Nachbarn ohne Mitgefühl und ehemalige Kollegen bei der unerwarteten Begegnung peinlich berührt. Autor Wolfgang Bor- chert, aus dem Zweiten Weltkrieg selbst traumatisiert heimgekehrt, verfasste sein einziges Drama 1946 innerhalb von nur acht Tagen. Un- heilbar krank, starb er 1947, einen Tag vor der Uraufführung des Schau- spiels in den Hamburger Kammerspielen, im Alter von 26 Jahren. Das Besondere: Sein Selbstmord gefährdeter Protagonist lässt sich auch auf Diskussionen mit Gott, dem Tod und der personifizierten Elbe ein. Mit „Buten vör de Döör“ inszeniert nun Ingo Putz die plattdeutsche Erstaufführung des berührenden Stücks am Ohnsorg Theater mit nur drei Schauspielern. (def) AB 17. MÄRZ Ohnsorg Studio Foto: Sinje Hasheider Foto: Krafft Angerer Foto: Bertold Fabricius Foto: Mathias Horn

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