HHPur-2022_02
Foto: Gloria Endres de Oliveira MUSIK Krieg“ sind alle vor der Pandemie entstanden, insofern ist es wirklich eine Sensorik von Dirk, mit der er etwas erfasst hat, das so in der Luft schwebte. Wenn das Album denn eine Corona- Bilanz sein soll, wäre es natürlich schön, wenn Liebe das vorherrschende Gefühl beim Hören sein würde. Liebe war uns auf diesem Album ganz wichtig. Es gibt so viel Hass in dieser Ge- sellschaft. „Freiburg“, das erste Stück auf unse- rem ersten Album, beginnt mit der Zeile: „Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse“ (erschie- nen 1995; Anm. d. Red.) . Es war für uns damals sehr lustig, uns unserem Hass auf läppische Nervereien hinzugeben. Aber jetzt, wo der Hass vielerorts so dominant wütet, scheint es uns angebrachter, sanftere Saiten zumSchwingen zu bringen. „Nie wieder Krieg“ wird hoffentlich schnellst- möglich auch vor Publikum live präsentiert werden. Entzugserscheinungen, hast du schon gesagt, gibt es nicht – aber womöglich bestimmte Tocotronic-Live-Szenarien, auf die deine Vorfreude besonders groß ist? Ich freue mich auf Konzerte, wie wir sie immer gemacht haben – wenn es die Umstände denn zulassen: eng und schwitzig. Manche Sachen wird es aber nie wieder geben. Wir mögen es nicht, wenn es auf der Bühne zieht, also haben wir bisher immer die Lüftungsanlage im Saal ausstellen lassen. Deshalb war es bei unseren Konzerten auch immer besonders heiß. Es war toll, wenn dieses Körperliche, das die Rock- musik eh in sich hat, sich auch in der Raum- temperatur widerspiegelt. Wir haben nun mit Demut bilanziert, dass vermutlich nie wieder Konzerte mit deaktivierter Lüftungsanlage stattfinden werden. Interview: Erik Brandt-Höge „Nie wieder Krieg“ ist am 28.1. auf Vertigo Berlin/Universal Music erschienen gesehen sehr wenig Nihilismus breit gemacht hat. Unter anderem gab es eine tolle, von der Band Die Ärzte initiierte Impfkampagne. Die konstruktive Haltung der Musikszene ist viel- leicht auch dadurch zu erklären, dass Musike- rinnen und Musiker oft in Gruppen arbeiten und dadurch antiaufklärerische Schwurbelei, die ja meist auch viel mit Vereinzelung und Nar- zissmus zu tun hat, zurückgedrängt wird. Kommen wir zum angesprochenen „Nie wie- der Krieg“, demmittlerweile 13. Tocotronic- Album. Daraus wurden bereits Singles ver- öffentlicht, etwa „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“. Sicher kein Zufall, dass dieser Song kurz vor der Bundestagswahl 2021 und der damit verbundenen Entscheidung, wie viel Macht die AfD bekommen würde, er- schienen ist … … genau. Wir sind keine Band, die sich partei- politisch engagiert, auch wenn wir viele An- fragen bekommen. Das ist nicht unser Stil. Aber gerade, wenn man in unserem Alter ist und noch Parteien wie die Republikaner miterlebt hat, die nur eine kurzlebige Vorankündigung waren, so ist es schon sehr schockierend, zu erleben, wie sich nun eine rechtsextreme Partei dauerhaft im Parlament festsetzt und dort ihre Zersetzungsarbeit betreibt. Die Ver- öffentlichung von „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ zur Bundestagswahl war daher auch ein bescheidener Versuch, ein Statement zu setzen. Du hast von vielen Anfragen gesprochen. Kam auch mal eine von der AfD? Nein – wenn die uns überhaupt kennen. Diese Partei hat ja auch kulturell keine große Kom- petenz. Und wenn sie von uns wissen, dann wissen sie auch, dass wir am anderen Ende der Skala stehen. Der weitere textliche Inhalt von „Nie wieder Krieg“ handelt von einer grundsätzlichen Verwundbarkeit, Einsamkeit, von Existenz- ängsten – und dann doch von Liebe. Klingt ein bisschen wie eine ungewollt geschrie bene Corona-Bilanz, und das sogar vor den pandemischen Ereignissen. (lacht) Dirk hat ein Talent dafür, immer ein we- nig früher Sachen zu kommentieren, als sie passieren. Ich denke da auch an das Album „Kapitulation“ (2007 erschienen; Anm. d. Red.) , das mit seiner Kritik am neo-kapitalistischen System einen gewissen Zeitgeist schon vor- weggenommen hat. Die Texte von „Nie wieder 14 Foto: Rebecca Kramer Foto: Stefan Gregorowius MUSIK Acoustics Winter Session 2022 Wöchentlich drei Künstler beziehungsweise Bands mit je 30-minütigen, akus- tischen Auftritten auf dem Lattenplatz vor dem Knust: So kennt man die Konzertreihe Acoustics im Sommer. Zu erleben waren in den vergangenen zwölf Acoustics-Jahren unter anderem Alice Merton, Provinz und Lilly Among Clouds. In diesem Jahr wird schon früh gestartet – und im besonders festlichen Rahmen. Bei der Acoustics Winter Session im Kleinen Saal der Elbphilharmonie treten KLAN, Novaa (Foto) und The Flavians auf. (ebh) 2. FEBRUAR 19:30 UHR; Elbphilharmonie (Kleiner Saal) WAHNSINN! – Die neue Showmit den Hits von Wolfgang Petry Die Kurzbeschreibung des musikalischen Schaffens von Wolf- gang Petry: Hits, Hits und noch mehr Hits. Wenige Sänger und Songschreiber können wie er behaupten, derart viele Ohrwürmer produziert zu haben. „WAHNSINN – Die neue Show mit den Hits von Wolfgang Petry“ beschert dem Publikum nun die ganz große Petry-Party: Jede Menge Top-Songs, bewegende Momente und tolle Geschichten aus der Karriere des am 22. September ver- gangenen Jahres 70 Jahre jung gewordenen Ausnahmekünstlers. Dargeboten wird all das von einem Extraklasse-Ensemble aus Sängerinnen und Sängern, Tänzerinnen und Tänzern sowie einer hervorragenden Band. (ebh) 18. FEBRUAR 20:00 UHR; Barclays Arena hamburg: pur Aktion! Wir verlosen 2 x 2 Gästelistenplätze. E-Mail mit Name und Betreff „pur: WAHNSINN“ an verlosung@szene- hamburg.com ; Einsendeschluss: 10.2. 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