Februar 2020
4 Das Hamburger Festival stärkt seit 2012 den Bund zwischen Deutschland und Frankreich – mit Musik, Film und Theater, aber auch reichlich Diskussionen Auf gute Nachbarschaft ARABESQUES Am 22. Januar 1963 unterzeichnen Charles de Gaulles und Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag in Paris – ein Freundschaftsabkommen, dass die deutsch-französische Aussöhnung nach vielen von Krieg und Konflikt geprägten Jahrzehnten besiegelt und auch heute noch Strahlkraft hat. An diesem geschichtsträchtigen Datum fällt jedes Jahr der Startschuss für ein Festival, das beide Länder auch kulturell verbindet: Künstler aus Frankreich und Deutschland stehen, auch ge- meinsam, während der rund 30 Veranstaltungen des Hamburgischen arabesques Festival auf den Bühnen der Stadt. Ins Leben gerufen wurde das Festival 2012 von Barbara Barberon-Zimmermann gemeinsam mit Nicolas Thiébaud, zunächst als „deutsch-franzö- sische Kulturtage“, ergänzend zu einer Konzert reihe. Im Jahr darauf stockte die Intendantin das Programm auf und änderte den Namen. Bei den Filmvorstellungen, Konzerten, Lesungen und Po- diumsdiskussionen geht es in diesem Jahr aber nicht nur um Deutschland und Frankreich, son- dern auch um ihre Position in Europa. Das Mot- to der neunten Festival-Ausgabe „Nach mir die Sintflut?!“ bedient sich an einem Zitat von Ma- dame de Pompadour, einer Mätresse des franzö- sischen Königs Ludwig XV., und überträgt ihren Ausruf – auch als Fragestellung – auf die großen, aktuellen Herausforderungen. Welches Erbe hin- terlässt Europa seinen Nachfahren im Angesicht von Völkerwanderungen, Rechtsruck und Kli- mawandel? Um die Flüchtlingspolitik der Euro- päischen Union geht es bei einer Führung über das Rettungsschiff „Sea-Eye“ mit Seenot-Retter Michael Buschheuer und der anschließenden Dis- kussion mit Politikwissenschaftlerin Aline Water- mann. Das Thema Exil begegnet den Besuchern auch in den Songtexten der französischen Band „Les Hurlements d’Léo“, die mit ihrem „Chanson Punk Caravaning“ für mehr Solidarität und Zivil- courage appellieren. Und ob es im 21. Jahrhun- dert eine neue Aufklärung, also eine geistige und kulturelle Revolution braucht, diskutieren zwei Philosophielehrer aus Deutschland und Frank- reich beim „Café philosophique“. Diese und viele andere Veranstaltungen zeigen eine kulturelle Solidarität der beiden Länder – die in Zeiten von zunehmender Abschottung hoffentlich auch ins Politische hineinwirkt. Sophia Herzog BIS 27. FEBRUAR verschiedene Locations; www.arabesques-hamburg.de Foto: Elke Ehninger TAG & NACHT
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