März 2018
16 Womöglich kommen einem die besten Ideen, wenn man eigentlich keine mehr braucht. The Strokes-Frontmann Julian Casablancas, der bereits eine Generation von Gitarrenrockfans geprägt und un- bestrittenen Legendenstatus hat, macht mit einer weiteren Band, The Voidz, faszinierend schrille, absurde, einfach völlig abgedrehte und doch superlässige, teils hittige Popmusik. Die Freiheit derer, die musikalisch schon mehrfach für drei geglänzt haben, scheint enormen Einfallsreichtum zu bewirken. (ebh) ★★★★★ PLATTE DES MONATS The Voidz VIRTUE (RCA INT./SONY) CDS POP Crimer LEAVE ME BABY (MUVE) Nein, das ist kein Bild aus einem Versandhauskatalog von 1995. Es ist das Cover von Crimer, und der ist ziemlich 2018. Warum? Weil Cri- mer ziemlich 80er ist. Der Schweizer klingt wie ein musikalisches Origi- nal aus der schimmernden, wiedermodernen Dekade. Hier ein bisschen nach Depeche Mode, da etwas nach Wham!, immer zwi- schen Eleganz und Kitsch schwankend. Ein Hipster-Soundtrack ebenso wie ein Album für echte Nostalgiker. (ebh) ★★★★ ★ KRAUTROCK Station 17 BLICK (BUREAU B/INDIGO) Vorgaben: keine. Als sich Station17 daran machten, die Songs für ihr neues Album „Blick“ auszutüfteln, sollte spannenden Experimenten und Improvisation nichts, aber auch gar nichts im Weg stehen. Das 1990 gegründete Künstler-Kollektiv aus Musikern mit und ohne Be- hinderung hat es so geschafft, ein ausdrucksstarkes Werk ent- stehen zu lassen, das vor allem mit feinem Elektro-Krautrock besticht. Protagonisten auf „Blick“ sind u.a. Andreas Dorau, Jean-Hervé Péron, Zappi Diermaier und Andreas Spechtl.(ebh) ★★★★ ★ BLUES Black River Delta VOL. II (RADICALIS/SOULFOOD) Die Schweden Erik Jacobs, Erik Nilsson und Pontus Ohlsson ver- öffentlichen als Black River Delta ihr zweites Album. Das ist im Titel zwar nur so mitteloriginell, im mu- sikalischen Teil dafür sehr kernig. Slide-Gitarren, Mundharmonika, Fender Rhodes und ener- gisches Getrommel verschmelzen auf „Vol. II“ zu einem schep- perndes Blues-Rock-Sound, der nach knarzigen Kneipendielen und zahlreichen Whiskeys klingt. (ebh) ★★★★ ★ 20. APRIL 20:00 Uhr; Molotow SkyBar MUSIK Knower Die Texte dieses amerikanischen Independent-Elektro-Duos berühren oft die Komfortzone oder hinterlassen ein gewisses Unbehagen beim Zuhörer. In „The Government Knows“ singen Louis Cole und Genevie- ve Artadi beispielsweise über die Überwachung der Bürger durch die Regierung. Begleitet von intensiven Funk-Klängen und tiefgehenden Melodien beschreiben sie darin, dass selbst intime Momente wie Ma- sturbation vom Staat mitverfolgt werden. Der Weg der beiden Musiker begann auf YouTube. Seit 2010 stellen sie dort regelmäßig Musik online. Doch dabei blieb es nicht, insgesamt vier Alben haben sie mittlerweile veröffentlicht. (mes) 26. MÄRZ 20:00 Uhr; Nochtspeicher Jon And Roy Lust auf ein wenig Optimismus? Bei Jon And Roy steckt der schon im Titel ihres neuen Albums: „The Road Ahead Is Golden“. Die Kanadier, die mittlerweile vom Duo zum Trio gewachsen sind (Bassist Louis Sa- dava kam noch dazu), machen allerdings keine seichte, superfix alles und jeden erheiternde Popmusik. Ihre Songs sind vielmehr entschleu- nigend: folkig, süß-melodiös, vespielt. Besonders schön: Die raureife Stimme von Songwriter, Sänger und Gitarrist Jon Middleton, die sich anfühlt wie die ersten Frühlingssonnenstrahlen. (ebh) 31. MÄRZ 20:00; Nochtspeicher Foto: Richard Tompson Foto: Justin Bettmann
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