hamburg:pur Februar 2023

Foto: AMH/WALKER WORM/X VERLEIH Foto: Paramount Pictures Germany FILM Babylon – Rausch der Ekstase „Babylon – Rausch der Ekstase“ zeigt den Weg mehrerer Erfolgs- suchenden imHollywood der 1920er-Jahre, einer Zeit, in der die Filmwelt imWandel ist. Stummfilme werden durch vertonte Filme abgelöst, was für die einen zur Hürde wird und für die anderen zur Aufstiegschance. Manny Torres (Diego Calva) träumt davon, Teil von Filmproduktionen zu sein und trifft auf einer exzessiven Party des berühmten Stummfilmdarstellers Jack Conrad (Brad Pitt) die charismatische Nellie LaRoy (Margot Robbie), die nach Berühmt- heit strebt. Am Ende des Abends erhalten beide die Chance, sich am Set von Kinoscope zu beweisen. Parallel dazu versuchen der Musiker Sidney Palmer (Jovan Adepo) sowie Kabarett-Sängerin Lady Fay Zhu (Li Jun Li) sich in Hollywood zu etablieren. Die Eks- tase der dekadenten, glamourösen Partys und Erfolge ist jedoch begleitet von Elend, Gewalt und einem permanenten Risiko, den Verhältnissen nicht standzuhalten. Der Film des Oscar-Regisseurs und Drehbuchautors Damien Cha- zelle („Whiplash“, „La La Land“) zeigt Hollywood als einen Ort der Extreme. „Babylon – Rausch der Ekstase“ verlangt mit einer Dauer von über drei Stunden sowie der vielen Handlungsstränge einen langen Atem. Doch das zeichnet den Film „Babylon“ auch aus: Es gelingt, eine ganze Welt zu erschaffen, die über Einzelschicksale hinausgeht. Das hervorragende Ensemble besticht durch eine Reihe von bekannten Gesichtern wie Tobey Maguire, Flea, Jean Smart und vielen mehr. Durch die wuseligen, jedoch sorgsam kon- zipierten Fest-, Kampf- und Tumult-Szenen erlangt der Film eine Bildgewalt am Rande der Reizüberflutung. Was dem Spektakel Kontinuität verleiht und die vielen Geschichten gekonnt verbin- det, ist der hervorragende Soundtrack, für den der Komponist Justin Hurwitz kürzlich mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. „Babylon“ ist auf allen Ebenen ein bisschen zu viel, aber das macht es auch zu einem wahren Kinoerlebnis. (rg) SEIT 19. JANUAR USA 2022; 188 Min.; R: Damien Chazelle; D: Brad Pitt, Margot Robbie, Diego Calva ★★★★ ★ Aus meiner Haut Wie fühlt es sich an, aus der eigenen Haut zu entfliehen und imKör- per eines anderen zu leben? Genau das erfahren die psychisch er- krankte Leyla (Mala Emde) und ihr musikbegeisterter Freund Tris- tan (Jonas Dassler) bei einem übernatürlichen Paarritual. Jeden Sommer treffen sich Liebespaare einer spirituellen Gemeinschaft auf einer verborgenen Insel, um in die Körper eines anderen Paa- res zu schlüpfen. Per Los wird entschieden, dass Leyla und Tristan diese transzendente Erfahrungmit demEhepaar Fabienne (Mary- amZaree) undMo (Dimitrij Schaad) teilen. Tristan undMo tauschen Körper, Leyla und Fabienne tun es ihnen nach. Von nun an beginnt ein Chaos um ihre Identität und Gefühle. Leyla ist voller Euphorie, sie scheint durch Fabiennes Körper von ihrer psychischen Belas- tung befreit. Tristan hingegen fühlt sich inMos Körper unwohl, be- sonders nach einer intimen Begegnung mit Fabienne, die nun als Leyla erscheint. Auch zwischen Mo und Tristan ereignet sich ein skurriles Gegenübertreten. Die Paare tauschen nach kurzer Zeit zurück, doch dies bleibt nicht das letzte Tauschritual. Das romantische Sci-Fi-Drama ist das Spielfilmdebüt des 32-jäh- rigen Regisseurs und Drehbuchautors Alex Schaad. Das Drehbuch schrieb er gemeinsammit seinem älteren Bruder Dimitrij Schaad („Die Känguru-Chroniken“), welcher als der egozentrische Tausch- partner Mo im Film zu sehen ist. Bereits an Alex Schaads Kurzfilm „Interventions of Trust“, wofür er sogar mit einemStudenten-Os- car ausgezeichnet wurde, schrieben die Schaad-Brüder gemein- sam am Drehbuch. „Aus meiner Haut“ spielt mit der Trennung von Körper und Be- wusstsein sowie mit Identität bezogen auf Gender, Begehren und mentaler Gesundheit. Wie beeinflussen Körper das Denken, Füh- len und Lieben? Es gelingt, tiefgründige Identitätsfragen anzurei- ßen, indem die persönlichen Erfahrungen im Vordergrund stehen und weniger der magisch-mystische Aspekt des Tauschrituals. Der theoretischen Komplexität stehen allerdings bekannte, gera- dezu stereotype Szenenbilder und tristen Farben gegenüber. Die schauspielerische Leistung trägt den Film und schafft es, trotz einiger überzeichneten Momente und verpasster Chancen, Span- nung herzustellen. Ein Film der Diskussionsstoff bietet. (rg) AB 2. FEBRUAR D 2022; 103 Min.; R: Alex Schaad; D: Mala Emde, Jonas Dassler, Maryam Zaree ★★★ ★★ 24 Unsere Möglich macher: w w w . a h o y r a d i o . d e Gutes Radio für Gute Leude M e d i e n p a r t n e r Ladet unsere App!

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