März 2018

36 THEATER Frank, das Stück ist schon die 12. Edgar-Wal- lace-Inszenierung am Imperial Theater. Was macht ihn so attraktiv für dich? Frank Thannhäuser: Die Leute lieben Edgar Wallace! Man kann tun was man will, aber es ist so: Die Leute lieben ihn. Es ist ein Phänomen. Zum Glück können wir uns viel mit dem Stoff er- lauben wenn wir uns treu an die Geschichte hal- ten. Wir können das Buch auf die Belange hier in unserem Haus zuschneiden. Jedes Edgar-Wal- lace-Stück, das wir gemacht haben, ist somit immer auch eine Uraufführung gewesen. Wallace hat über 130 Romane geschrieben, wa- rum hast du dich für diesen entschieden? Es gibt großartige Titel wie „Großfuß“ oder „Drei Eichen“, die nur eingefleischte Fans ken- nen. Aber davon können wir leider nicht leben. Deswegen müssen wir Titel auswählen, die be- kannt sind. Auch wenn wir viel, viel Hirn benut- zen müssen, um sie zum Laufen zu kriegen: Für THEATER Zuhause in einem ehemaligen Porno-Kino, hat sich das Theater auf Mord und Intrigen spezialisiert. „Der Frosch mit der Maske“ ist die 12. Edgar-Wallace-Inszenierung von Intendant Frank Thann- häuser, der seine Stücke immer sehr speziell würzt Foto: Stefan Malzkorn DER FROSCH MIT DER MASKE Ein Augen- zwinkern sollte nicht fehlen woanders engagiert ist. Und da ich ihn nicht auf- grund anderer Engagements verlieren wollte, habe ich mich bereit erklärt, für ihn einzusprin- gen, wenn er mal keine Zeit hat. Wie gehst du vor, wenn du so einen üppigen Ro- man für eure relativ kleine Bühne adaptierst? Das ist in der Tat immer das Problem. Das Ori- ginal-Buch hat 280 Seiten, das sind locker mal eben 180 zu viel (lacht). Aber wenn der gute Ed- gar erst einmal im Fluss ist, dann fügt er gerne einen weiteren Handlungsstrang nach dem an- deren ein. Nicht jeder ist wichtig. Wir verzich- ten außerdem auf große Umbauarien. Wir haben uns erstmals ein Simultanbühnenbild ausge- dacht, in dem alles stattfinden kann. Und es gibt eine Figur – Richard Gordon, der Staatsanwalt und eigentlich die Hauptfigur – die retrospektiv erzählt, was passiert ist. So sparen wir uns Ver- folgungsjagden, die wir eh nicht zeigen können. Worauf achtest du beim Bühnenbild und bei den Kostümen besonders? Ich finde es bei so einem Stück wichtig, dass es das Zeitkolorit perfekt widerspiegelt. Je mehr man alte Geschichten modernisiert, desto weni- ger funktionieren sie. Wenn in „Die Mausefalle“ von Agatha Christie alle Handys gehabt hätten, dann wäre da nicht so viel passiert. Für „Der Frosch mit der Maske“ sind wir in die 30er-Jah- re zurückgegangen, weil das die Ursprungszeit der Geschichte ist und in diesem Kontext auch gut funktioniert mit der Angst vor der Weltwirt- schaftskrise im Hintergrund Interview: Ulrich Thiele AB 30. MÄRZ Do + Sa 20:00 Uhr; Der Frosch mit der Maske; Imperial Theater „Die Toten Augen von London“ habe ich beim Schreiben drei Anläufe gebraucht, bis das Buch für die Bühne funktioniert hat. Was veränderst du in deiner Bühnen-Adaption? Wallace ist nicht der Humorstärkste. Aber ein Augenzwinkern sollte in einem Krimi der 30er-Jahre nicht fehlen. Man darf die Figuren und die Handlung nicht denunzieren, aber unse- re Schauspieler sind Krimierfahren und wissen, dass ein Gag, wenn er sich anbietet, mehr als in Ordnung ist. Zum Beispiel? Wallace mag keine Anwälte und hohe Regie- rungsvertreter, sie kommen immer schlecht weg bei ihm. Diese Figuren kann man dann überhöhen. Zum Beispiel im neuen Stück Lord Farmley. Er ist so ein richtiger Regierungsarsch: hochnäsig, despotisch, und selbst wenn er vom Schicksal eine reingewürgt bekommt ist er im- mer noch ein Arsch. Das kann man ausspielen und das ist auch lustig, auch wenn es jetzt nicht so klingt (lacht). Du übernimmst wieder fast alle Tätigkeiten, vom Skript bis zum Nähen der Damenkostüme. Bist du nicht erschöpft? Ach nein, ich bin ja schon seit einem Viertel Jahr in der Produktion. Da kommt immer eins nach dem anderen: Erst das Buch, dann das Bühnen- bild, die Kostüme, die Proben... ...und du übernimmst für einige Aufführungen ein paar Rollen... Ja, bei diesem Stück passiert es seit langem mal wieder, dass ich selber mitspiele. Weil un- ser Schauspieler Heiko Fischer – der bei uns schon den Sherlock Holmes gespielt hat und diesmal gleich sieben Rollen übernimmt – noch

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