Februar 2020

34 Nichts, was uns passierte Gut gegen Nordwind Manchmal ist ein kleiner Tippfehler fast ein Wink des Schicksals: als Emmi ein Zeit- schriften-Abo kündigen möchte, schickt sie die E-Mail versehentlich an die falsche Adresse. Leo, der unverhoffte Empfänger der Kündigung, macht sie auf den Tippfeh- ler aufmerksam – auf eine E-Mail folgt die nächste, und schnell entsteht zwischen den beiden eine romantische Brieffreundschaft. Wenn da nicht Emmis Ehemann wäre … Den Erfolgsroman „Gut gegen Nordwind“ wird imTheater das Zimmer von zwei Darstellern gespielt. (she) AB 15. FEBRUAR Theater das Zimmer ImOktober 2018 veröffentlichtedasRecher- chezentrum„Correctiv“ gemeinsammit 19 europäischenMedien seineNachforschun- gen zu dem größten Steuerraub Europas: die Cum-Ex Files. Das Theaterteam um Regisseur Helge Schmidt begleitete den investigativ-journalistischen Prozess über Monate. Die Beobachtungen in das Innen- leben der Finanzwelt inszenierte Schmidt für die Bühne – und wurde für „Cum-Ex Papers“ 2019 mit dem Faust-Preis ausge- zeichnet. Zum Start der Wiederaufnahme ist der damalige Correctiv-Chefredakteur Oliver SchrömzuGast. (bm) 20.–22. FEBRUAR Lichthof Theater Foto: Fabian Hammerl Foto: Patrick Bieber Foto: Thomas Aurin Foto: Anja Beutler THEATER Im Sommer 2014 kommen Anna und Jonas in der Biblio- thek ins Gespräch, es folgt: ein harmloser One-Night-Stand, ohne Folgen oder anschlie- ßendes Date. Als sie sich auf einer Party zufällig treffen, landen sie erneut im Bett – ein paar Wochen später zeigt Anna Jonas an. Denn während Jonas felsenfest davon überzeugt ist, dass der Sex zwischen den beiden einvernehmlich war, glaubt Anna, er habe sie verge- waltigt. Bettina Wilpert stellt sich in ihrem Roman „Nichts, was uns passierte“ weniger die Frage, wer die Wahrheit erzählt. Stattdessen erzählt sie, welche unausweichlichen Auswirkungen Annas Strafanzeige auf das Leben der beiden hat. Inszeniert wird Wilperts Buchvorlage von Simone Geyer für die Reihe „Junge Regie“, die Theaternachwuchs fördert. (she) AB 16. FEBRUAR Thalia Gauß (Garage) Sybille Meier Cum-Ex Papers dieses Sinnbild und wie übertragen Sie es auf die Bühne? Das Schloss ist bei uns nicht zu sehen. Es steht für die Sehnsucht nach dem Abwe- senden. Nach einer Vision von einer Zu- kunft, die eine neue Ordnung im metaphy- sischen oder gesellschaftlichen Sinn mit sich bringt. Zugleich ist es auch eine un- geheure Drohung. Diese Sehnsucht wird aufrechterhalten um den Preis der Selbstunterdrückung. Die Frauen unterhalten sexuelle Bezie- hungen mit den Schlossbeamten, und man unterwirft sich dem strengen Reglement des Schlosses, ohne dass dieses jemals offen Druck ausübt oder Strafen verhängt. Diese Atmosphäre aus Angst, Duckmäuser- tum und starken Hierarchien kennen wir aus Diktaturen. Oder noch eher aus der Zeit da- nach, wenn die übergeordnete Macht nicht mehr vorhanden ist, die Strukturen aber weiterhin existieren. Jeder operiert in der Verdächtigung des anderen, in der Angst, Verantwortung zu übernehmen vor dieser imaginären Macht. Das Schloss repräsen- tiert genau dieses Zwischenstadium, in dem wir auch das Stück ansiedeln. Eine Atmo- sphäre des gegenseitigen Misstrauens, in der es keine direkte Auseinandersetzung gibt, sondern jeder nur in Abwesenheit des anderen über diesen spricht. Eine gesellschaftliche Atmosphäre, die auch in der Biografie des Regisseurs eine Rolle spielt? Viktor Bodo hat den real existierenden Sozi- alismus in Ungarn noch miterlebt. Die Fra- ge ist allerdings, ob unser kapitalistisches System nicht ähnliche Strukturen entwickelt hat, nur versteckt, auf eine perfidere Art und Weise. Diese Spiegelung versuchen wir in der Inszenierung herzustellen. Interview: Sören Ingwersen AB 22. FEBRUAR Deutsches Schauspielhaus

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