Februar 2019

16 MUSIK Mad Caddies Seit mehr als 20 Jahren bewegen sich Mad Caddies aus Solvang, Kalifor- nien im Fahrwasser von Ska-Punk, Reggae und Pop-Punk und liefern damit den Soundtrack für Skater- sowie Surferboys und -girls. Auch mit ihrem aktuellen Album beherzigt die Band um Sänger Chuck Robertson weiterhin das inoffizielle Bandcredo: „Never Change A Winning Team“. Auf „Punk Rocksteady“ haben die Kalifornier nämlich zwölf Punk-Hymnen im klassischen Mad-Caddies-Gewand versammelt. (kgr) 28. FEBRUAR 20:00 Uhr; Markthalle Kettcar Wenn Kettcar in der Stadt sind, wird’s eng in der Halle. Und laut. Ihre Texte kennt in Hamburg fast jeder. Lokalhelden halt. Nicht erst seit „Landungsbrücken raus“ sind die Jungs um Marcus Wiebusch, der eigentlich aus Heidelberg kommt, aus der Musikszene unserer Stadt nicht mehr wegzudenken. Von Kettcar gibt es hintersinnige Texte, ein- gewickelt in Arrangements, die es sich irgendwo zwischen Indie- und Britpop gemütlich machen. Zuletzt nachzuhören auf dem Album „Ich vs. Wir“ (2017). Wer besonders stilvoll zum Konzert anreisen will, kann die U3 schon an den Landungsbrücken verlassen. Sind so um die 20 Minuten Fußweg zum Großmarkt. (and) 2. MÄRZ 20:00 Uhr; Mehr! Theater Foto: Clemente Ruiz Foto: Andreas Hornoff Foto: Sie drängen sich der breiten Masse nicht gerade auf – und genau das macht Botschaft so interessant. Natürlich ist der Titel ihres Debütal- bums in beide Richtungen interpretierbar, also ebenso ironisch wie realistisch. Im Hörverlauf von „Musik verändert nichts“ wird aber deut- lich: Diese Band meint alles buchstäblich. Wenn Malte Thran, der ein- zige von Botschaft, der nicht in Hamburg, sondern in Berlin lebt, etwa vom „Ufer der Aussichtslosigkeit“ im „Treptower Park“ singt, wird es tiefmelancholisch, gar ein wenig schwermütig. Auch wird ohne jede Aufhübschung von den Härten des Erwachsenwerdens erzählt. Kennt jeder, erzählt aber fast keiner ehrlicher. Die dazugehörigen, ziemlich an Tocotronic erinnernden Gitarren erledigen den Rest in dieser sehr speziellen Stimmungsmache. (ebh) Alice Merton – MINT POP (PAPER PLANE) Alice Merton kann eine eigene Von-der-Tellerwäscherin-zur-Mil- lionärin-Geschichte erzählen. Als Spülkraft in einem Altenheim ver- diente sie sich einst das Geld, um von Mannheim, wo sie an der Popakade- mie studierte, für Aufnahmesessions nach Berlin zu reisen. Mittlerweile hat die „No Roots“-Sängerin über eine Million Songs verkauft, mehr als 300 Millionen Streams und Platin- platten aus zig Ländern. Nach der Überhit-Single kommt nun ihr erstes Album. Und zwar eins, dass mit seinen süßen Melodien, lockerleichten Rhythmen, pop-rockigen Arrangements und Whoop-Whoop-Gesängen ganz „Roots“-mäßig sehr vielen gefallen könnte, das aber doch nicht so glatt produziert ist, um all zu leicht in die Mainstream-Schublade gesteckt zu werden. (ebh) ★ ★★★★ Die Türen – Exoterik SPACE-ROCK (STAATSAKT) „Heute ist Welthundetag, und wir gehen in den Park und lassen uns kraulen.“ So absurd das neue Die Türen-Album beginnt, so geht es na- türlich auch weiter, meist per Slo- gans. Da werden etwa die schnöden Nebenkosten zum großen Thema („Miete, Strom, Gas“), es wird „Abgehauen“ und das „Rave-Regime“ gewürdigt, jeweils in textlicher Superkürze von wenigen Sätzen oder nur Wörtern. Gegenpart ist Türen-typisch die musikalische Opulenz. Space-Rock, Diskurs-Pop, Psychedelic, Dub: Alles drauf auf „Exote- rik“, diesem im besten Sinne verstörenden Kunststück von einem Album. Die Haus- und Hofband des Staatsakt-Labels hat mal wieder einen rausgehauen: mit Haltung und Spektakel auf allen denkbaren Ebenen. (ebh) ★★★★★ ★★★★★ PLATTE DES MONATS Botschaft – Musik verändert nichts INDIE-ROCK (TAPETE) PLATTE DES MONATS

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz