Februar 2020

Foto: Chris Heidrich Jeremias, euer Disco-Funk mit deutschen Tex- ten setzt sich ab vom hiesigen Radio-Pop-Ge- dudel. War das auch das ursprüngliche Ziel mit Jeremias: abseits des Mainstreams statt- zufinden? Jeremias: Ein ursprüngliches Ziel gab es gar nicht. Retrospektiv kann man die Genre-Wahl vielleicht als günstig bewerten, aber geplant war da nichts. Wir fühlen uns damit aber vollkommen wohl. Der schmale Grad zwischen Songs mit ein- deutiger Radio-Pop-Struktur und denen mit Tiefe, die musikalisch als auch textlich mehrmals be- wusst gehört werden, macht es vielleicht gera- de interessant. Habt ihr euch denn schnell auf diese spezielle Soundästhetik einigen können – oder habt ihr lange an einem eigenen Stil gefeilt? Das Gute ist, dass wir uns verhältnismäßig spät Die blutjunge Hannoveraner Disco-Funk-Truppe Jeremias hat hochge- steckte Ziele im Musikgeschäft. Sänger Jeremias Heimbach erklärt sie im kurzen Gespräch „ Große Ambitionen kannman kaum leugnen“ AUF EINEN SONG MIT ... kennengelernt haben. Im Durchschnitt waren wir 18 Jahre alt. So hatte jeder von uns genug Zeit, sich vorher auszuprobieren, andere Musik kennenzulernen und zu machen. Das Resultat war dann eher eine recht schnelle Sound-Fin- dung, die sich Woche für Woche verfeinert hat. Man weiß irgendwann, an welchen Schrauben man drehen muss. Langweilig oder eintönig macht es das aber nie. Außerdem ist die Sound­ ästhetik kein objektiv erreichbares Ziel. Darf es auch nie werden. Noch mal zu den Zielen der Band: Gab es von Beginn an große Ambitionen und den Wunsch nach kommerziellem Erfolg? Die großen Ambitionen kann man, glaube ich, kaum leugnen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, diese Band zu unserem Beruf zu machen. Dass es dann zwangsläufig auch wirt- schaftlich laufen muss, ist eher eine logische Konsequenz als eine Begierde. Achtung, Kitsch, aber es ist wirklich so: Primär hat man mit seinen besten Freunden die Zeit seines Lebens und er- lebt recht positiv-strange Dinge, die einem sonst gar nicht über den Weg laufen. Setzt ihr denn aktuell alles auf die Karte Musik? Oder steckt ihr, die ihr ja alle Anfang Zwanzig oder jünger seid, noch in Ausbildungen, Stu- dien und Jobs? Ja, ja und ja. Hier und da mal einen Nebenjob, um über die Runden zu kommen, und eingeschrie- ben ist man vielleicht auch noch. Die Idee ist aber einvernehmlich, jede Lebensstunde in diese Lei- denschaft zu stecken. Was man tatsächlich all- mählich merkt, ist dass die Resonanz auf un- seren alltäglichen Input stetig wächst. Sprich: Man kriegt etwas zurück, was einen wiederum antreibt, unserer Passion weiter zu verfallen. Ei- gentlich fahren wir das Konzept Liebe. Das alles passiert in eurer Heimatstadt Han- nover. Wie erlebt ihr die dortige Musikszene – und zählt ihr euch dazu, oder macht ihr eher euer eigenes Ding? In Hannover gibt es eine unfassbar schöne, blü- hende, kreative Szene, bestehend aus jungen, fortschrittlichen und inspirierenden Menschen. Wir zählen uns auf jeden Fall dazu. Hier kennen und bereichern sich alle gegenseitig. Nahezu eine Hannovi Familia. Interview: Erik Brandt-Höge 27. FEBRUAR 20:00 Uhr; Nochtspeicher Foto: Martin Köhler 14

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